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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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verknotete er die Schnur wieder, die den Stapel zusammenhielt. Er stand auf, streckte sich und nahm das Bündel an sich.
    Nachdem er seinen grünen Turban vor dem kleinen Spiegel gerade gerückt hatte, trat er auf den Gang und eilte zwei Türen weiter, wo er leicht gegen das Holz klopfte. Er hörte, wie ein Bett quietschte, dann Schritte, die näher kamen.

    Die Tür öffnete sich langsam, und Charles blickte heraus. »König Rudolfo«, sagte er und neigte den Kopf.
    Rudolfo erwiderte das Nicken und lächelte. »Habt Ihr Euch ausgeruht? Ich hatte die Hoffnung, mich ein wenig mit Euch unterhalten zu können.«
    Der alte Mann hielt die Tür auf und trat zur Seite, damit Rudolfo hereinkommen konnte.
    Das Zimmer war wie die anderen Kajüten, die Rudolfo auf der Bundhai gesehen hatte – klein, aber ordentlich. Es gab ein Bücherregal, einen Läufer aus den Kokons der Seidenraupen von der Smaragdküste, einen kleinen Schreibtisch und ein schmales Bett.
    »Bitte, setzt Euch«, sagte Charles. Er schloss die Tür hinter ihnen.
    Rudolfo zog den Holzstuhl vom Schreibtisch heran und setzte sich. Der alte Mann wirkte noch immer ausgemergelt, aber Rudolfo kam zu dem Schluss, dass man nach einer so langen Zeit unter Erlunds – und davor Sethberts – Obhut so aussehen musste. Er reichte den Papierstapel an Charles weiter. »Dies stammt von Eurem Verborgenen Papst«, sagte er. »Ich habe einige Überraschungen in diesen Papieren gefunden.«
    Der Erzmaschinist knüpfte die Schnur auf und überflog die ersten Seiten, sein Gesicht wurde dabei blass und immer blasser. Er ging den Stapel rasch zum Ende durch.
    »Sie sind verschlüsselt«, sagte Rudolfo. »Wenn wir in die Neun Wälder zurückkehren, werde ich einen der Mechoservitoren darum bitten, sie zu entschlüsseln.« Sein Blick verengte sich, und er beugte sich vor. »Aber eine Frage möchte ich Euch jetzt stellen: Ist es wahr?«
    Charles kehrte zum Anfang des Stapels zurück und fing noch einmal von vorne an. Diesmal bewegten sich seine Augen etwas langsamer. Er blätterte vor, hielt inne, ging wieder zurück. Als er aufblickte, lag ein grimmiger Zug um seinen Mund. »Diese Papiere
behaupten, dass es wahr ist, aber es fällt mir sehr schwer, das zu glauben.«
    »War Euch bewusst, dass Eure Mechoservitoren als Waffen vorgesehen waren?«
    Charles schüttelte den Kopf. »Nein, ganz bestimmt nicht. Natürlich hat Xhum Y’Zir sie als solche eingesetzt – aber selbst seine Mechoservitoren waren zu einem höheren Zweck bestimmt als zum Krieg.«
    Rudolfo lehnte sich noch weiter nach vorne. »Und während Eurer Zeit mit Papst Introspekt, habt Ihr da irgendetwas über eine Bedrohung für die Benannten Lande erfahren, die eine so wirksame Verteidigung nötig gemacht hätte?«
    Charles schluckte, und sein Blick schweifte leicht ab. Rudolfo bemerkte seine Zurückhaltung und fuhr fort. »Mittlerweile halte ich die Zügel des Ordens in der Hand«, sagte er. »Der Großteil der Verbliebenen Androfranziner arbeitet mit mir zusammen, um die Bibliothek in den Neun Wäldern wiederaufzubauen. Euer letzter Papst hat mir alle Besitztümer übertragen, ehe er sich ohne einen ernannten Nachfolger für das Amt untauglich gemacht hat.« An dieser Stelle senkte er die Stimme. »Auch die Mechoservitoren.« Und den Bannspruch , dachte er, sagte es aber nicht. »Ich bin der ernannte Beschützer von Windwir, und ich stehe in Petronus’ Gunst.
    »Man flüsterte sich Gerüchte zu«, sagte Charles schließlich. »Von Geheimprojekten an hoher Stelle. Beispiellosen Forschungsmitteln, um defensiven und offensiven Möglichkeiten nachzugehen – sowohl mechanischen als auch magischen.«
    Einschließlich der Metallmänner. »Sicher habt Ihr als Erzmaschinist etwas über all das gewusst.«
    Charles lachte leise. »Ihr wärt überrascht. Es gibt viele kleinere Orden innerhalb des Ordens … « Seine Miene verfinsterte sich. »Es hat sie gegeben, meine ich. Die Arbeit wurde oft in viele kleine Stücke aufgeteilt. Als sie anfingen, die Metallmänner zur
Übersetzung von Bannsprüchen zu benutzen, habe ich mich darum gekümmert, dass diese Arbeit wieder aus ihren Gedächtnisregistern entfernt wurde.«
    Charles Worte störten etwas in Rudolfo auf. Gedächtnisregister . »Meine Männer am Hütertor sind auf einen Metallmann gestoßen, der Euren Namen trug und eine Nachricht für Petronus hatte. Dann wart Ihr es, der diese Nachricht in ihm verankert hat.«
    Rudolfo sah den Funken der Hoffnung in Charles’ Augen. »Er hat es

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