Linda Lael Miller
Bonnies Blick sah, verstummte er.
»Aber
bitte, Webb«, sagte sie kühl, »riskiere ruhig eine Lungenentzündung – aber laß
Earline nicht mit dem Essen sitzen!«
Erstaunlicherweise
hellte Webbs Miene sich bei ihren Worten auf. »Bist du eifersüchtig, Bonnie?«
Verärgert
wandte sie sich ab. Natürlich war sie eifersüchtig, aber nicht auf seine Beziehung
zu Earline. Es war Eli, um den sie sich Sorgen machte. »Entweder nimmst du
meine Einladung an, oder du lehnst sie ab, Webb«, rief sie ihm zu, als sie Rose
Marie zur Treppe trug. »Mir ist es gleichgültig. So oder so.«
Natürlich
blieb er.
Das
Hühnerfrikassee war köstlich, und alle ließen es sich schmecken, außer Rose
Marie, die auf ihrem Stühlchen eingeschlafen war.
Nach dem
Essen entschuldigte Bonnie sich, um ihre Tochter ins Bett zu bringen. Als sie
in die Küche zurückkehrte, hatte Katie Spülwasser aufgesetzt, und Webb räumte
den Tisch ab.
Gerührt
blieb Bonnie in der Tür stehen und betrachtete das friedliche Bild, das sich
ihr bot. Trotz des Zwischenfalls vom Tag zuvor war ihr bewußt, daß es keinen
sanfteren und freundlicheren Menschen auf Erden gab als Webb – weshalb es vernünftig
gewesen wäre, ihn zu heiraten. Aber wenn es um Liebe ging, kannte Bonnie leider
keine Vernunft.
Nachdem
Katie sich auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte, schenkte Bonnie für sich und
Webb Kaffee ein. Eine einzelne Lampe erhellte den Raum und vermittelte ihm eine
solche gemütliche Atmosphäre, daß Bonnie ganz traurig wurde.
Seufzend
drehte Webb die Tasse in den Händen. »Was ich gestern abend getan habe, hat
alles zwischen uns verändert, Bonnie«, sagte er bedrückt.
Es wäre ein
Leichtes gewesen, den Bruch ihrer inoffiziellen Verlobung damit zu
rechtfertigen – aber dafür mochte Bonnie Webb zu sehr. »Ich bin nicht sicher, ob
wir je zusammen gepaßt haben, Webb«, sagte sie ganz offen.
»Was nur
heißen soll, daß du mich nicht heiraten wirst!« entgegnete Webb schroff und
nieste so heftig, daß Bonnie erschrak.
»Mein Gott!
Du hast dich ja ganz schrecklich erkältet!«
»Ich will nicht
über meine Erkältung reden!« knurrte Webb durch sein Taschentuch. »Wirst du
mich nun heiraten oder nicht?«
»Ich bin
erstaunt, daß du mich noch willst – nach all dem Gerede über meine Fahrt nach
Spokane.« Bonnie versuchte, den Mut zu finden, ehrlich zu Webb zu sein, selbst
wenn sie ihn dazu verletzen mußte. Aber wenigstens gab sie ihm so Gelegenheit,
sich eine andere Frau zu suchen, die besser zu ihm paßte.
Webb
stopfte sein Taschentuch in die Hosentasche. »Wundere dich nicht«, sagte er
und schaute ihr ganz offen in die Augen. »Ich würde dich sogar haben wollen,
wenn ich dich in McKutchens Bett erwischt hätte!«
Sag es
ihm! schrie Bonnies
Gewissen. Sag es ihm endlich!
Aber sie
konnte sich nicht dazu überwinden. »Das ist ja furchtbar, Webb! Du bist so ein
netter Mann, auf den jede Frau stolz wäre, und deshalb solltest du auch ein
bißchen mehr Stolz besitzen!«
»Wenn es um
dich geht, Bonnie«, sagte er ernst, »kenne ich keinen Stolz. Ich würde vor dir
kriechen, wenn es sein müßte.«
Bonnie
erstickte fast, so aufgeregt schlug ihr Herz. »Sag das nicht!« flüsterte sie.
»Das bin ich nicht wert – das ist niemand wert!«
Webb war
aufgestanden und zog seinen feuchten Mantel an. »Ich liebe dich«, sagte er,
küßte Bonnie auf die Stirn und ging hinaus.
Bonnie legte
das Gesicht auf die Hände und hielt mühsam die Tränen zurück. Wie ironisch das
Schicksal war! Einerseits wünschte sie, Webb Hutcheson lieben zu können, und
andererseits hoffte und betete sie, daß er eine andere finden würde ...
17
Obwohl
die meisten Stadtbewohner
bereits eine zweistündige Predigt in der Presbyterianischen Kirche oder eine
ähnlich lange Messe im St. Jude's durchgestanden hatten, war das Pompeii
Theater am Sonntagnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt. Niemand wollte
sich entgehen lassen, was Eli McKutchen zu sagen hatte. Auch die Vertreter der
Gewerkschaft waren vollzählig erschienen und besetzten die hinteren Reihen oder
standen in den Gängen herum.
Als
Bürgermeisterin von Northridge beharrte Bonnie auf dem Vorrecht, mit Eli, Seth
und Forbes auf der Bühne zu sitzen.
Die Frauen
im Publikum musterten sie mit unverhohlener Feindseligkeit, aber das kümmerte
Bonnie heute nicht. Indem sie ihr Amt als Bürgermeisterin wahrnahm, wollte sie
sich nur eine Gelegenheit zum Reden sichern.
Eli trat
als erster an das hastig errichtete
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