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Linksträger: Roman (German Edition)

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Titel: Linksträger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Boltz
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willen.«

31 Kartoffelschnaps à la Karlo
    O pa Karlo hat Kohlrouladen gemacht. Sie schmecken genauso zum Kotzen, wie sie aussehen, aber ich lasse mir nichts anmerken und schiebe mir zwei der Krautwickel rein, nur um die Familie gnädig zu stimmen. Oder wie Jana meinte: um des lieben Friedens willen. Tante Gerti ist erst gar nicht zum Essen erschienen. Wahrscheinlich füllt sie im Keller die nächsten Blendgranaten ab. Falco und Nora haben von ihrer standesamtlichen Trauung berichtet. Sie werden mit einer Kutsche und zwei Pferden vorfahren. Ich tippe auf Stuten.
    »Robert …« Nora setzt sich nach dem Essen zu mir und nimmt meine Hand. »Wir wollten dir nur sagen, dass Falco und ich wissen, dass ein Kirchenmann wie du so etwas niemals mit Tante Gerti machen würdest.«
    »Danke, das ist lieb von euch.«
    »Wir wissen ganz genau, woher der Hase weht. Tante Gerti ist halt manchmal sehr schwierig.«
    Ich lasse den Hasen von woher auch immer wehen und entgegne knapp: »Danke.«
    Jana kommt in diesem Moment wieder zur Tür herein und deutet in Richtung Kellertreppe.
    »Robert, du sollst zu Opa Karlo kommen. Er ist im Keller.«
    Ich befürchte das Schlimmste, als ich in den Keller steige und vor einer Tür mit dem Aufkleber »Volkseigener Betrieb« stoppe. Ich klopfe zweimal, und eine Stimme aus dem Inneren murmelt irgendwas Unverständliches. Schon beim Betreten des Raums schlägt mir ein beißender Gestank entgegen, und Dampf steigt auf. Doch hinter einigen Apparaturen schimmert etwas Bekanntes hervor. Ein dunkler Fahrradhelm.
    »Nu, da sinn Se ja. Sie gommen grad reschzeidsch.«
    »Rechtzeitig zu was, Herr Gurke?«
    »Nu, zur Vergöstschung.«
    »Was wird denn verköstigt?«
    »Nu, weesste, ich habma hier ne Dösdilieranlache zusammengehämmerd. Schon seid zwoundvierzsch Jahrn, um genau zu sein. Un heude hab isch Gardöffelschnaps produzierd. Hier, wohl begomms.«
    Ach du Scheiße. Opa Karlo reicht mir ein Schnapsglas.
    »Danke, Herr Gurke. Ich wollte mich übrigens noch mal entschuldigen wegen der Sache gestern Abend.«
    Opa Karlo zieht seine Augenbrauen zusammen. »Der Sache?«, fragt er irritiert.
    »Ja, Sie wissen schon. Die Sache.«
    »Ach, der Sache.« Opa Karlo lächelt verschmitzt. »Dä Gerdi dürfn Si nisch für volle nehmen. Dä läufd nisch mer so ganz uff allen Kanälen.«
    »Ja, das ist wohl wahr. Aber Sie waren ja auch aufgebracht. Ich hoffe, ich habe Sie nicht allzu sehr verärgert.«
    »Ach Bleedsn. Isch hadde nur Bedängen, dass dä Bolizei hier reinschneit un mir meene Dösdilieranlache abmondieren dud. Alsö, Schwamm drüber und Bröst.«
    Alter Drecksack, denke ich und rieche vorsichtig an dem Schnaps, was sich als keine gute Idee herausstellt. Sofort brennt es mir die Nasenschleimhäute weg, und ich beginne zu husten und zu würgen.
    »Nu, sö en guuds Schdöffschen ham Se noch ni gedrungen, ni wahr?«
    Ich möchte antworten, kann aber nicht. Zumindest wundert es mich nicht, dass die halbe Verwandtschaft fast blind ist und er selbst öfter mal der Länge nach aufschlägt.
    »Isch ess ja gern ne Buddr-Bemme zum Gardöffelschnaps, sonst grisch isch wieder nen flodden Oddoh. Verschdandn?«
    »Flotter Otto? Ja, ich denke, ich weiß was Sie meinen.«
    »Nu denn, sö jung komm wir nisch mehr züsammn. Alsö, Helme auf ün lös! Bröst.« Wir stoßen an, und Opa Karlo haut sich den schwarzgebrannten Schnaps in den Rachen, als sei es ein Glas Zup-Brause. Dann schüttelt er sich kurz und schmatzt. »Den hab isch güd hinbegömmen. Rischtisch lägger un nisch zu scharf. Es gähd hald nüschd über nen güden Gardöffelschnaps.«
    Auch ich setze das Glas an und schicke den Kartoffelschnaps auf seine Fahrt in meinen Magen. Schon auf dem Weg nach unten verbrennt er meine Speiseröhre und verteilt sich schneller als die Vogelgrippe über meine Magenschleimhäute. Was danach folgt, wird bei der UN unter dem Begriff Chemische Kriegswaffen strafrechtlich verfolgt.
    »Donnerwetter, Herr Gurke, der hat’s aber in sich.«
    »Nu, lass ma den Herrn Gurge weg, isch bin der Karlö. Wer zusammen saufen gann, gann sisch ooch dutzen, ni wahr?«
    Ich bin glücklich darüber, dass der Gurke-Imperator keinen Groll gegen mich hegt.
    »Okay, ich bin der Robert.«
    »Freud misch, Röbert.« Karlo zaubert Nachschub hervor und kippt nach. »Sölange man nisch aufm Booden liegen dud, oohne sisch festhaldn zu müssen, is man och nisch betrungen. Alsö, Helme auf ün lös! Bröst!«
    Ich kann gar nicht so schnell abwinken, wie das

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