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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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Schläfe. Es geschah alles
viel zu schnell; nur Minuten zuvor war ein geheimer Schleier gelüftet worden,
und sie war in eine andere Zeit geschlüpft. Sie hatte eine Wahrheit
ausgesprochen, die so lange und so gut verborgen geblieben war, daß sie sie
selbst beinahe vergessen hatte. Und nun wünschte Kenbrook, der sie gestern noch
hatte verstoßen und eine andere Frau heiraten wollen, mit ihr die Ehe zu
vollziehen.
    Während
Gloriana unruhig durch das Zimmer schritt, schaute Dane ihr in belustigtem
Schweigen zu, bis sie sich erschöpft hatte und auf eine Truhe hockte.
    Er ging zur
Harfe auf der anderen Seite des Raums und strich über die Seiten.
    »Wovor hast
du Angst, Gloriana?« fragte er.
    Nervös
befeuchtete sie ihre Lippen. »Ich habe Angst, benutzt und dann verstoßen zu
werden«, erwiderte sie aufrichtig. »Ich befürchte, daß du damit nur den Schock
überwinden willst über das, was ich dir gesagt habe ... und was du gesehen hast
...«
    Wieder
strich er über die Saiten, gelassen und ohne jede Hast. »Wir haben beide Zeit
genug, uns an den Gedanken zu gewöhnen«, meinte er. »Dafür hat Gareth ja
gesorgt.«
    Und dann
begann er, seine Kleidung zu vervollständigen. Als er zum Tisch zurückkehrte,
brachte er ein Schachbrett und Figuren mit.
    Gloriana
beobachtete ihn von ihrem Platz auf der Truhe. »Wie kannst du so ruhig sein«,
fragte sie, als er die Figuren aufbaute, »wenn du mich vor deinen Augen verschwinden
sahst?«
    »Ich habe
schon viele andere merkwürdige Dinge gesehen«, erwiderte Kenbrook, ohne
aufzuschauen. »Geister und Gespenster beispielsweise.«
    Gloriana
schnappte nach Luft und senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Erzähl mir keine
Geschichten! Das kannst du nicht gesehen haben!«
    Er
lächelte. »Es gehen mehr Gespenster in diesem Haufen Steine um«, behauptete,
während er einen Stuhl für Gloriana heranzog und sie mit einer galanten Geste
einlud, Platz zu nehmen, »als in ganz London. Und es gibt sie auch in Hadleigh
Castle.«
    »In solch
alten Gemäuern sieht man viele Schatten und hörte merkwürdige Geräusche«, sagte
Gloriana, stand jedoch auf und ging langsam zu Kenbrook an den Tisch. Er hatte
ihr die Jadefiguren gegeben, und sie drehte das Brett, um mit den
elfenbeinernen zu spielen.
    Kenbrook
saß ihr gegenüber, betrachtete seine starren Truppen und seufzte. »Nach dir«,
meinte er.
    »Edward
behauptete früher immer, römische Soldaten marschierten hier durch die Gänge«,
bemerkte sie, während sie einen Bauern bewegte. »Er wollte mich nur
erschrecken, wie du jetzt vermutlich auch.«
    Auch ihr
Mann versetzte einen Bauern, aber erst nach eingehender Überlegung, und
Gloriana begann zu hoffen, daß er ein leidlich guter Spieler war. Gareth hatte
sie beim Schach noch nie geschlagen, und auch Edward und Cradoc war es nicht
gelungen. Eigg, der Schotte, hatte ihren König einmal schachmatt gesetzt, aber
das war vor fünf Jahren
gewesen, und seither hatte er sie nie mehr besiegt.
    »Wenn ich
dich erschrecken wollte«, entgegnete Dane, »würde ich bis zum Abend warten, um
dir Geistergeschichten zu erzählen. Damit du Schutz in meinen Armen suchen
würdest.«
    Gloriana
machte einen weiteren, scheinbar sehr gewagten Zug, aber sie war sich der
Position und des Nutzens einer jeden Figur genau bewußt. »Es gibt viel zu
regeln zwischen uns.«
    Er
unterdrückte ein Grinsen. »Da bin ich anderer Ansicht, Mylady. Wir haben
unseren Differenzen bisher zuviel Bedeutung zugemessen. Es wird Zeit, daß wir
uns Gedanken über unsere gemeinsamen Interessen machen.«
    »Und die
wären?«
    »Schach zum
Beispiel«, antwortete Kenbrook. »Poesie und Geschichte.« Als er den Kopf hob,
um sie anzuschauen, erkannte sie Belustigung und Zärtlichkeit in seinen
Augen. »Und noch viele andere Freuden.«
    Gloriana
senkte den Blick. »Ich kann dir nicht widersprechen«, gab sie zu und nahm sich
seinen Läufer. »Ich liebe Schach.«
    Kenbrook
lachte. Und dann, mit drei Zügen, setzte er ihren König matt.
    »Liebst du
mich, Gloriana?« fragte er, während sie noch über diese rasche und gänzlich
unerwartete Niederlage staunte.
    Offen
erwiderte sie seinen Blick. »Ja.«
    »Möchtest
du wirklich meine Frau sein und meine Kinder gebären?«
    »Ja.«
    »Dann mußt
du auch mein Lager teilen.«
    Gloriana
betrachtete ihn eine Weile. »Angenommen, ich würde dir nicht gefallen?«
    Kenbrook
lächelte. »Ich bin bereits sehr zufrieden mit dir«, sagte er und reichte ihr eine
Hand. »Du kannst mir nur Freude schenken,

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