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Little Bee

Little Bee

Titel: Little Bee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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du fragst, die Antwort lautet nein.«
    Charlie ließ sich widerwillig mitziehen, immer noch zu dem Eisverkäufer zurückschauend. Im Park waren nicht viele Menschen, und wir gingen zu einem eingezäunten Gelände, das Isabella Plantation hieß. Drinnen gab es einen Dschungel aus gewundenen, rankenden Büschen.
    »Was für hübsche Rhododendren«, sagte Sarah.
    Unter ihren glatten, gekrümmten Zweigen war es dunkel und schattig. Draußen war es heiß. Wir kamen auf einen gepflegten Rasen neben einem kleinen See, auf dem Enten schwammen. Sarah breitete eine Decke im Schatten eines Baumes mit rötlicher, abblätternder Rinde aus. Auf einem Messingschild war der Name zu lesen. In der Isabella Plantation wehte kein Wind. Die Oberfläche des Sees war ölig und glatt. Der Himmel spiegelte sich darin. Wasser und Himmel reckten sich einander entgegen, und die Linie, an der sie aufeinandertrafen, war verschwommen und ungewiss. Im See schwammen große Fische, durchbrachen aber nicht die Oberfläche. Man sah nur die Wirbel im Wasser, wo sie gewesen waren. Ich schaute Sarah an, und sie schaute mich an, und wir merkten, dass wir nicht lächeln konnten.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Es erinnert dich an den Strand, nicht wahr?«
    »Schon gut. Es ist ja nur Wasser.«
    Wir setzten uns auf die Decke. Im Schatten war es kühl und friedlich. Überall auf dem Rasen ließen sich Familien nieder, um den Tag zu genießen. Bei einer Familie musste ich zweimal hinschauen. Es gab einen Vater und eine Mutter - und ein kleines Mädchen, und der Vater machte Tricks mit einer Münze, um seine Tochter zum Lachen zu bringen. Er warf die Münze in die Luft, und ich sah sie durch den leuchtend blauen Himmel schwirren, und das Sonnenlicht blitzte auf dem Gesicht der Königin von England - die die Lippen bewegte und sagte, Gütiger Himmel, mir scheint, wir fallen -, und dann landete sie wieder in der Hand des Mannes, und diese schloss sich um die Münze, und seine Hand war sehr dunkel, noch dunkler als meine Haut. Und seine Tochter lachte und versuchte, seine Finger auseinanderzubiegen, und ihre Haut war viel heller als die des Vaters - sie war hell wie die Stöcke, die Charlie überall einsammelte. Und die Mutter lachte auch und half ihrer Tochter, die Hand des Vaters zu öffnen, und die Haut der Mutter war so weiß wie die von Sarah.
    Ich würde gar nicht erst versuchen, den Mädchen aus meinem Dorf das zu erklären, denn sie würden es nicht glauben. Wenn ich ihnen sagte, dass es hier Kinder gab, die schwarze und weiße Eltern hatten, die einander im Park bei der Hand hielten und miteinander lachten, würden sie nur den Kopf schütteln und sagen, Die kleine Miss Weitgereist denkt sich mal wieder Geschichten aus.
    Aber ich schaute mich um und merkte, dass es noch andere solche Familien gab. Die meisten waren weiß, aber es gab auch schwarze und ebenso viele gemischte wie schwarze. Ich lächelte, als ich das sah. Ich dachte bei mir, Little Bee, an diesem Ort gibt es kein die. Diese glücklichen Menschen, diese gemischten Menschen, die eins und auch das andere sind, diese Menschen sind du. Niemand wird dich vermissen, und niemand sucht nach dir. Was also hindert dich daran, in dieses gemischte Land hineinzugehen und ein Teil davon zu werden? Ich dachte bei mir, Little Bee, genau das solltest du tun.
    Charlie zog an meiner Hand. Er wollte sofort Gotham City bauen, und wir gingen zusammen an den Rand des Rhododendrondschungels. Dort gab es viele helle, glatte Stöcke. Wir arbeiteten lange. Wir bauten Türme und Brücken. Wir bauten Straßen, Eisenbahnlinien und Schulen. Dann bauten wir ein Krankenhaus für verletzte Superhelden und ein Krankenhaus für verletzte Tiere, weil Charlie meinte, seine Stadt brauche beides. Charlie konzentrierte sich sehr. Ich sagte zu ihm: »Willst du nicht dein Batmankostüm ausziehen?« Doch er schüttelte den Kopf.
    »Ich mache mir Sorgen um dich. Es ist zu warm. Komm schon, schwitzt du nicht in deinem Kostüm?«
    »Schon, aber wenn ich nicht das Kostüm anhab, bin ich nicht Batman.«
    »Musst du denn immer Batman sein?«
    Charlie nickte. »Ja, weil wenn ich nicht immer Batman bin, dann stirbt mein Papa.«
    Er schaute zu Boden. Er hielt einen Stock in der Hand und umklammerte ihn so fest, dass seine kleinen, weißen Knöchel durch die Haut schimmerten.
    »Charlie, meinst du, dein Papa ist gestorben, weil du nicht Batman warst?«
    Er schaute hoch. Durch die dunklen Löcher der Maske konnte ich die Tränen in seinen Augen

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