Linda, H: Winterherzen: Für morgen, für immer
wütend bist, aber du wirst mir trotzdem zuhören – auch wenn ich dich in meine Wohnung schleifen und anbinden muss.“
„Ich bin nicht wütend“, stellte Claire klar, und es entsprach der Wahrheit. Sie fühlte sich zu sehr verletzt, um wütend zu sein. Ihre Erschöpfung wuchs, und sie verspürte ein leichtes Zittern im Innern. „Wie du betont hast, bin ich jetzt deine Angestellte. Wenn du also nicht willst, dass ich heute Abend noch arbeite, dann lasse ich es. Aber ich gehe trotzdem nicht mit dir. Gute Nacht, Mr. Conroy.“ Sie griff nach ihrer Tasche und erhob sich.
Max ergriff blitzschnell und hart ihren Arm. „Nenne mich nicht Mr. Con roy.“
„Warum nicht? Ist das auch ein falscher Name?“
„Nein, genauso wenig wie Benedict. Das ist mein zweiter Vorname.“
„Wie angemessen. Benedict Arnold war auch ein Spion.“
„Verdammt, ich habe nicht spioniert. Ich habe keine Papiere eingesehen, keine Gespräche abgehört. Du hast mir die Informationen gegeben, ohne irgendwelchen Druck von meiner Seite.“
„Du hast dich auf Virginias Party an mich herangemacht, weil du wusstest, dass ich hier arbeite.“
„Das ist völlig unwichtig. Zugegeben, ich habe mich dir vorsätzlich vorgestellt. Ich hielt es für möglich, hilfreiche Informationen über ‚Bronson Alloys‘ zu erhalten.“ Er schüttelte sie leicht. „Aber was macht das schon?“
„Nichts, gar nichts.“ Sie blickte hinab auf seine Hände und bemerkte kühl: „Du tust mir weh.“
Max ließ sie los, beobachtete mit seltsam verschleiertem Blick, wie sie ihre Oberarme rieb. „Das war rein geschäftlich. Es hat nichts mit uns zu tun.“
„Wie schön für dich, dass du die einzelnen Bereiche deines Lebens in saubere kleine Fächer einordnen kannst, ohne dass sie sich berühren. Ich bin nicht so. Wenn eine Person auf einem Gebiet unehrenhaft ist, dann halte ich sie in anderer Hinsicht auch dafür.“
„Sei nicht so verdammt unvernünftig und …“ „Das war ein richtiger Blitzkrieg, den du da geführt hast“, unterbrach Claire ihn mit erhobener Stimme. „Weiß Anson Edwards eigentlich, was für einen Volltreffer er in dir hat? Hat dir je eine Frau widerstanden, wenn du deinen Charme aufdrehst? Ich bin völlig darauf hereingefallen. Du kannst dir also auf die Schulter klopfen.“ Mit funkelnden Augen spottete sie. „Du armer Mann! So hübsch, dass die Frauen dich nur wie einen Körper ohne Seele behandeln, dass du keine wahren Freunde hast! Du wusstest genau, wie du mir beikommen konntest. Du hast deinen Charme spielen lassen, die nötigen Informationen erhalten, und dann bist du abgetanzt. Ich habe mich wie ein Narr benommen, aber glaub nicht, dass mir so etwas noch einmal passiert. Ich bin eigentlich nicht dumm.“
Atemlos wandte sie sich ab, strich sich mit zitternder Hand über die Stirn. Vielleicht war sie doch dumm. Die Erfahrung mit Jeff hatte sie zwar vorsichtig werden lassen, aber nicht vorsichtig genug. Erneut hatte sie sich in einen gut aussehenden, charmanten Mann verliebt und sich wie ein Dummkopf erträumt, er könne ihre Liebe erwidern.
„Ich bin nicht abgetanzt!“, schrie Max und starrte Claire zornig an. Er verlor nur sehr selten die Beherrschung. Denn es war nur selten nötig. Gewöhnlich bekam er, was er wollte, einfach durch seinen Charme und seine sinnliche Ausstrahlung. Aber auf Claire hatte er von Anfang an sehr extrem reagiert, und die kalte Verachtung in ihrem Blick raubte ihm die Fassung. „Ich bin zurück nach Dallas beordert worden. Du solltest das eigentlich wissen. Du warst mit mir im Bett, als der Anruf kam.“Sämtliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, und aus ihrem Blick sprach plötzlich ein solch nackter Schmerz, dass er zögerte. „Claire …“ Er griff nach ihr, aber sie wich so heftig zurück, dass sie gegen die Tischkante stieß.
„Wie nett von dir, mich daran zu erinnern“, flüsterte sie. Ihre Augen wirkten schwarz in ihrem bleichen Gesicht. „Verschwinde endlich!“
„Nein. Es war schön mit uns beiden, und ich will es wiederhaben. Ich lasse mich nicht aus deinem Leben verdrängen.“
Claire zitterte deutlich, und Max verspürte den Drang, sie beschützend in die Arme zu schließen. Aber er wagte es nicht. Ganz plötzlich war ihre eisige Zurückhaltung vor seinen Augen zerbrochen. Sie war keine unnahbare, beherrschte, gefühllose Frau, keine Herausforderung an seinen männlichen Stolz. Diese Erkenntnis raubte ihm beinahe den Atem, versetzte ihm einen Stich in die Brust. Sie
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