Lions - Leichte Beute (German Edition)
hatte, dass sie zusammensaßen und über den armen Kleinen aus West Philly lachten oder einfach so taten, als existierte er gar nicht. Jetzt wusste er es besser. Er wusste, er hatte Glück gehabt, dass er bei seiner Mutter und ihrem Rudel aufwachsen konnte. Inzwischen war ihm klar, dass Brendon und Marissa es kein bisschen leichter gehabt hatten als er. Sie alle liebten ihren Vater, aber er war distanziert und launisch, wie die meisten Männer der alten Schule. Während sein Vater ein Imperium aufbaute, hatten die Zwillinge nie ein sonntägliches Grillfest mit lauten, herrischen Frauen gehabt, die fluchten wie die Matrosen, und nie ein Footballspiel, bei dem fast fünfundzwanzig Verwandte kamen, um ihn anzufeuern, als wäre es der Super Bowl .
Letztendlich wollte Mitch Bren auch nicht verlieren … oder Marissa … oder sonst jemanden. Aber er musste das Richtige tun – er musste seine Aussage machen. Wenn er O’Farrell jetzt nicht aus dem Verkehr zog, hatte er das Gefühl, dass keiner es je tun würde. Und falls das passierte, wie vielen fünfzehnjährigen Prostituierten würde dann noch die Kehle durchgeschnitten werden, bevor der alte Mistkerl starb?
»Vielleicht lässt sich ja etwas machen«, log er und betete, es möge tatsächlich wahr werden. »Vielleicht irgendeine Besuchsregelung.« Mitch grinste. »Aber du wirst mich in der Pampa von East Ohio besuchen müssen, oder wo immer sie mich hinschicken.«
»Du? Im Mittleren Westen? Bei dem Gedanken schaudert mich.«
»Ich komme ziemlich gut klar im Süden. Sie lieben mich hier.«
»Nur, weil du Ball spielen kannst.«
»Und ich spiele gut!«
»Apropos« – Bren schaute auf die Uhr – »wir haben in ein paar Stunden Training, und ich muss vorher noch eine Runde schlafen.«
Gemeinsam verließen die Brüder die Seitengasse und trafen Sissy und Ronnie Lee vor dem Restaurant. Mitch runzelte die Stirn, als er Sissys Gesicht sah. Sie sah aufgebracht aus, versuchte aber sofort, es zu verbergen, als sie ihn entdeckte. Er wollte nicht, dass sie etwas vor ihm verbarg.
»Was ist los?«
»Nichts.« Ronnie Lee ging um Brendon herum und zog seine Brieftasche aus seiner Hosentasche. »Wir gehen shoppen.« Sie nahm seine Kreditkarte heraus und steckte die Brieftasche zurück.
»Wir sehen uns beim Training, Jungs.« Sissy wandte sich zum Gehen.
»Warte.« Er wartete, bis Sissy ihn ansah. »Komm her.«
Sie kam zu ihm herüber.
»Näher.«
Sie lächelte – ein echtes Lächeln – und trat noch näher.
»Jetzt küss mich.«
»Hier draußen? Vor allen Leuten?«
»Ja. Hier draußen. Vor allen Leuten.«
»Na ja, wenn du so fordernd und unangenehm wirst, wie kann ich da widerstehen?« Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und schlang ihm die Arme um den Hals. Sie küsste ihn lange und ungeniert. Mitch verlor sich in dem Kuss, legte die Arme um ihre Taille und zog sie eng an sich. Er hatte keine Ahnung, wie lange sie so da standen, aber plötzlich hatte Ronnie Sissys Arm in der Hand und zog sie fort.
»Du meine Güte, ihr zwei! Besorgt euch ein Zimmer!«
»Kann ich ja wohl schlecht, wenn du mich wegschleppst!« Sissy schaute über die Schulter zurück und zwinkerte Mitch zu.
Mitch und Bren sahen ihnen nach, als die beiden die Straße entlangschlenderten, lachten und sich gegenseitig schubsten wie die Welpen – Ronnie in winzigen Sportshorts und einem abgeschnittenen T-Shirt und Sissy in ihrer abgeschnittenen Jeans und einem engen Tanktop.
Und beide Brüder knurrten.
Kapitel 23
Während sein Bruder schlief und Sissy beim Shoppen war, hatte Mitch zwei Stunden Zeit bis zum Training, und das war ganz einfach zu lange, um herumzusitzen und nachzudenken. Also ging er sich etwas zu essen suchen.
Als er in die Bäckerei kam, war er überrascht, wie herzlich ihn die Tanten empfingen. Sie behandelten ihn eigentlich, als gehörte er zur Familie, und er genoss es.
»Setz dich her, mein Kleiner.« Francine zog einen Stuhl heraus und klopfte mit der Hand auf die Sitzfläche. Er lächelte und setzte sich an den Tisch.
»So nennt mich meine Mom manchmal.«
»Ich habe sie auf der Hochzeit kennengelernt, stimmt’s?« Als Mitch nickte, lächelte Francine. »Ich mochte sie. Eine Frau nach meinem Geschmack. Nicht so hochnäsig, wie manche von eurer Art manchmal sein können. Also, was für eine Sorte Kuchen möchtest du heute, Schätzchen?«
»Der Zitronenbaiserkuchen war so gut.«
»Dann also Zitronenbaiser.«
Janette brachte ihm den Kuchen. Und zwar nicht nur ein
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