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Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Lisa geht zum Teufel (German Edition)

Titel: Lisa geht zum Teufel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tessa Hennig
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vielleicht nicht alt werden, Lisa.«
    Luke, das ausgelassene Energiebündel, und schwer krank? Kaum vorstellbar. Die arme Yolanda. Der arme Luke!
    »Kann man denn gar nichts tun?«
    »Nur wenn er noch ein paar Jahre durchhält … Er braucht mehrere OPs, aber die sind sehr teuer, genau wie die Medikamente zur Blutverdünnung. Wir haben nicht so viel Geld.«
    »Ja, aber wenn diese Eingriffe notwendig sind, dann müsste die Krankenkasse das doch bezahlen.«
    »Meine Tochter ist nicht mehr sozialversichert. Ein Eingriff kostet uns um die siebzigtausend Euro, und es stehen noch mindestens zwei OPs aus.«
    »Noch zwei?«
    »Erst wenn er nicht mehr wächst, hören die OPs auf.«
    »Also noch mal hundertvierzigtausend Euro?«, fragte Lisa mit einem Kloß im Hals. Das musste erst mal sacken, doch dann überlegte Lisa, dass sie noch ganz ordentliche Ersparnisse auf dem Festgeldkonto hatte.
    »Ich könnte euch Geld leihen, aber mehr als achttausend hab ich nicht flüssig.«
    Yolanda war sichtlich gerührt. Sie sah Lisa nur an und fuhr ihr durchs Haar. »Du bist ein Engel, Lisa, aber das musst du nicht. Bisher sind wir mit Spenden gut über die Runden gekommen. Ich mach mir mehr Sorgen, dass bei dem Eingriff irgendetwas schiefläuft. Die Nebenwirkungen der Medikamente sind auch nicht ohne.«
    »Gibt es denn wirklich nichts, was ich tun kann?«, fragte Lisa sicherheitshalber noch mal nach und erntete ein resigniertes Kopfschütteln.
    »Luke hat einen Schutzengel, der auf ihn aufpasst. Es wird schon alles gut werden«, tröstete Yolanda sich.
    Typisch katholisches Spanien. Man verließ sich auf einen Schutzengel. Lisa war sich sicher, dass sie bisher noch keinem begegnet war.
    Yolanda seufzte aufs Neue und starrte auf den Jacaranda, der mittlerweile auch Lisas Blick wieder auf sich gezogen hatte, jedenfalls so lange, bis ein markerschütternder Schrei vom Haus zu ihnen drang. Lisa erschrak. Yolanda sprang wie von der Tarantel gestochen auf und bekreuzigte sich. Wieder ein Schrei, dem ein Peitschenknall folgte.
    »¡Pegame, mi dueña. Pegame, reina de mis sufrimientos!«, tönte es verzweifelt von oben. Das war Rafaels Stimme, und er winselte darum, von »seiner Meisterin geschlagen« zu werden.
    Wieder knallte die Peitsche.
    »¡Fuerte, mi reina. Mas!« Rafael konnten Delias Schläge offenbar nicht stark genug sein, so inständig, wie er darum bat.
    »¡Cállate, cabrón!«, schrie nun auch Delia und gab damit ihrem Sklaven zu verstehen, »sein Maul« zu halten.
    »Wir sollten die Polizei rufen«, sagte Yolanda ängstlich. »Sie bringt den Mann noch um.« Für eine strenggläubige Katholikin war diese Art von Spielchen – nichts anderes konnte es Lisas Ansicht nach sein – sicherlich gewöhnungsbedürftig.
    »Lass nur. Erstens steht er wohl darauf, und zweitens hat er es verdient!«
    Wieder zuckte Yolanda zusammen, als der nächste Peitschenhieb knallte und Rafael laut aufschrie.
    Wer weiß, vielleicht hat Felipe die beiden ja in einem SM-Club kennengelernt, überlegte Lisa und war sich sicher, dass diese Nacht nun endgültig gelaufen war.
    Rafael schlich so leise wie möglich die knarzende Treppe hinunter, was mit einer Plastiktüte in der Hand, deren Inhalt verräterisch schepperte, gar nicht so einfach war. Sein verletzter Knöchel schmerzte gleich noch mehr, weil sein Fuß das Gewicht des Körpers abfedern musste. Katze müsste man sein. Leise Pfoten hatte er jedenfalls nicht gerade. Rafael hoffte inständig, dass Lisa bereits schlafen möge. Bei dem, was er vorhatte, durfte sie ihn auf keinen Fall erwischen. Schon wieder knarrte eine der Treppenstufen. Und dann noch dieser stechende Schmerz bis ins Fußgelenk hinein. Rafael fluchte leise vor sich hin. Diese verdammte Peitsche. Unkontrollierbar! Dabei hatte er Delia noch gesagt, dass sie aufpassen solle, aber das Ding hatte ein Eigenleben entwickelt und ihn ohne Vorwarnung am Fuß erwischt. Zumindest einer der Schreie musste recht überzeugend gewesen sein. Wie konnte nur jemand auf Peitschenhiebe stehen? Er jedenfalls nicht. Noch zwei Stufen. Kein Licht, kein Mucks. Jetzt nur noch möglichst unbemerkt die Tür zum Garten öffnen und anlehnen, damit sie nicht ins Schloss schnappte. Auch diese Etappe lag nun hinter ihm. Rafael griff in die Plastiktüte und holte ineinandergestapelte Kompottschalen heraus, die er im Garten just an den Lücken im Zaun aufstellte, durch die Robertas Artgenossinnen hindurchschlüpfen konnten. Die Gegend war voll mit streunenden Katzen. Jetzt

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