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Linda Lael Miller

Linda Lael Miller

Titel: Linda Lael Miller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dein für alle Ewigkeit
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der freieren Sitten des zwanzigsten
Jahrhunderts – noch immer nicht als schicklich galt, daß eine Frau unter einem
Dach mit einem Mann lebte, der weder ihr Gatte, Vater, Onkel oder Vormund war.
    »Ich würde
sehr gern für Sie arbeiten«, erklärte sie daher Janet, die lächelte und ihrem
jüngeren Bruder einen Blick zuwarf, der zu bedeuten schien: Ich habe es dir doch gesagt.
    Lyn stand
am Kamin, und obwohl er während des Gesprächs kein Wort gesagt hatte, hatte er
die ganze Zeit sehr aufmerksam – und auch ein wenig traurig – zugehört.
    »Es besteht
kein Grund zur Eile«, meinte er schließlich und schaute dabei Gloriana an.
    Bevor sie
etwas erwidern konnte, erklärte Janet: »Dies ist ein kleines Dorf, Lynford, und
du bist Arzt. Du mußt deinen Ruf schützen und Miss ... Glorianas ebenso.« Sie
richtete den Blick auf Gloriana. »Wie heißen Sie? Sie haben mir Ihren
Familiennamen nicht genannt.«
    »St.
Gregory«, antwortete Gloriana und wandte sich dann an Lyn. »Ich bin Ihnen sehr
dankbar für Ihre Hilfe, aber Ihre Schwester hat recht. Ich kann nicht länger
bei Ihnen leben.«
    »Unsinn«,
wehrte Lyn rasch ab, und Gloriana sah eine tiefe Röte an seinem Hals aufsteigen.
Ein zorniges Funkeln stand in seinen Augen, als er den Blick auf seine
Schwester richtete. Seine nächsten Worte waren Gloriana ein Rätsel, obwohl
Janet sie bestens zu verstehen schien. »Die gesellschaftlichen Regeln haben
sich seit Viktorias Zeiten verändert«, sagte er gepreßt.
    Janet
nickte, aber sie blieb unnachgiebig. »Das mag schon sein«, gab sie zu. »Aber
wir sind hier nicht in Los Angeles, in Paris und nicht einmal in London. Unsere
Nachbarn, Freunde und Kunden – deine Patienten, Lyn –
sind keine Großstädter. Du darfst ihr Vertrauen in dich nicht erschüttern.«
    Lyn, dessen
Wangen noch immer stark vor Ärger gerö tet
waren, wollte widersprechen, doch Gloriana hob die Hand.
    »Ich möchte
nicht bleiben«, sagte sie ruhig.
    Schmerz
flackerte in seinen Augen auf und wurde augenblicklich unterdrückt. »Nun
schön«, murmelte er nach kurzem Schweigen. »Es ist Ihre eigene Entscheidung.«
    Eine knappe
halbe Stunde später schon fuhr Janet mit Gloriana durch leichten Nieselregen
zur nächsten Ortschaft. Das Wetter war nicht anders als an jenem Tag, als
Gloriana alles hinter sich gelassen hatte, was ihr lieb und teuer war, um in
diese fremde, hektische Welt versetzt zu werden.
    »Sie sind
irgendwie anders«, bemerkte Janet in ihrer ruhigen, unverblümten Art, während
sie durch das beschlagene Glas spähte, das Lyn Windschutzscheibe nannte. Kleine
Ruten, die sich rhythmisch von einer Seite zur anderen bewegten, verwischten
den Regen, und Gloriana betrachtete sie ein, zwei Minuten fasziniert. »Mein
Bruder gibt sich sehr geheimnisvoll in bezug auf Sie«, fuhr Janet fort. »Und
Lyn ist niemals rätselhaft – dieser Mann ist unkomplizierter als ein
Teekessel.«
    Gloriana
seufzte und schloß die Augen, als schliefe sie. Tatsächlich jedoch war sie
hellwach, weil es soviel zu sehen und zu hören gab, so viele neue Eindrücke zu
verarbeiten waren.
    Janet ließ
sich jedoch nicht vom Thema abbringen. »Es wird einige Tage dauern, bis ich
Ihnen beigebracht habe, den Laden zu führen. Eigentlich brauchen Sie nichts
anderes zu tun, als die Kunden zu begrüßen, Anrufe zu beantworten und dafür
zu sorgen, daß um sechs geschlossen wird. Um die Buchführung kümmere ich mich
selbst, wenn ich aus Frankreich zurückkehre.«
    Gloriana
nickte, ohne die Augen zu öffnen. »Ich hoffe, Sie bereuen Ihre Entscheidung
nicht. Ich verstehe sehr wenig oder eigentlich gar nichts vom Handel, wie ich
Ihnen bereits sagte.« Durch ihre langen Wimpern sah sie Janet die Knöpfe am
Radio betätigen, worauf leise, wundervolle Musik erklang.
    » > Handel < «,
wiederholte Janet nachdenklich. »Was für ein seltsames Wort in diesem
Zusammenhang. Woher kommen Sie, Gloriana St. Gregory?«
    Es war
offensichtlich, daß Janet kein kameradschaftliches Schweigen zwischen ihnen
dulden würde. Und dabei hatte Gloriana so gehofft, dem unsichtbaren Orchester
still lauschen zu können. »Ich bin Amerikanerin«, sagte sie, denn so war es.
Wenn es auch nicht die ganze Wahrheit war. »Zumindest bin ich dort
geboren, auch wenn ich den größten Teil meines Lebens in England verbracht
habe.«
    Janet lenkte
den Wagen in eine Kurve, und Gloriana, aus dem Gleichgewicht geraten, richtete
sich erschrocken auf. »Hm«, murmelte Janet, doch obwohl es zweifelnd
klang, stellte sie

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