Lions - Wilde Begierde (German Edition)
und sie ließ die Haarsträhnen los und griff eine neue Handvoll. »Du hast wirklich erstaunliche Haare«, sagte sie, ohne ihn weiter nach seiner militärischen Vergangenheit zu fragen. »Ich kenne Frauen, die ein Vermögen für so eine Färbung zahlen würden.«
Er glaubte nicht, dass sie das Thema wechselte, weil es ihr unangenehm war. Fast alle Gestaltwandler wussten von der Einheit und was ihre Rolle beim vollmenschlichen Militär war. Nein, er hatte das Gefühl, sie wechselte das Thema, weil es ihr nichts ausmachte, was er früher einmal getan hatte. Zumindest nicht so, wie es seine Eltern störte. Andererseits war Gwen eine Frau, die keine Gefangenen nahm. So war sie erzogen, so lebte sie. Er erkannte es daran, wie brutal sie gegen McNelly gekämpft hatte. Keine Bluffs, kein warnendes Knurren oder kleine Kratzer, um ihren Standpunkt klarzumachen. Er konnte sich leicht vorstellen, dass diese zwei Frauen kämpften, bis eine oder beide tot waren.
»Was für ein Shampoo benutzt du?«, fragte sie.
»Das, das gerade im Angebot ist, wenn ich einkaufen gehe.«
Ihr Mund blieb offen stehen, dann lachte sie. »Mein Bruder würde tot umfallen, wenn er das hören würde. Seinen ersten Job mit sechzehn hat er sich gesucht, damit er seinen Conditioner bezahlen konnte. Und bevor du fragst: Ja, er war so teuer.«
»Ich bin zu faul für den ganzen Kram.«
»Du hast auch keine mächtige Mähne. Ein Zeichen der sexuellen Reife und Stärke bei Löwen.«
Lock hatte während seiner Militärzeit mehr als genug männliche Löwen erlebt, deshalb konnte er nur entnervt die Augen verdrehen.
Sie hob noch ein Büschel seiner Haare hoch. »Es würde nicht schaden, sie ein bisschen in Form zu bringen. Ich habe meine Schere dabei, ich könnte es hier machen.«
»Nein.«
»Falls du dir Sorgen machst: Ich habe eine Lizenz.«
»Als Klempnerin.«
»Und als Stylistin. Wenn ich in Mums Laden arbeite, kommen eine Menge Typen, um sich von mir die Haare schneiden zu lassen.« Darauf hätte er gewettet. Die Mistkerle rannten ihr wahrscheinlich die Tür ein.
»Du kannst Haare schneiden?«
Sie zählte an den Fingern ab, als sie antwortete: »Haare, Make-up, Pediküre, Maniküre, und ich kann dir jeden Körperteil wachsen, den du willst.«
»Du wachst bei mir überhaupt nichts!«
Sie beugte sich vor und strich ihm mit dem Daumen über die Augenbraue. »Vielleicht ein paar einzelne Härchen zupfen?«
»Nein.«
»Okay, aber später wirst du dich damit beschäftigen müssen.«
»Womit?«
»Bei deinem Vater wachsen langsam die Augenbrauen zusammen. Und da ihr zwei euch so ähnlich seht …«
Er schob ihre Hand weg. »Die Welt wird mit dem Grauen meiner zusammengewachsenen Altherren-Augenbrauen leben müssen.«
»Na gut. Wenn du meinst.«
»Ich meine.« Lock sah sie eine Weile an, während sie weiter seine Haare untersuchte. »Ich kapier’s nicht.«
»Was kapieren?«
»Du schneidest nicht gern Haare, aber du bist wild entschlossen, meine zu schneiden?«
»Ich frisiere nicht gern täglich, um Geld zu verdienen. Aber meinen Freunden mache ich ständig die Haare. Das macht Spaß. Abgesehen davon, wenn wir das nicht ein bisschen in Ordnung bringen …« – sie kämmte ihm die Haare herunter, bis sie sein Gesicht bedeckten, und lachte – »… wirst du nie ein nettes Hausmütterchen finden, das dir Nachwuchs schenkt und Abendessen macht.«
Er schob ihre Hände weg und schüttelte sich die Haare aus dem Gesicht. »Weil das ja so sexy klingt.«
Sie ließ die Finger an seiner Brust ruhen und sah ihn mit ihren eindringlichen goldenen Augen an, während sie fragte: »Wenn ein nettes Hausmütterchen nicht dein Geschmack ist … was willst du dann?«
Dich. Ich will dich.
Doch etwas sagte ihm, dies sei nicht der richtige Moment, um so etwas auszusprechen – zuzugeben, wie sehr sie ihn und seinen armen Schwanz in den Wahnsinn trieb. Also fiel seine Antwort viel profaner, aber dafür risikofrei aus: »Abendessen. Ich will Abendessen.«
Und zum Beweis griff er neben sich auf den Beistelltisch und nahm die Karte.
»Ich hoffe, sie haben Elch«, brummelte er, während sie ihn eindringlich ansah, aber nichts sagte.
Gwen wusste nicht, auf wen sie saurer war: auf den Bären, weil er ihrem Charme widerstand, oder auf sich selbst, weil sie überhaupt versuchte, charmant zu sein.
Sie musste zugeben, dass sie sich noch nie besondere Mühe gegeben hatte, einen Kerl für sich zu interessieren; hauptsächlich, weil es keinen gab, bei dem sie das
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