Lions - Wilde Begierde (German Edition)
schnaubte, behielt aber die Reißzähne eingezogen, denn es war ein Vollmenschen-Restaurant. »Es wäre deine Schuld gewesen, wenn ich geschnarcht hätte.«
Lock grinste mit vollem Mund. Er schien hier Stammkunde zu sein. Die Kellnerin hatte nicht mit der Wimper gezuckt, als er vier von den »Groß genug, um einen Mann zu töten«-Burgern bestellt hatte. Aber so, wie dieselbe Kellnerin ihn beäugte, wurde Gwen das Gefühl nicht los, er sei vorher immer allein hier gewesen und die Kellnerin habe gehofft, sie wäre eines Tages diejenige, die mit ihm an diesem Tisch sitzen würde.
Pech. Er ist mit mir hier, und ich bin offenbar seine Freundin.
Zumindest für den Moment.
Gwen gähnte mit weit offenem Mund, bevor sie ihre Pfannkuchen in Angriff nahm. Es war fast zwei Uhr, aber sie war auf Frühstück eingestellt gewesen. Zum Glück gab es hier rund um die Uhr Frühstück.
»Du kanntest sie, oder?«, fragte sie.
»Wen?«
»Die Typen in dem blauen Van von gestern Abend. Du kanntest sie.«
»Wahrscheinlich.«
Sie erwähnte die Einheit nicht, denn sie musste es nicht. Mitch hatte ihr einmal erzählt, was sie taten: Sie stellten Opfer dar, um die vollmenschlichen Jäger hervorzulocken, die sich auf Gestaltwandler konzentrierten – und töteten sie dann. »Es ist drei Jahre her, und sie folgen dir immer noch?«
»Vielleicht. Es gab in letzter Zeit ein paar Probleme mit ehemaligen Mitgliedern, deshalb könnte es sein, dass sie mich überprüfen.«
Er wischte sich die Hände an einer Serviette ab, nachdem er seine vier Burger in Rekordzeit verschlungen hatte, und machte sich über seinen Eimer Pommes her, den er in die Tischmitte stellte, um mit Gwen zu teilen.
Er zog sein Handy heraus, und Gwen erstarrte, denn sie glaubte, es sei wieder Blayne. Lock seufzte auf, nachdem er die SMS gelesen hatte, warf Gwen einen Blick zu und fragte: »Macht es dir etwas aus, wenn wir in eine Bar gehen, wenn wir hier fertig sind?«
»Ein paar Stunden mit mir, und schon brauchst du Hochprozentiges?«
Er grinste. »Nein. Aber ich denke mir, du könntest ein bisschen Erholung brauchen, bevor wir wieder zu mir gehen.«
Und verdammt noch mal … er hatte recht.
Lock betrat mit Gwen im Schlepptau die Bar. Er hatte ihr auf der Fahrt dorthin »die Rede« gehalten, wie Ric es nannte. »Dort sind hauptsächlich Vollmenschen. Rede mit niemandem. Sieh niemanden an. Wenn jemand auf dich zukommt, sag mir Bescheid, und ich kümmere mich darum.«
Er war praktisch in dieser Bar aufgewachsen, und er hatte im Lauf der Jahre genug gesehen, um zu wissen, worauf es das Gesindel hier abgesehen hatte. Lock hatte früh gelernt, dass Vollmenschen schlimmer waren als alle Raubtiere, denen er je in der Wildnis begegnet war, und beim Militär hatte sich das nur noch bestätigt. Doch das, was er suchte, befand sich nicht in der Hauptbar. Es war im Hinterzimmer.
Sobald sie eintraten, wandten sich ihnen die Blicke sämtlicher Vollmenschen zu. Wie immer wandten sie sich sofort von Locks direktem Blick ab, konzentrierten sich aber gleich auf Gwen. Er ließ einmal den Kiefer zuschnappen, und alle, die ihn hatten aufwachsen sehen, konzentrierten sich augenblicklich wieder auf ihre Drinks oder Programmpläne für Pferderennen. Ein paar der Neueren, Jüngeren wussten nichts von gewissen Ereignissen der Vergangenheit und starrten Gwen weiter an. Lock konnte förmlich sehen, wie sie überlegten, ob sie den Kampf wert war – und sie war es. Für ihn war sie es wert.
Gwen, eine wahre Katze, schien nichts und niemanden zu bemerken. Sie bewegte sich beiläufig durch die Bar und musterte die Bilder an der Wand und die antike Jukebox in der Ecke. Doch als sie sich dem Flur näherten, der ins Hinterzimmer führte, drehte ein neuer Vollmensch, den Lock noch nie gesehen hatte, seinen Barhocker herum und wollte aufstehen. Gwen drehte sich nicht nach ihm um. Sie drehte den Kopf nach ihm um. Gute 180 Grad, wenn Lock hätte schätzen müssen. Sie sagte kein Wort, sie fauchte auch nicht, sie tat nichts weiter, denn mehr als diese Bewegung brauchte es nicht.
Erschrocken drehte der Vollmensch seinen Hocker sofort wieder zum Tresen zurück. Grinsend ging Gwen in den Flur, und gemeinsam strebten sie auf die hintere Tür zu. Gwen griff nach dem Knauf, doch Lock schob ihre Hand weg und schüttelte den Kopf. Er hob die Faust und klopfte. Zweimal. Pause. Zweimal. Pause. Dreimal.
Eine Minute verging, dann öffnete sich die Tür langsam. Der zwei Meter zwanzig große, finster
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