Lions - Hitze der Nacht
aber nicht hieß, dass er sie sich nicht trotzdem holen würde. Dass er sie nicht bekommen würde. Löwen waren schlau. Einer Frau wie dieser begegnete man nur einmal im Leben. Er war nicht so dumm, sie sich entgehen zu lassen.
»Wie heißt sie?«
»Geht dich nichts an. Oh. Entschuldige. Ich meinte Miss Geht Dich Nichts An.«
Brendon verdrehte die Augen und schaute aus dem Fenster. Er war nie glücklicher über das Ende seines Lebens im Rudel gewesen als jetzt. Verdammte Llewellyns.
»Also, warum warst du überhaupt in den Hyänen-Tunneln?«
Brendon war kurz davor, »Geht dich nichts an« zu sagen, beschloss aber, seine rasch wachsende Gereiztheit im Zaum zu halten. »Ich habe meinen Bruder gesucht.«
»Du hast einen Bruder?«
»Ja. Einen jüngeren. Und eine Zwillingsschwester.«
»Wirklich?«
Brendon seufzte tief. »Ja. Wirklich.«
»Das ist so …« Nach ein paar Sekunden zuckte Llewellyn die Achseln. »… uninteressant.«
»Ich weiß. Aber ich weiß es zu schätzen, dass du gefragt hast.«
»Gern geschehen.«
Brendon sah Long Island an sich vorbeirasen, während Llewellyn auf dem Weg zurück in die Stadt und höchstwahrscheinlich zu seiner großbrüstigen Frau mehrere Staats- und Bezirksgesetze brach.
Als sie in den Queens Midtown Tunnel fuhren, fragte Brendon: »Hast du schon Kunden?«
»Kunden?«
»Ja. Deine Schwester sagte, dass du eine Sicherheitsfirma aufziehst oder so.«
»Missy hat dir das erzählt?«
»Ja, klar. Wir haben lange, tiefsinnige Gespräche, Missy und ich. Allie hat es mir gesagt.«
»Oh. Ja. Wir stellen gerade das Team zusammen. Warum?«
»Willst du einen Kunden?«
»Willst du, dass ich deinen Bruder finde?«
»Nein. Ich will, dass du etwas über meinen Bruder herausfindest. Der kleine Scheißer verbirgt etwas vor mir, und ich will wissen, was.«
»Hast du es schon mal mit Fragen versucht?«
»Als ich tatsächlich mal mit ihm gesprochen habe. Aber er erzählt mir einen Scheißdreck.«
»Wann hast du das letzte Mal von ihm gehört?«
»Alle paar Tage spricht er mir auf die Mailbox. Manchmal erwischt er mich auch am Telefon, aber er will mir nicht sagen, wo er ist. Das letzte Mal, dass ich tatsächlich mit ihm gesprochen habe, ist schon ungefähr zwei Wochen her. Dann sagte mir Petrov in der Nacht, bevor er starb, dass er Mitch im Chapel gesehen habe. Ich hatte gehofft, dass er zurückkehren würde. Deshalb war ich dort.«
»Okay. Wir schauen mal, was wir herausfinden können.«
»Danke.«
»Und wir werden dir eine gesalzene Rechnung stellen.«
Brendon sah wieder aus dem Fenster und fragte sich, wo seine langbeinige Schönheit wohl gerade sein mochte – und ob sie nackt war. »Ja. Dachte ich mir.«
Ronnie klopfte ihre Taschen ab und merkte schnell, dass sie ihren Zimmerschlüssel nicht dabeihatte. Doch als er vor ihrem Gesicht erschien, war sie auch nicht überrascht. Die ganze Meute hatte Schlüssel zu den Zimmern der anderen.
Das Leben in der Meute – definitiv nicht für jeden gemacht.
Sie schnappte nach dem Schlüssel, drehte sich um und lächelte in das gutaussehende Gesicht von Bobby Ray Smith hinauf. »Danke, Bobby Ray. Wo hast du ihn gefunden?«
»Im Krankenhaus, zusammen mit deinem Pulli, deiner Jacke und deinem dicken, hochtrabenden Lehrbuch.« Er sah sie einen Augenblick an, dann sagte er: »Du hättest uns anrufen sollen, Kleine. Sobald die Lage schlimm wurde, hättest du uns anrufen müssen.«
»Ich bin damit fertiggeworden, oder etwa nicht?«
»Das ist nicht der Punkt. Du weißt, wie manche werden, wenn sie Fieber haben. Es hätte sehr schlecht für dich ausgehen können, Schätzchen.«
»Ich bin damit fertiggeworden.«
Sie mochte Bobby Ray gern, aber in ihrem Leben gab es schon genug große Brüder. Sie hatte nicht vor, sich noch mehr dazuzuholen. »Ich bin müde, Bobby Ray.«
»Na gut. Tut mir leid, wenn ich dich gedrängt habe.«
Nur Bobby Ray würde das für Drängen halten. Für die Reeds war das die übliche Konversation beim Familienabendessen, bevor das Zerfleischen begann. »Keine Sorge. Wenn es mich wirklich geärgert hätte, wäre ich dir inzwischen schon an die Kehle gegangen.«
»Ich habe mich immer gefragt, woher deine Brüder diese Narben am Hals haben.«
»Kommen sie hierher?«, fragte sie, und ihr graute vor der Antwort.
»Wahrscheinlich. Zumindest zu Besuch, bevor sie sich entscheiden. Sich von der Meute zu trennen, ist nie einfach. Und mein Daddy wird dafür sorgen, dass es nicht leicht für sie wird.« Er gab ihr
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