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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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Felipe.
    »Gib’s zu, dir war es doch nur peinlich, ein guter Mensch zu sein«, sagte Lisa keck.
    Felipe verschluckte sich fast und musterte sie für einen Moment, bevor sich ein entspanntes Lächeln zeigte, seine Art, ihr zu sagen, dass sie ihn durchschaut hatte.
    »Ich mag den Jungen. Seine Mutter hatte ihn oft mit dabei. Er hat mich nie bei der Arbeit gestört, und mit der Zeit … Er gehörte schon fast mit zum Inventar, zur Familie. Sie war alleinerziehend. Was hätte sie denn machen sollen?« So, wie er es sagte, klang es schon fast nach einer Rechtfertigung. Für einen Moment blickte er auf Luke, der zu ihnen hersah und sie anstrahlte.
    »Ich hab mich gestern gefragt, was ich bei Andreas verkehrt gemacht habe.«
    »Und? Zu welchem Schluss bist du gekommen?«, fragte Lisa.
    »Ich habe ihm das Gefühl gegeben, dass er nie an mich herankommt …«, sagte Felipe und wirkte dabei unendlich traurig. Lisa konnte gar nicht glauben, dass Felipe tatsächlich einen Fehler eingestand. Dass er von sich aus über Gefühle sprach, war ebenfalls ein Novum.
    »Du hast Menschen oft überfordert, Felipe. Mich auch«, wagte sie zu sagen und war froh darüber, endlich die Gelegenheit zu haben, das ihm gegenüber so offen aussprechen zu können.
    Felipe nickte nur und blickte ins Leere. »Du zahlst für alles einen Preis. Manchmal früher, manchmal später«, sagte er dann mehr zu sich selbst.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich wollte nach oben. Verstehst du? Ich wollte nicht so enden wie mein Vater …«
    Lisa erinnerte sich, dass er von seinen Eltern so gut wie nie etwas erzählt hatte. Sie waren beide schon tot gewesen, als sie Felipe kennengelernt hatte.
    »Er ist auf dem Feld gestorben. Hitzschlag. Meine Mutter ist wenig später gestorben, an einem harmlosen Infekt. Es war kein Geld für den Arzt da … Ich wollte nicht, dass mir so etwas passiert, verstehst du. Mit dreizehn hab ich kapiert, wie die Welt funktioniert. Entweder du stehst auf der Seite der Gewinner, oder du verlierst. Es gibt nichts dazwischen …«, sagte Felipe.
    Das erklärte seine Obsession, immer mehr Reichtümer anzuhäufen, um jeden Preis. »Und jetzt? Denkst du das immer noch?«, wollte sie wissen.
    Felipe zuckte mit den Schultern.
    »Warst du glücklich?«, fragte sie.
    Felipe sah alles andere als glücklich aus.
    »Und du?«, fragte er zurück.
    Nun blieb Lisa nichts anderes übrig, als ebenfalls etwas ratlos dazusitzen, jedenfalls so lange, bis sie den Mut gefunden hatte, seine Frage mit einem Kopfschütteln zu verneinen. »Nicht wirklich. Man lebt … gönnt sich gelegentlich etwas … Ziemlich beschissen, so ein Leben, wenn du mich fragst.«
    Nun kam Leben in Felipes Gesichtszüge. »Ich hätte dich damals nicht gehen lassen dürfen«, gestand er, und wie er es sagte, musste er es auch so meinen.
    »Du wärst nicht glücklich mit mir geworden, Felipe«, räumte Lisa ein und war dankbar dafür, dass Luke in diesem Augenblick angerannt kam.
    »Hey, ich hab auch Hunger«, rief der Junge ihnen zu.
    Sofort war Felipes Aufmerksamkeit auf Luke gerichtet. Lisa atmete auf, denn sie war sich sicher, dass Felipe nicht verstand, was sie damit gemeint hatte, und das war gut so. Warum nur sprudelten neuerdings Dinge aus ihr heraus, die sie gar nicht sagen wollte. Oder etwa doch?
    Auf ihrem Weg zurück überlegte Felipe, was Lisa damit gemeint haben könnte, dass er mit ihr nicht glücklich geworden wäre, wagte es aber nicht, sie darauf anzusprechen. Es fiel ihm beim besten Willen kein einziger Moment ein, in dem er an ihrer Seite unglücklich gewesen war, wenn man von ihrer Schlacht nach der Trennung absah. Irgendetwas war auf diesem Ausritt mit ihr passiert. Sie schwieg. Ihr Blick war zum Horizont gerichtet, und Lisas Verhalten erinnerte Felipe an das letzte Jahr ihrer Ehe. Sie war damals oft in sich gekehrt gewesen. Ihr Schweigen hatte ihn erdrückt, ihn sprachlos gemacht.
    »Es war sehr schön«, sagte sie nur, als sie die Stallungen erreicht hatten. »Danke für den Ausritt!«
    »Nein, ich danke dir«, erwiderte er.
    Lisa nickte nur und sah Luke hinterher, der zu Yolanda lief und, wie man an seinen Gesten in Richtung Stallungen ablesen konnte, wohl aufgeregt von seinem Ausflug erzählte. Auch jetzt schien Lisa jedes weitere Gespräch vermeiden zu wollen.
    Soviel Felipe wusste, würde sie nachmittags den Bus zurück nach Marbella nehmen. Er konnte sich nicht erklären, warum ihm der Abschied so schwerfiel. Sicher war, dass er um all die Jahre an der Seite von

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