Little Bee
tropfte weiter. Ich verstand nicht, weshalb mich das so fertigmachte.
»Bee«, sagte ich. »Wir müssen beide einen klaren Kopf bekommen. Wir können nicht zulassen, dass uns die Dinge einfach nur zustoßen.«
Später klopfte jemand an die Tür. Ich riss mich zusammen und machte auf. Da stand Lawrence im Anzug, eine Reisetasche über der Schulter. Ich bemerkte seine Erleichterung und wie er unwillkürlich lächelte, als er mich sah.
»Ich wusste nicht, ob ich die richtige Adresse habe.«
»Da bin ich mir auch jetzt nicht sicher.«
Sein Lächeln verschwand. »Ich dachte, du freust dich.«
»Es geht nicht. Ich habe gerade meinen Mann beerdigt. Und was ist mit deiner Frau?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe Linda gesagt, ich müsste zu einem Managementseminar über Führungsqualitäten. In Birmingham. Drei Tage.«
»Meinst du, sie hat dir geglaubt?«
»Ich dachte, du könntest etwas Unterstützung gebrauchen.«
»Danke, die habe ich.«
Er schaute über meine Schulter zu Little Bee, die im Flur stand. »Das ist sie also.«
»Sie bleibt, so lange sie möchte.«
Lawrence senkte die Stimme. »Ist sie legal hier?«
»Das ist mir scheißegal. Dir nicht?«
»Ich arbeite fürs Innenministerium, Sarah. Es könnte mich meinen Job kosten, wenn ich weiß, dass du eine Illegale versteckst, und nichts unternehme. Theoretisch könnte ich sofort gefeuert werden, wenn ich auch nur den geringsten Zweifel hätte und dennoch durch diese Tür träte.«
»Hm ... dann lass es.«
Lawrence wurde rot, machte einen Schritt nach hinten und fuhr sich durchs Haar.
»Für mich ist das auch nicht angenehm, Sarah. Mir gefällt nicht, was ich für dich empfinde. Es wäre schön, wenn ich meine Frau liebte, und es wäre super, wenn ich nicht für die dunklen Mächte arbeitete. Ich wünschte, ich könnte so idealistisch sein wie du. Aber das bin ich nicht, Sarah. Ich kann es mir nicht leisten, so zu tun, als wäre ich jemand.
Ich bin nichts. Selbst meine Tarnung ist nichts. Drei Tage in Birmingham - Scheiße, ausgerechnet Birmingham! Um in einem Seminar etwas zu lernen, für das ich, wie jeder weiß, schlichtweg ungeeignet bin. Es ist so plausibel, dass es schon tragisch ist, oder? Das war mir klar, noch während ich es mir ausgedacht habe. Ich schäme mich nicht für meinen Ehebruch, Sarah. Ich schäme mich für die blöde Tarnung.«
Ich lächelte. »Jetzt fällt mir allmählich wieder ein, warum ich dich gernhabe. Niemand könnte dir vorwerfen, du wärst eingebildet.«
Lawrence blähte die "Wangen auf und pustete traurig die Luft aus. »Die Beweise sprechen dagegen.«
Ich zögerte. Er griff nach meiner Hand. Ich schloss die Augen und spürte, wie mich meine Entschlossenheit verließ und in seiner glatten, kühlen Haut versickerte. Ich machte einen Schritt ins Haus. Taumelte fast.
»Du lässt mich also herein?«
»Gewöhn dich bloß nicht dran.«
Lawrence grinste, hielt aber auf der Schwelle inne. Er schaute zu Little Bee. Sie kam und trat dicht hinter mich.
»Keine Sorge«, sagte sie. »Sie können mich gar nicht sehen. Sie sind in Birmingham, und ich bin in Nigeria.«
Er lächelte flüchtig. »Ich frage mich, wer von uns beiden zuerst auffliegt.«
Wir gingen ins Wohnzimmer. Batman rammte sein rotes Feuerwehrauto in die Seite einer schutzlosen Familienlimousine. (In Charlies Welt scheint die Notfallversorgung fest in der Hand der Schurken zu sein.) Er blickte auf, als wir hereinkamen.
»Batman, das ist Lawrence. Lawrence ist ein Freund von Mama.«
Batman stand auf und ging zu Lawrence. Schaute ihn an. Seine Bat-Sinne mussten ihm etwas verraten haben. »Bist du mein neuer Papa ?«
»Nein, nein, nein«, sagte ich.
Charlie sah verwirrt aus. Lawrence kniete sich hin, so dass er mit ihm auf einer Höhe war. »Nein, Batman, ich bin nur ein Freund deiner Mama.«
Batman legte den Kopf schief. Die Ohren seiner Kappe klappten zur Seite. »Bist du ein Guter oder ein Böser?«, fragte er langsam.
Lawrence stand grinsend auf. »Willst du das wirklich wissen, Batman? Ich glaube, ich bin einer von den unschuldigen Zuschauern, die in den Comics immer im Hintergrund zu sehen sind. Nur ein Mann aus der Menge.«
»Aber bist du ein Guter oder ein Böser?«
»Natürlich ein Guter«, erklärte ich. »Komm schon, Charlie. Du glaubst doch nicht, dass ich einen Bösen ins Haus lassen würde?«
Batman verschränkte die Arme und presste die Lippen in einer grimmigen Linie aufeinander. Keiner sagte etwas. Draußen hörte man die
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