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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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betäubt. Schweigend stolperte sie neben dem Mann her, der sie in sein
Jackett gehüllt hatte, zu verwirrt, um etwas anderes zu tun, als sich von ihm
führen zu lassen.
    »Ich bin
Lynford Kirkwood«, stellte er sich vor. »Mein Auto steht dort hinten am Tor,
und meine Praxis ist ganz in der Nähe. Ich werde Sie dort hinbringen und Ihnen
heißen Tee und trockene Kleider geben. Und dann werden wir uns unterhalten.«
    Gloriana
schwindelte von der Anstrengung, die es für sie bedeutete, den Sinn seiner
Worte zu erfassen. Sie wußte, daß sie auf die Güte, die sie in diesem ruhigen,
bedächtigen Mann spürte, angewiesen war, und nickte deshalb nur, während sie
versuchte, sich zu entsinnen, was ein > Auto < war. Die Erinnerung stellte sich ein, als sie es sah: ein benzinbetriebenes
Gefährt mit Glasfenstern. Als Kirkwood die Tür für Gloriana öffnete, schaute
sie sich sehnsüchtig nach Kenbrook Hall um.
    Doch die
Burg war nur noch eine Ruine, nicht viel mehr als ein Haufen Steine, bis auf
einen Teil – den Turm mit dem Zimmer, in dem sie und Dane zusammen gefangen
gewesen waren.
    »Steigen
Sie ein, meine Liebe«, drängte der Arzt. »Sie sind bis auf die Haut durchnäßt,
und ich habe den Eindruck, daß Sie einen schlimmen Schock erlitten haben.«
    Gloriana
setzte sich und starrte schweigend durch die regennasse Scheibe. Sie fragte
sich nicht, wie so etwas geschehen
konnte, und sie dachte auch nicht, daß sie den Verstand
verloren haben mußte, obwohl viele das bestimmt behauptet hätten. Nein, sie
begriff jetzt plötzlich, daß
sie in gewisser Weise stets mit etwas Derartigem gerechnet hatte, nicht nur
seit der ausdrücklichen Warnung Elainas.
    Und das
einzig Wichtige war jetzt, einen Weg zurück zu Dane zu finden.
    Mrs.
Bond, die Haushälterin,
stürzte aus der Küchentür, als Kirkwood seinen alten Packard vor dem Haus zum
Halten brachte. Wahrscheinlich hatte jemand angerufen, um ihr Bescheid zu
sagen, daß er wieder einmal einen verletzten Vogel heimbrachte.
    »O Gott«,
rief die ältere Frau, während sie eine Ausgabe der Londoner Times über
ihr kurzes graues Haar hielt, um sich vor dem Regen zu schützen. »Sie ist ganz
blau vor Kälte, und sehen Sie doch nur, wie sie zittert!«
    Lyn
Kirkwood erwiderte nichts, aber er ging zur Beifahrertür und hob die junge
Frau heraus, als wäre sie ein Kind. Mit ihren seltsamen Kleidern und dem langen
Zopf, der mit bunten Seidenbändern durchflochten war, sah sie aus wie eine
Schauspielerin aus einem historischen Theaterstück. Sie hatte während der
ganzen Fahrt kein Wort gesprochen und nur ab und zu etwas Unverständliches vor
sich hin gemurmelt.
    Kirkwood
brachte sie in die kleine Bibliothek, weil dort ein Feuer im Kamin brannte, und
schickte Mrs. Bond nach Decken,
heißem Tee und einem Morgenmantel. Während die Haushälterin das Gewünschte
hole, schenkte er Brandy ein und bot ihn seiner Besucherin an, die heftig zitterte
– viel zu heftig für jemanden, der in einen warmen Sommerregen geraten war.
    Sie starrte
den Brandy einen Moment lang an, nahm dann das Glas in beide Hände und nippte
daran, vorsichtig zunächst,
dann immer durstiger. Als sie das Glas zurückgab, hätte Kirkwood schwören
mögen, daß sie sagte: »Danke, Mylord.«
    Lyn stellte
das Glas fort und setzte sich in einen Schemel. Er war ein guter Arzt, Mitte
Dreißig, liebte sein Heim und
seine Arbeit und war mit seinem Leben recht zufrieden, obwohl er gern eine Frau
und Kinder gehabt hätte.
    »Wie heißen
Sie?« fragte er ruhig.
    Sie
runzelte die Stirn, als versuchte sie, zu verstehen, was er meinte. Als sie
antwortete, verstand er nichts, weil ihre Worte
seltsam verstümmelt klangen, da er sich jedoch für Sprachen interessiert hatte,
erkannte er Form und Beugung ihrer Worte.
    Mittelalterliches
Englisch, dachte er. Beeindruckend. Er machte
einen weiteren Versuch, sich mit ihr zu verständigen. »Lyn Kirkwood«, sagte er
und legte eine Hand auf seine Brust. Sie trug noch immer sein Jackett, und er
merkte jetzt, daß sein Hemd naß vom Regen war.
    Mrs. Bond
kam mit der Decke und dem Morgenrock zurück und berichtete, daß der Tee bald
fertig wäre. »Lassen Sie sie einen Moment allein, Doktor«, sagte sie. »Damit
sie sich umziehen kann. Machen Sie sich keine Sorgen, ich kümmerte mich derweil
um sie.«
    Lyn
runzelte die Stirn, als er aufstand und zur Tür ging. Sie braucht mich nicht
aus meiner eigenen Bibliothek zu scheuchen, dachte er verärgert. Er war
schließlich Arzt, nicht wahr,
und hatte genug

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