Lisa geht zum Teufel (German Edition)
stärker war als ihre Neugier, hielt sie hier zurück und zwar mit solcher Kraft, dass sie es noch nicht einmal mehr schaffte, aufzustehen, um zu Bett zu gehen. Zu schön war der Sternenhimmel, von dem sie annahm, dass Rafael gerade unter ihm schlief.
Delia genoss den morgendlichen Spaziergang durch Felipes Garten. So viele Rosenstöcke und Blumen, Sträucher und Hecken in einem von Hitze versengten Land am Leben zu erhalten musste ein Vermögen kosten. Sicher konnte Felipe es sich leisten, inklusive eines Gärtners, der frühmorgens die Anlage wässerte. Die Spuren des vergangenen Abends hatte sein Personal bereits beseitigt. Im Innenhof, durch den Delia schlenderte, wies nichts mehr auf ein Fest am Vorabend hin. Wann hatte sie sich das letzte Mal so gut auf einer Party amüsiert? Und das lag nicht an den illustren Gästen. Andreas derart auflaufen zu sehen war mehr als nur Genugtuung gewesen. Es war eine Belohnung des Lebens, das auf seine Art immer wieder für überraschende Momente ausgleichender Gerechtigkeit sorgte. Letztlich hatte Felipe sich diesen Schuh anzuziehen. Von nichts kommt nichts! Dass Lisa sich seinerzeit in diesen charismatischen Mann verliebt hatte, war aber auch kein Wunder. Er hatte Format, Ausstrahlung, und die Art, wie er mit seinen Gästen umgegangen war, hatte etwas Verführerisches. Wie schade war es, dass sie während der Feier wegen seiner privaten Turbulenzen, die sie immer noch erheiterten, keine Gelegenheit gefunden hatte, mit ihm mehr als ein paar Worte zu wechseln. Das wollte sie nun nachholen. Felipe war dort, wo ihn der Gärtner vermutet hatte. Er führte gerade eines seiner Pferde aus den Stallungen. Wie sanft er mit diesen Tieren umging! Es hatte sogar den Anschein, dass er mit ihnen sprach. Jetzt war aber sie dran! Felipe hatte sie sofort bemerkt, obwohl er dabei war, sein Pferd zu satteln, und sie höchstens aus dem Augenwinkel gesehen haben konnte.
»Morgen. Na, haben Sie was Schönes geträumt?«, fragte er keck, aber durchaus erfrischend.
»Ich träume nie. Ich hab mir das abgewöhnt, weil ich früher Stunden gebraucht habe, um meine Alpträume abzuschütteln«, entgegnete Delia ähnlich frohgemut.
»So schlimm? Sicher berufsbedingt«, erwiderte Felipe mit einem frivolen Lächeln, das sie aber nicht als Angriff, sondern eher als Aufforderung zu einem Spiel wertete. Männer seines Kalibers steckten früh das Terrain ab, wollten die Machtfrage geklärt wissen. Wie vielen dieser Spezies war sie in ihrem Leben schon an der Bettkante und darüber hinaus begegnet. Felipe entsprach exakt einem der Muster, das sie kannte. Dementsprechend schnell hatte sie die passende Antwort parat.
»Nein, mein Vater hat mich als Kind geschlagen«, sagte sie ernst und amüsierte sich über seine Betroffenheit.
»Das tut mir leid«, sagte er betreten.
Delia lachte, was ihn völlig aus dem Konzept brachte, und fragte: »Wollten Sie nicht etwas in dieser Richtung hören? Oder hätte es Ihnen besser gefallen, wenn ich Ihnen Schauergeschichten aus meinem Repertoire als Domina erzählt hätte?«
Felipe schien nun Gefallen an dem Spiel zu finden. »Ach, Domina waren Sie auch?«
»Wenn Sie mir die Peitsche reichen, kann ich Ihnen gerne eine kleine Kostprobe meines Könnens geben. So etwas verlernt man nicht«, sagte sie und bemühte sich, dabei ernst zu bleiben.
Felipe lachte und zog die Riemen des Sattels fest.
»Aber ein Pferdeflüsterer wie Sie mag es sicher ganz sanft«, schnurrte sie und fuhr mit ihren Händen durch die Mähne seines Pferdes.
Felipe stutzte und taxierte sie.
Diesen Moment kannte sie bei Männern. Es war der Moment, in dem sie ihre Chancen ausloteten. Delia streichelte das Pferd weiter und sah Felipe dabei direkt in die Augen. Er hielt ihrem Blick stand. Das sprach eindeutig für ihn. Charakterstark war der Mann.
»Hören Sie auf, sonst wird das Pferd noch scheu«, sagte er trotzdem und meinte dabei natürlich sich, wenngleich mit einem Augenzwinkern und der Portion Ironie, die Delia an intelligenten Männern zu schätzen wusste.
»Ein Pferd kann man höchstens mit einem Stück Zucker verführen«, sagte Delia verschmitzt.
»Bei Ihren Künsten bin ich mir da nicht so sicher«, erwiderte Felipe und lächelte dabei amüsiert. »Wollen Sie uns beim Ausritt begleiten? Pferde habe ich hier ja genug«, fragte er.
»Ich fühl mich auf zwei Beinen wohler. Außerdem geht mein Bus in einer Stunde.«
»Sie wollen uns doch nicht etwa schon verlassen?«
»Was könnte mich hier
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