Loch
war.
»Verdammt«, murmelte er. »Der Grill wartet.«
Darren hatte gesagt, er sollte zwischen acht und neun kommen. Großer Gott, trotz allem – dem ganzen Mist, dem Sex mit Boots, den Morden – wollte er die Schauspieler aus Intensivstation kennenlernen. Es musste eine ziemlich interessante Geschichte sein, wie es dazu gekommen war, dass ein halbes Dutzend Schauspieler aus einer der beliebtesten Serien des damaligen Jahrzehnts irgendwo am Ende der Welt hängengeblieben war. Und obendrein noch ein Motel führte.
Was ist mit Duke und Boots? Sie werden mitkommen wollen.
Boots wird sich vor Aufregung in die Hose machen, wenn sie erfährt, dass einige berühmte Schauspieler nur ein paar Meter von ihrem Bungalow entfernt einen Grillabend veranstalten. Für eine Hinterwäldlerin wie sie ist so etwas das Größte.
Scheiße. Denk dir eine Ausrede aus.
Erzähl ihnen, dass du nur einen Spaziergang machst.
Aber so was will Duke nicht hören. Das könnte ihn auf die Palme bringen. Die Vorstellung, dass Norman nur so zum Vergnügen durch die Gegend lief, könnte seinen Zorn erregen.
»Wer nicht wagt, der nicht gewinnt«, ächzte Norman.
Zehn Minuten später hatte er ein sauberes weißes T-Shirt, eine steingraue Baumwollhose und Sandalen angezogen. Duke würde zweifellos auch einen schlauen Kommentar zu seinem Outfit abgegeben.
Norman steckte den Kopf durch die Tür zum Wohnzimmer. Es war nun düster dort. Doch zu seiner Erleichterung – seiner riesigen Erleichterung – schlief Duke noch auf dem Sofa. Der Zigarettenstummel schien in seinem griesgrämigen Mund verwurzelt zu sein. Als Norman festgestellt hatte, dass auch aus Boots Zimmer keine Geräusche drangen, warf er einen Blick hinein.
Sie lag mit dem nackten Hintern nach oben auf dem Bett.
Schlief wie eine Tote.
Apropos tot, sie sah aus wie ein frisch geschlachtetes Schwein. Nun, da ihre Muskeln erschlafft waren und sie leise vor sich hin schnarchte, schienen sich ihre Gesichtszüge aufzulösen. Durch die Schwerkraft wurden sie heruntergezogen und flossen auf dem Kissen zusammen.
Er betrachtete ihren breiten Hintern. Der Spalt war zu einem tiefen Graben geworden, in dem man sich verirren konnte. Und tief in der Mitte lag die Stelle, die ein Freund von ihm »das gute alte Schlitzauge« nannte.
Norman grinste. Wenn er einen Silvesterknaller gehabt hätte, hätte er sich vermutlich nicht zurückhalten können.
Das Horrorduo schlief tief und fest. Er konnte sich davonschleichen, ohne irgendwelche Fragen beantworten zu müssen.
Verstohlen verließ er Boots’ Zimmer und ging durch das Wohnzimmer zur Tür des Bungalows. Er warf einen Blick zurück.
Wahnsinn.
Die beiden schienen nicht einfach zu schlafen. Sie hatten etwas Leichenhaftes an sich. Als probten sie für den längsten Schlaf von allen.
Die Sonne hing tief über den Maisfeldern, als Norman sich der Rezeption näherte. Er konnte die Rückseite des Motelschilds sehen, das in der Dämmerung schon beleuchtet war. Motel Ha-Ha.
Ein netter Name, dachte Norman. Auf lustige Weise.
Hinter der Rezeption umschloss eine hohe dichte Hecke ein Stück Land. Er sah, dass ein bogenförmiger enger Durchgang in das Grün geschnitten war. Er hörte Stimmen und das Knallen eines Korkens.
Hier muss es sein, Normy.
Dann roch er den Duft von gegrilltem Fleisch. Das Wasser lief ihm im Mund zusammen.
Er trat durch den Durchgang auf die Rasenfläche inmitten der Hecke.
Und dort waren sie. Die Schauspieler aus Intensivstation .
Norman starrte sie an.
Sie trugen nicht ihre Dienstkleidung, die er aus über hundert Folgen so gut kannte. Die Schwestern hatten grüne OP-Oberteile und -Hosen angehabt. Sexy! Die Ärzte hatten strahlend weiße Kittel getragen. Er sah Schwester Lowe und den Pfleger Petri. Guti, den Sanitäter indianischer Abstammung. Dr. Sanchez Guido (alias Darren, der Portier) wendete Frikadellen auf dem Grill. Dr. Rennin, eine bezaubernde Rothaarige Mitte vierzig, nippte an einem Cocktail. Daneben standen Doktor Braun und Doktor Pearman, deren Haar mittlerweile, da sie die fünfzig überschritten hatten, ergraut war.
Unglaublich.
Die Besetzung von Intensivstation . Trotz der Jahre, die vergangen waren, strahlten sie immer noch Glamour aus.
Dr. Sanchez (alias Darren) bemerkte Norman.
»Hallo, Sir. Schön, dass Sie gekommen sind.«
»Das konnte ich mir nicht entgehen lassen«, sagte Norman bewegt.
Darren winkte ihn heran. »Kommen Sie und lernen Sie unsere Truppe kennen.« Er legte ein Steak auf den Grill.
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