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Lobgesang

Titel: Lobgesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Scholes
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Vielleicht ist in den Beständen der Bibliothek ein Hinweis darauf zu finden.«
    Eine Nacht voller Erkundigungen , dachte er. Er hatte noch immer die Sache mit dem Hütertor zu klären.
    Es klopfte an der Tür – dieses Mal fester. Rudolfo blickte auf. »Herein.«
    Aedric betrat das Zimmer. »Ich habe Neb auf dem Treppenabsatz getroffen. Ich habe ihn fortgeschickt, um für morgen zu packen.«
    An dieser Stelle blickte Winters auf, und Rudolfo erkannte die
Überraschung auf ihrem Gesicht. Sie ist beunruhigt darüber, dass er geht. Aber Rudolfo war sicher, dass sie nicht fragen würde, wohin er ging.
    »Ich denke nicht, dass ich mich euch anschließen werde«, sagte Rudolfo. »Ich werde hier gebraucht.«
    Aedric nickte und schloss die Tür hinter sich. Dann blickte er Winters an, als sähe er sie zum ersten Mal. Er wirkte überrascht und dann plötzlich beklommen. Vielleicht wollt Ihr diese Neuigkeiten lieber alleine hören , signalisierte er.
    Rudolfo sah, wie Winters seinen Handbewegungen folgte, doch schien sie die Nachricht nicht zu verstehen. »Ist es Euch ernst mit dem, was Ihr mir gesagt habt?«, fragte er nach. Dass Ihr Euch ausrufen wollt? , fügte er in der Zeichensprache des Hexenkönigs hinzu.
    »Ja, edler Herr«, sagte sie mit leiser Stimme.
    Rudolfo deutete auf einen Sessel ihnen gegenüber. »Setz dich, Aedric, und schenk dir ein Glas ein.« Er nickte mit dem Kopf in Richtung des Mädchens. »Die Dinge stehen anders, als es den Anschein hat.«
    Aedric setzte sich und goss sich Würzfeuer in ein Glas. »So viel ist sicher«, stellte er fest.
    Rudolfo nickte. »Das ist Winters«, sagte er.
    »Ja, unser junger Leutnant ist sehr angetan von ihr.«
    »Nun, sie ist mehr, als sie zu sein scheint. Darf ich Winteria bat Mardic vorstellen, die Sumpfkönigin?« Rudolfo lächelte knapp, als er sah, wie Aedrics Augenbrauen nach oben schossen. »Hanric war ihr …« Rudolfo suchte nach dem Wort, konnte es aber nicht finden.
    »Schatten«, ergänzte Winters mit belegter Stimme. »Er war das Bild, das wir den übrigen Benannten Landen vermitteln mussten, bis ich meine Mündigkeit erlange.«
    Aedric wurde blass, blickte erst zu Rudolfo, dann zurück zu dem Mädchen. Er wirkte beunruhigt.

    »Was ist los, Aedric?«
    Aedric wandte sich ab. »Wir verfolgen die Angreifer. Die Zigeunerspäher haben sich magifiziert und sind ihnen in einigem Abstand auf den Fersen. Halbtrupps durchsuchen jedes Gebäude der Stadt und jedes Zimmer der Residenz. Und die Flussfrau ist hier, um sich um die edle Dame Tam zu kümmern. Wenn sie fertig ist, wird sie die Leiche des Attentäters öffnen und in den Organen nach Spuren der Magifizienten suchen.«
    Rudolfo nickte. »Lass zum Öffnen den leitenden Anatom kommen.«
    Aedric neigte den Kopf. »Das habe ich bereits getan, General.«
    An dieser Stelle unterbrach Winters das Gespräch. »Wo ist Hanric?«
    Aedric warf Rudolfo einen schnellen Blick zu, und dieser nickte zur Bestätigung. »Er liegt dort, wo er gefallen ist. Wir wollten Eure Bräuche nicht verletzen.«
    Winters nickte. »Ich danke Euch, Erster Hauptmann.« Dann wandte sie sich an Rudolfo: »Würdet Ihr uns die Ehre erweisen, Hanrics Ruhestätte hier zu beherbergen?«
    Rudolfo wusste kaum etwas von den Sitten und Gebräuchen der Sümpfler. Bis zum Krieg war er ihnen nur selten begegnet. Am deutlichsten erinnerte er sich daran, dass sein Vater einst den Vater von Winters gefangen genommen und ihn vor seine Anatomen der Bußfertigen Folter gebracht hatte, um ihn Respekt für die Grenzen der Waldzigeuner zu lehren. Ansonsten wusste er nur das, was die meisten wussten – dass die Sümpfler sich in Schmutz und Asche kleideten, nicht badeten und ein hartes, entbehrungsreiches Dasein im unfruchtbaren Norden fristeten. Sie waren Mystiker, ließen sich von ekstatischen Äußerungen und Prophezeiungen führen, die ihr König mit magifizierter Stimme während seiner langatmigen Kriegspredigten hinausbrüllte. Und Rudolfo wusste von ihrer gelobten Heimat. Außerdem war ihm bekannt, dass sie ihre Toten sofort begruben – und auch ihre
toten Gegner bestatteten sie. Es war eine schwere Demütigung, dies zu unterlassen.
    »Gewiss«, sagte er. »Er darf überall ruhen, wo es Euch gefällt.«
    Sie neigte den Kopf vor ihm. »Ich danke Euch, edler Herr.«
    Aedric räusperte sich, und Rudolfo wandte sich wieder ihm zu. »Das ist noch nicht alles, General.«
    Das ist es. Jetzt kommt er damit heraus, was ihn so beunruhigt. »Fahr fort«, sagte Rudolfo

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