Live!
dafür sorgen, daß die Steuerfahndung eingeschaltet wird. Aber die Nachforschungen müssen diskret vorangetrieben werden.«
»Wenn sie bisher inoffiziell geblieben sind, wird auch weiterhin nichts nach außen dringen«, entgegnet ihm Gikas, »Die Methode der Privatermittlungen durch den Kommissar hat sich bewährt.«
Ich weiß nicht, ob ich von zu Hause aus weitermachen kann oder ob ich in mein Büro zurückkehren muß. Doch diese Entscheidung spare ich mir, je nach Lage der Dinge, für später auf.
Wiederum kehren wir in Gikas’ Dienstwagen ins Präsidium zurück. Nach Vakirtsis’ Freitod verwöhnt er mich nach Strich und Faden.
»Dieser Fall hat mein Leben völlig auf den Kopf gestellt«, meint er, als wir die Messojion-Straße hinunterfahren. »Ich mußte meine Ferien mittendrin abbrechen.«
»Und ich mußte meine aufschieben, obwohl ich noch im Genesungsurlaub bin«, entgegne ich, damit er nicht meint, er wäre der einzige, der hier Opfer bringt.
»Um die Ferien geht’s mir gar nicht in erster Linie. Mehr um meine Frau. Ich habe sie auf Spetses zurückgelassen, und jeden Tag ruft sie an und fragt, wann ich wiederkomme. Das macht mich fertig!«
»Verstehe«, sage ich. Er blickt mich an, und ich nicke unmerklich. Er hat mein vollstes Verständnis.
Nach unserer Ankunft im Präsidium fahre ich schnurstracks in die dritte Etage hoch und begebe mich ins Büro meiner Gehilfen. Dermitsakis hantiert gerade mit ein paar Ordnern, während Vlassopoulos eine Werbung mit Stereoanlagen und Lautsprechern vor sich liegen hat und eingehend studiert. Sobald er mein Eintreten bemerkt, springt er mit dem Ausruf »Herr Kommissar!« hoch und versucht gleichzeitig, den Prospekt in seine Schreibtischschublade zu stopfen.
»Laß mal, ich bin noch im Genesungsurlaub. Hast du das vergessen?«
»Da sind Sie ja, Herr Kommissar«, begrüßt mich Dermitsakis.
»Hört mir mal gut zu«, sage ich, während ich die Bürotür schließe. »Ihr wißt ja über die Selbstmorde von Favieros, Stefanakos und Vakirtsis Bescheid.«
»Aber klar! Über die spricht doch ganz Griechenland«, meint Dermitsakis.
»Ich möchte, daß ihr die Vergangenheit der drei ausforscht. Systematisch und gründlich. Und eins vor allem: unter absoluter Geheimhaltung. Es darf nichts durchsickern, niemand darf etwas davon erfahren.«
»Wieso nicht?« fragt Vlassopoulos.
»Was habe ich dir bei meinem letzten Besuch gesagt, Vlassopoulos? Wenn ich euch einen Auftrag erteile, dann erledigt ihr den ohne großes Nachfragen.«
»Stimmt, Herr Kommissar.«
»Wonach suchen wir genau?« mischt sich Dermitsakis ein.
»Das weiß ich eben nicht. Vermutlich haben sich alle drei aus demselben Grund umgebracht. Daher muß es sich um etwas handeln, das alle drei betrifft. Einzelheiten kann ich euch aber nicht sagen, auch keine bestimmte Richtung vorgeben. Wenn ihr Hilfe braucht, dann setzt ihr euch entweder mit mir in Verbindung, oder ihr wendet euch direkt an den Kriminaldirektor. Das ist mit ihm so abgesprochen.«
»Wann brauchen Sie das Ganze?« fährt Dermitsakis fort, der eine Schwäche für überflüssige Fragen hat.
»Am besten gestern«, ist meine Antwort.
Vlassopoulos hindert mich am Aufbruch. »Einen Augenblick, Herr Kommissar. Kommen Sie kurz mit?«
Ich merke, wie sie sich Blicke zuwerfen, und mir schwant etwas. Vlassopoulos öffnet die Tür und geht voran. Ich folge ihm, hinterdrein kommt Dermitsakis. Sie führen mich zur Tür meines Büros. Vlassopoulos stößt sie auf und tritt zur Seite, damit ich eintreten kann.
Ich bleibe an der Türschwelle stehen. Mein Arbeitszimmer ist leer. »Wo ist denn Janoutsos abgeblieben?« frage ich.
»Einen Tag nach Ihrem Besuch hat er sich verkrümelt«, lacht Vlassopoulos. »Der Kriminaldirektor hat ihn zu sich bestellt, und seither ist er vom Erdboden verschwunden. Anscheinend hat er seine Sachen abgeholt, als wir nicht da waren.«
»Selbst das Büro hat er aufgeräumt«, murmle ich.
»Na ja, das waren wir. Damit Sie es so vorfinden, wie Sie es verlassen haben.«
Daher die vielsagenden Blicke. »Danke, das baut mich auf.«
Ich gehe hinein und setze mich an den Schreibtisch. Die anderen beiden ziehen sich zurück und schließen diskret die Tür hinter sich.
43
S otiropoulos trifft mich am nächsten Morgen an derselben Stelle an. Nicht etwa, weil ich die Nacht im Büro verbracht hätte. Ich konnte einfach nicht mehr länger privat ermitteln und beschloß, auf meinen Posten zurückzukehren. Daher wappnete ich mich
Weitere Kostenlose Bücher