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Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer

Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer

Titel: Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Für morgen für immer
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gewisser Weise ein Rätsel. Claire mochte ihn aber und war ihm eine zuverlässige Sekretärin. Er war schlank und grauhaarig, und die tiefen Linien in seinem Gesicht deuteten auf schwere Zeiten in seinem zweiundfünfzigjährigen Leben. Claire vermutete, dass Sam eine interessante Vergangenheit besaß, aber er sprach nie darüber. Sie wusste eigentlich nur, dass seine Frau vor zehn Jahren gestorben war und er ihr noch immer nachtrauerte. Ihr Foto stand noch immer auf seinem Schreibtisch, und manchmal betrachtete er es mit solch schmerzlicher Sehnsucht, dass Claire sich abwenden musste.
    „Hast du an etwas Neuem gearbeitet?“, fragte sie und deutete auf den Notizblock, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag.
    „Ich möchte diese neue Legierung verstärken. Bisher ist es mir aber nur gelungen, sie entweder schwerer oder brüchiger zu machen.“
    Sein Ziel bestand in der Entwicklung eines Metalls, das nicht nur stark, sondern auch leicht war, um Antriebsenergie einzusparen. Die modernen Legierungen dienten nicht nur statischen Zwecken in Form von T-Trägern, sondern wurden auch in der Raumfahrt verwendet und eröffneten neue Möglichkeiten im Überlandtransport. Nachdem eine neue Legierung entwickelt worden war, mussten Wege gefunden werden, sie billig genug zu produzieren, damit die Industrie sie benutzen konnte.
    Zu Beginn ihrer Tätigkeit für Sam hatte Claire geglaubt, dass es sich um reine Routine handelte, wie in einem gewöhnlichen Stahlwerk. Doch schon bald hatte sie ihren Irrtum erkannt. Die Forschungsarbeiten waren faszinierend und die Sicherheitsvorschriften streng. Sie liebte ihre Arbeit, und ganz besonders an diesem Morgen, da sie von Max abgelenkt wurde.
    Seit Claire ihn am Freitag kennengelernt hatte, beherrschte er ihre Zeit und ihre Gedanken. Er hatte sich so entschieden und gelungen in ihr Leben gedrängt, dass sie ihm nicht einmal im Schlaf entkommen konnte. In der vergangenen Nacht war sie immer wieder aufgewacht und hatte sich eingeredet, dass sie ihn nicht liebe, ihn nicht lieben durfte. Doch immer wieder war sein Bild vor ihr aufgetaucht und hatte ihr den Atem genommen, und ihr verräterischer Körper war vor Verlangen erglüht.
    Sie hatte Angst. Es war dumm und leichtsinnig, Max zu lieben. Einerseits, weil sie sich nie wieder den Qualen der Liebe aussetzen wollte, andererseits, weil er nur Freundschaft wollte. Wie schrecklich, wenn er erriet, dass sie wie alle anderen war und sich wie ein liebeskranker Teenager nach ihm verzehrte!
    Am späten Vormittag rief Sam sie zum Diktat zu sich, doch schon bald lehnte er sich schweigend in seinem Stuhl zurück und blickte sie stirnrunzelnd an. Claire wartete geduldig. Sie wusste, dass er in Gedanken versunken war und sie vermutlich gar nicht wahrnahm.
    Schließlich erhob er sich und stöhnte leise, als seine steifen Muskelnprotestierten. „Tage wie dieser erinnern mich an mein Alter“, murrte er und rieb sich den Rücken.
    „Nächte am Schreibtisch erinnern dich an dein Alter“, korrigierte Claire.
    Er nickte zustimmend, trat ans Fenster und blickte auf das Dach seines Labors. „Ich habe am Wochenende einige Gerüchte gehört. Nichts Konkretes. In diesem Fall jedoch neige ich dazu, ihnen zu glauben. Ausländische Kreise scheinen Aktien von uns aufkaufen zu wollen. Das gefällt mir nicht, ganz und gar nicht.“
    „Eine Übernahme?“
    „Möglich. Bisher hat keine Bewegung in unseren Aktien stattgefunden, kein plötzlicher Anstieg in Preis oder Nachfrage. Demnach könnten die Gerüchte unbegründet sein. Aber da ist noch etwas anderes, das mich beunruhigt. Es ist ein weiteres Gerücht im Umlauf – über die Titanlegierung, an der ich gerade arbeite.“
    Sie blickten sich schweigend an, waren sich beide der möglichen Konsequenzen bewusst. Die Legierung, die Sam entwickelt hatte, war ihren Vorgängern in Stärke und Leichtigkeit derart überlegen, dass sie unglaublich weitreichende Möglichkeiten eröffnete, obgleich sich der Produktionsprozess noch im Versuchsstadium befand. Sam war der Einzige, der sämtliche Formeln kannte, aber notgedrungen wussten die Mitarbeiter in Labor und Produktion davon. Die Sicherheitsvorkehrungen waren ungewöhnlich streng. Doch wenn erst einmal Informationen durchsickerten …
    Schließlich sagte Claire: „Diese Angelegenheit ist zu heikel, als dass die Bundesregierung einer ausländischen Firma Zugang zu dieser Legierung gestatten würde.“
    Sam starrte wieder aus dem Fenster. „Ich habe immer versucht, unabhängig zu

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