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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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einfach etwas finden, über das man lachen konnte. Man lachte oder zog ein Superheldenkostüm an oder versuchte sich an einem Orgasmus, den die Wissenschaft bislang übersehen hatte.
    Ich nahm die Treppe und rannte beinahe hinunter. Die beiden Polizeibeamten standen zu nah beieinander, Mützen in der Hand, die großen, soliden Schuhe auf meinem schwarzen Marmor. Der Jüngere wurde furchtbar rot.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte ich und funkelte die Empfangsdame an, die mich unter ihrem perfekten blonden Seitenscheitel angrinste.
    »Sarah O'Rourke?«
    »Summers.«
    »Wie bitte, Madam?«
    »Sarah Summers ist mein beruflicher Name.«
    Der ältere Polizist schaute mich ausdruckslos an. »Dies ist eine persönliche Angelegenheit, Mrs. O'Rourke. Können wir uns irgendwo unterhalten?«
    Ich führte sie ins Besprechungszimmer im ersten Stock. Es war in Rosa und Violett gehalten, langer Glastisch, noch ein Neonschriftzug.
    »Kann ich Ihnen einen Kaffee anbieten? Oder Tee? Man weiß vorher allerdings nie genau, was aus der Maschine kommt. Sie ist ein bisschen ...«
    »Sie sollten sich vielleicht lieber setzen, Mrs. O'Rourke.«
    Die Gesichter der Beamten erglühten unnatürlich im rosigen Licht. Sie sahen aus wie Männer aus einem Schwarzweißfilm, den man am Computer koloriert hatte. Den Älteren mit der kahlen Stelle schätzte ich auf Mitte vierzig. Den Jüngeren mit dem kurzen blonden Haar auf Anfang bis Mitte zwanzig. Hübscher Mund. Volle Lippen, sehr appetitlich. Er war nicht schön, aber mich faszinierte seine Haltung und wie er respektvoll den Blick senkte, wenn er sprach. Und Männer in Uniformen haben einfach was. Irgendwie fragt man sich immer, ob sie wohl das Protokoll mit der Jacke ablegen.
    Die beiden hatten die Uniformmützen auf das violette Rauchglas gelegt und drehten sie mit ihren sauberen, weißen Fingern. Beide hielten exakt im selben Moment inne, als wäre ein bestimmter kritischer Winkel erreicht, den sie in der Grundausbildung geübt hatten.
    Sie starrten mich an. Mein Handy, das auf dem Glastisch lag, gab einen überdrehten Klingelton von sich - eine eingehende SMS. Ich lächelte. Das musste Andrew sein.
    »Ich habe leider eine schlimme Nachricht für Sie, Mrs. O'Rourke«, sagte der ältere Beamte.
    »Was soll das heißen?«
    Es klang aggressiver als beabsichtigt. Die Polizisten starrten auf ihre Mützen. Ich musste die SMS lesen. Als ich die Hand nach dem Telefon ausstreckte, bemerkte ich, wie die beiden den Stumpf meines Fingers musterten.
    »Ach, den habe ich im Urlaub verloren. Am Strand.«
    Die beiden Polizisten schauten einander an. Dann wieder zu mir. Der Ältere sprach. Er klang auf einmal heiser.
    »Es tut uns sehr leid, Mrs. O'Rourke.«
    »Aber nein, dazu gibt es keinen Grund. Es ist schon in Ordnung, wirklich. Mir geht es gut. Es ist nur ein Finger.«
    »Das habe ich nicht gemeint, Mrs. O'Rourke. Wir haben die traurige Aufgabe, Ihnen mitzuteilen, dass -«
    »Ehrlich gesagt, man gewöhnt sich daran, dass der Finger fehlt. Erst hat man das Gefühl, man käme gar nicht zurecht, aber dann lernt man, die andere Hand zu benutzen.«
    Ich sah auf. Die beiden betrachteten mich mit grauen, ernsten Gesichtern. Die Neonleuchten summten. Auf der Wanduhr klappte eine neue Minute über die alte.
    »Das Komischste ist, dass ich ihn noch spüre. Meinen Finger, meine ich. Den, der fehlt. Manchmal juckt er sogar. Dann will ich mich kratzen, und es ist natürlich nichts da. In meinen Träumen wächst mein Finger nach, und ich bin so froh, ihn zurückzuhaben, obwohl ich gelernt habe, ohne ihn auszukommen. Ist das nicht albern? Ich vermisse ihn. Er juckt.«
    Der jüngere Beamte holte tief Luft und schaute in sein Notizbuch.
    »Um kurz nach neun heute Morgen wurde Ihr Ehemann bewusstlos in Ihrem Haus aufgefunden, Mrs. O'Rourke. Ihre Nachbarin hörte Schreie und rief die Polizei an, um zu melden, dass sich eine männliche Person offenbar in Not befinde. Die Kollegen begaben sich zu der genannten Adresse und verschafften sich um neun Uhr fünfzehn Zugang zu einem Raum im oberen Stockwerk, wo sie Andrew O'Rourke bewusstlos auffanden. Unsere Beamten bemühten sich nach Kräften, und es kam sofort ein Notarztwagen, doch ich muss Ihnen zu meinem großen Bedauern mitteilen, dass Ihr Ehemann um, äh ... um neun Uhr dreiunddreißig vor Ort als verstorben erklärt wurde.«
    Der Polizist klappte sein Notizbuch zu. »Wir bedauern zutiefst, Madam.«
    Ich griff nach meinem Handy. Die neue SMS stammte in der Tat von Andrew. Sie

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