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Loch

Loch

Titel: Loch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Laymon
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gehasst habe.« Der weißhaarige Mann grinste. »Zumindest in meiner Rolle.«
    »Dann haben Sie darauf bestanden, dringend seine Vorhaut beschneiden zu müssen.« Norman schnitt ein weiteres blutiges Stück von dem Filet ab. »Und als Sie Ihr Skalpell nahmen und mit der Beschneidung beginnen wollten, schrie der Student: ›Betäubung. Geben Sie mir eine Betäubung.‹ Daraufhin haben Sie eiskalt geantwortet …« Norman legte eine Pause ein, um dem Schauspieler die Gelegenheit zu geben, seinen Lieblingsspruch zu rezitieren.
    »›Glaub mir, junger Mann, ich werde deine Schmerzen nicht lindern.‹ ›O Vorhautbeschneidung, wo ist dein Schmerz?‹, hätte der unsterbliche Barde vielleicht geschrieben.« Dr. Pearman lächelte. »Natürlich musste ich in jeder Folge mindestens einmal diesen Satz sagen: ›Glaub mir, junger Mann, ich werde deine Schmerzen nicht lindern.‹«
    »Das ist ein toller Text.«
    »Ich wünschte, ich hätte jedes Mal, wenn ich ihn seit der letzten Staffel rezitierte habe, einen Dollar bekommen.«
    Norman schluckte einen Bissen von dem köstlichen Steak. Er spülte mit einem erfrischenden Schluck Bier nach und fragte: »Aber warum haben Sie und die anderen aufgehört, als Schauspieler zu arbeiten, und …« Er beendete den Satz nicht, sondern wies lediglich mit seiner Bierflasche zur Motelrezeption.
    »Ein Motel gekauft?« Darren zuckte mit den Schultern.
    »Sie waren immer noch berühmt.«
    »Ja, aber fragen Sie mal einen berühmten Schauspieler, wie sicher sein Beruf ist.«
    Dr. Pearman nickte. »Rollen kommen und gehen. Serien werden ausgestrahlt und wieder abgesetzt. Aber Motels bleiben. Und Dichter könnten von ihrer unerschütterlichen Verankerung im amerikanischen Lebensstil schwärmen.«
    »Also haben wir den Rest unserer Gagen zusammengeworfen, und das Motel Ha-Ha gehörte uns.«
    Norman aß ein weiteres Stück vom Steak. »Motel Ha-Ha. Das ist ein ungewöhnlicher Name.«
    »Manche Leute, die herkommen, glauben, er hätte einen indianischen Ursprung.«
    Dr. Pearman wedelte theatralisch mit der Hand. »Aber die Wahrheit ist ein wenig prosaischer, mein Junge.«
    »Als ich die Idee äußerte, dass wir Schauspieler unser Erspartes zusammenwerfen und ins Motelgeschäft einsteigen sollten, war die Antwort …« Darren nickte Dr. Pearman auffordernd zu.
    »Ha-ha.«
    »Sie haben sich alle über mich lustig gemacht. Zuerst. Aber ich habe es für sie durchgerechnet.«
    »Und hier sitzen wir nun an diesem herrlichen Abend.« Dr. Pearman nippte an seinem Wein. »Erfolgreiche Geschäftsmänner und -frauen. Im Motel mit dem sinnigen Namen Ha-Ha, der uns an unsere damaligen Zweifel erinnert.«
    »Und …« Darren biss in seinen Hamburger. »Es funktioniert so gut, dass wir vorhaben zu expandieren, ein paar Motels näher an der Stadt zu kaufen.«
    »Und diese Anlage auszubauen«, fügte Dr. Pearman hinzu.
    Norman dachte an ihre Ankunft im Motel Ha-Ha zurück. »Aber es kommt mir gar nicht so belebt vor. Vor den Bungalows standen kaum Autos. Eigentlich kann ich mich an gar keines …«
    »Stimmt, mein Junge. Weil der Durchgangsverkehr nicht unser Hauptgeschäft ist. Kongresse sind das Wichtigste.«
    »Kongresse?«
    »Ja.« Dr. Pearman erwärmte sich für das Thema. »Wir nehmen Buchungen für das komplette Motel entgegen. Letzte Woche hatten wir einhundert Baptisten zum Bibelstudium hier.
    Nächste Woche kommt ein Haufen Horrorautoren aus der ganzen Welt. Eine ganze Woche Vollpension, bar im Voraus bezahlt. Diese Horrorschriftsteller saufen wie Löcher. Allein mit ihrer Bierrechnung können wir die Anlage einen ganzen Monat lang aufrechterhalten. Das Motelgeschäft ist ein großartiges Geschäft, mein Junge.« Dr. Pearman strich sein silbernes Haar zurück. »Viele Leute ziehen unser heimeliges Ambiente den großen Hotels vor.« Er erschauderte theatralisch. »Seelenlose Anlagen, mein Freund. Seelenlos.«
    Darren sah Norman einen Moment lang nachdenklich an.
    »Wissen Sie … ich sollte das jetzt eigentlich nicht sagen, Norman. Aber Sie scheinen mir ein anständiger und aufrechter junger Mann zu sein.«
    »Das stimmt, Sir«, sagte Norman strahlend. Dann dachte er: Wenn man davon absieht, dass ich zwei Polizisten getötet habe.
    Darren quälte sich offenbar mit einem Dilemma. »Aber ich habe mich gefragt, ob …«
    »Darren, Darren.« Dr. Pearman schüttelte den Kopf. »Der junge Mann wird kein Interesse an unserem Angebot haben.«
    Normans Neugier war geweckt. »Interesse woran?«
    »Also, Norman. Hören

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