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Lobgesang auf Leibowitz

Lobgesang auf Leibowitz

Titel: Lobgesang auf Leibowitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter M. jr. Miller
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war.«
    Vater Arkos ergriff voll Überdruß das Hickorylineal.
    zack!
    »Deo gratias!«
    zack!
    »Deo…«
    Als Francis sich wieder zu seiner Zelle begab, rief der Abt den Gang hinunter hinter ihm her: »Übrigens, ich wollte dir noch sagen…«
    »Ja, Ehrwürdiger Vater?«
    »Keine Gelübde dieses Jahr«, sagte er zerstreut und zog sich in seine Studierstube zurück.
     

7
     
    Bruder Francis verbrachte sieben Jahre im Noviziat, sieben Fastenvigilien in der Wüste und wurde wohl bewandert in der Nachahmung von Wolfsgeheul. Zur Erheiterung seiner Brüder lockte er nach Einbruch der Dunkelheit das Rudel mit seinem Geheul in die Nähe der Abtei. Tagsüber arbeitete er in der Küche, schrubbte Steinböden oder setzte seine Schulstudien des Altertums fort.
    Dann kam eines Tages ein Bote von einem Priesterseminar aus New Rome auf einem Esel angeritten. Nach einer langen Unterredung mit dem Abt machte sich der Bote auf die Suche nach Bruder Francis. Er schien überrascht, daß der Bursche, nun zum jungen Mann herangewachsen, noch immer das Habit der Novizen trug und in der Küche Fußböden putzte.
    »Wir haben nun einige Jahre lang die Schriftstücke untersucht, die du entdeckt hast«, teilte er dem Novizen mit, »und wir sind so ziemlich alle von ihrer Echtheit überzeugt.«
    Francis neigte den Kopf: »Ich habe keine Erlaubnis, über die Angelegenheit zu reden«, sagte er.
    »Ach so.« Der Bote lächelte und reichte ihm einen Zettel mit dem Siegel des Abts, und in der Schrift des Vorstehers geschrieben: Ecce Inquisitor Curiae. Ausculta et obsequere. Arkos, AOL, Abbas.
    »Keine Sorge«, fügte er eilig hinzu, als er die plötzliche Beklemmung des Novizen bemerkte. »Ich spreche nicht in offizieller Eigenschaft mit dir. Dein Bericht wird später von jemand anderem vom Hofe aufgenommen werden. Weißt du eigentlich, daß deine Papiere schon recht lange in New Rome gewesen sind? Einen Teil habe ich gerade zurückgebracht.«
    Bruder Francis schüttelte den Kopf. Er wußte vielleicht weniger als alle anderen vom Verhalten der höchsten Stellen gegenüber seiner Entdeckung der Überbleibsel. Mit gewissem Unbehagen fiel ihm auf, daß der Bote das weiß-schwarze Habit der Dominikaner trug, und er wußte nicht, was er wohl von der Beschaffenheit des »Hofes« halten sollte, den der Dominikaner erwähnt hatte. Inquisition gab es im Küstengebiet am Pazifik, wo die Irrlehre der Katharer umging, aber er konnte sich nicht denken, was dieser Hof mit den Relikten des Seligen zu schaffen haben könnte. Ecce Inquisitor Curiae stand auf dem Zettel. Vermutlich meinte der Abt »investigator«, Erforscher. Der Dominikaner schien ein mildgestimmter Mann zu sein und trug sichtlich auch keine Folterwerkzeuge bei sich.
    »Wir erwarten, daß der Prozeß der Heiligsprechung eures Gründers bald wieder aufgenommen werden wird«, erklärte der Bote. »Dein Abt Arkos ist ein sehr kluger und umsichtiger Mann.« Er lachte vor sich hin. »Dadurch, daß er die Überbleibsel einem anderen Orden zur Überprüfung gab und den Bunker verschloß, bevor er vollständig durchforscht war – nun, du begreifst sicher.«
    »Nein, Vater. Ich hatte angenommen, daß er die ganze Angelegenheit für zu geringfügig ansah, um damit Zeit zu vergeuden.«
    Der Dominikaner lachte. »Geringfügig? Ich glaube nicht. Aber im Falle, daß dein Orden Beweismaterial, Überbleibsel, Wunder und was sonst noch alles übergeben hätte, wäre der Hof gezwungen gewesen, die Quelle in Betracht zu ziehen. Jede religiöse Gemeinschaft ist bestrebt, ihren Gründer kanonisiert zu sehen. Deshalb befahl dir dein sehr kluger Abt: ›Finger weg vom Bunker.‹ Ich bin sicher, das war für euch alle sehr enttäuschend, aber – vorteilhafter für die Sache eures Gründers, den Bunker in Gegenwart fremder Zeugen zukünftig durchforschen zu lassen.«
    »Ihr werdet ihn wieder öffnen lassen?« fragte Francis eilfertig.
    »Nein, ich nicht. Aber wenn der Hof seine Vorbereitungen abgeschlossen hat, wird er Beobachter senden. So wird alles, was im Bunker gefunden werden wird und den Fall beeinflussen könnte, hieb-und stichfest sein, im Falle, daß der Prozeßgegner die Echtheit anzweifelt. Der einzige Grund für die Annahme, daß der Inhalt des Bunkers den Fall beeinflussen könnte, liegt natürlich in – nun, in den Sachen, die du gefunden hast.«
    »Darf ich wissen, Vater, wie das zusammenhängt?«
    »Nun, eine der Schwierigkeiten zu Zeiten der Seligsprechung ergab sich aus dem früheren Leben des

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