Lions - Wilde Begierde (German Edition)
sich davor und strich mit der Hand über das glatte Holz.
»Und?«
Sie hörte den Bären hinter sich, aber sie beschloss, ihn zu ignorieren. Abgesehen davon – je länger sie den Beistelltisch berührte, desto mehr wollte sie ihn haben. »Wo hast du den her?« Als er nicht sofort antwortete, sah Gwen über die Schulter und war überrascht, wie angespannt er aussah. »Was ist los?« Sie stand auf und legte ihm sanft die Hand auf den Unterarm. »Was ist das Problem?«
»Nichts.« Er zuckte die Achseln und gab zu: »Den habe ich gebaut.«
Gwen blickte auf den Tisch hinab und wieder zurück zu dem Bären. »Nein, ernsthaft.«
»Ich meine es ernst. Ich habe ihn gebaut. Und ich habe eine Eingangstür fürs Haus gezeichnet. Dad will schon länger eine neue.«
Gwen zog das Rennprogramm aus Locks hinterer Hosentasche. Sie war damit aufgewachsen, sich solche Programme anzusehen und ihren eigenen Onkeln mit den Gewinnen und Verlusten zu helfen. Es überraschte sie, dass sie und Lock so viel gemeinsam hatten. Und noch mehr überraschte sie die Zeichnung auf diesem Programm.
Es war nicht einfach eine Tür, wie die MacRyrie-Bären es genannt hatten. Der Entwurf war aufwendig und wunderschön. Als jemand, der den größten Teil seines Lebens mit Zimmermännern und Leuten vom Bau gearbeitet hatte, wusste Gwen, wenn sie etwas Großartiges sah. Aber konnte er so etwas wirklich schaffen?
Gwen trat näher an den Beistelltisch heran und musterte ihn erneut. Dann richtete sie sich auf und ging zum nächsten Stück. Ein Sekretär mit Rolltop, der aussah, als wäre er aus dem neunzehnten Jahrhundert, aber in einwandfreiem Zustand. Sie schob das Rolltop hoch und wieder herunter und betrachtete jeden Zentimeter ganz genau.
» Du hast das gemacht?«, fragte sie nach, denn sie wusste nicht recht, ob sie ihm glauben sollte, aber er sah so nervös und verlegen aus, dass ihr langsam aufging, dass er nicht log. Und wenn er so etwas konnte, dann bezweifelte sie, dass die Tür eine große Herausforderung für ihn wäre.
»Ja. Ich war das.«
» Das ist dein Hobby? Die Holzarbeiten, die du gerne machst?«
»Ja.«
Vorübergehend sprachlos trat sie an ein weiteres Stück heran. Diesmal ein langer Esstisch, für den ihre Mutter getötet hätte, das wusste sie.
»Ein Hobby?«
»Warum sagst du das die ganze Zeit?«
Sie wirbelte zu ihm herum. »Weil ein Hobby Schnitzen bedeutet. Oder Vogelhäuser. Weißt du noch, die Vogelhäuser?«
» Du hast Vogelhäuser gesagt. Ich habe nie Vogelhäuser gesagt.«
»Ein Hobby heißt«, fuhr sie fort, ohne auf ihn zu achten, »ein schlecht zusammengeschraubter Tisch, den deine Freunde nur aus der Garage ziehen, wenn sie wissen, dass du vorbeikommst. Das hier …«, sie umschloss den Raum mit einer Geste, »… das ist kein Hobby.«
Ohne abzuwarten, dass er noch etwas sagte, fuhr sie mit der Hand über den Esstisch. Er sah ähnlich aus wie der Tisch in seinem Elternhaus. Kein Wunder, dass er so komisch reagiert hatte, als sie danach gefragt hatte. Er hatte ihn gebaut! Und auch wenn dieser Tisch hier ein ähnlicher Stil war, konnte sie einen deutlichen Unterschied im Grad der Kunstfertigkeit erkennen. Er entwickelte sich, wurde besser, ein wahrer Künstler in seinem Handwerk.
»Also, wie viel kostet der Tisch?«
Lock legte den Kopf schief. »Wie viel?«
»Ja. Ma würde ihn lieben, und bald ist Weihnachten.«
»Äh …«
»Und versuch nicht zu feilschen. Ich habe von den Besten gelernt.«
»Ich feilsche nicht.«
»Also gut. Wie viel?« Sie zeigte auf sich selbst. »Gib’s mir. Ich kann damit umgehen.«
»Gwen …« Er wirkte so verwirrt. »… du kannst ihn haben.«
»Ihn haben?« Gwen sah den Tisch an, der langsam von einem Weihnachtsgeschenk für ihre Mutter zu einem Weihnachtsgeschenk für Gwenie wurde.
»Lock, das kann ich nicht annehmen. Ich meine, was würdest du dabei verlieren? Vier-, fünftausend? Das ist eine Menge Geld, wenn der Sex dem gerecht werden soll.«
»Ich meine nicht …« Er ließ den Kopf hängen, aber sie sah da ein Lächeln. Er lachte sie nicht aus, es war ein überraschtes Lächeln. Ein Lächeln reiner Freude. »Was ich meine, ist: Ich verkaufe meine Arbeiten nicht. Zumindest noch nicht.«
Sie brauchte einen Moment, bis sie ihn verstand. »Du verkaufst deine Arbeiten nicht? Überhaupt nicht?«
»Nein.«
»Warum? Worauf wartest du?«
Er zuckte die Achseln. »Ich warte darauf, dass sie … besser werden.«
»Besser?« Wow. Der Mann hatte höhere Ansprüche, als
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