Lockend klingt das Lied der Wueste
Brust streifte. Bei seiner flüchtigen und sicher unbeabsichtigten Berührung ging es wie ein elektrischer Schlag durch ihren Körper. Es wurde wirklich Zeit, dass sich ihr Leben wieder normalisierte!
Zum Glück schien Karim nichts von ihrer Reaktion bemerkt zu haben. Lisa holte tief Luft und machte sich zum Aussteigen bereit. Noch war sie auf Hilfe angewiesen, doch in ein paar Tagen würde sie mit ihrem Fuß sicher wieder normal auftreten können.
Karim hob sie aus dem Sitz. Als sie ihren Arm um seinen Nacken legte, war sein Gesicht ihr so nahe, dass sie ihn hätte küssen können. Bei diesem Gedanken entfuhr ihr ungewollt ein Stöhnen.
„Haben Sie Schmerzen?“, erkundigte er sich. Lisa schloss die Augen und nickte. Sie fürchtete, eine Dummheit zu begehen, wenn er sie nicht sofort absetzte.
„Halten Sie sich fest, gleich haben wir es geschafft.“ Die Art und Weise, wie er sie auf den Armen hielt, sagte ihr, dass er nicht die gleiche Anziehungskraft empfand wie sie.
Die Tür glitt zur Seite, und Karim betätigte einen Mechanismus, um die Trittleiter auszufahren. Dann trug er sie ohne große Kraftanstrengung ins Freie.
„Wenn jemand bitte so freundlich wäre, den Rollstuhl herauszuholen, damit ich Lisa hineinsetzen kann?“, wandte er sich an die Gruppe.
Einer der Männer kletterte in den Helikopter und war wenige Augenblicke später mit dem Rollstuhl zurück. Rasch klappte er ihn auseinander.
Karim setzte Lisa hinein. „Mein Name ist Karim“, stellte er sich kurz vor.
Ein untersetzter, stämmiger Mann kam auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Danke, dass Sie Lisa hergebracht haben. Ich bin Professor Sanders, der Leiter dieses Projekts. Bitte richten Sie Seiner Hoheit unseren herzlichsten Dank für seine Hilfe aus.“
Lisa öffnete den Mund, um den Irrtum aufzuklären, doch der feste Druck von Karims Hand auf ihrer Schulter ließ sie verstummen. Verwundert schaute sie ihn an.
Karim beugte sich zu ihr. „Lassen wir sie ruhig in dem Glauben, dass ich der Pilot bin“, raunte er ihr leise ins Ohr. „Das erspart mir Aufsehen und Erklärungen.“
Lisa nickte. Daran hatte sie überhaupt nicht gedacht. Wenn die Teammitglieder erfuhren, wer er war, würden sie ihn mit Bitten überfallen und ihn zu überzeugen versuchen, dass die Ausgrabungen es wert waren, mit dem Staudammprojekt noch ein paar Jahre zu warten.
Sie wandte sich an Professor Sanders und erzählte ihm von der alten Straße. Er war ebenso aufgeregt wie sie und konnte es kaum erwarten, ihre Aufnahmen zu sehen.
„Entwickeln Sie Ihre Fotos selbst?“, fragte Karim. „Ja. Aber da ich nur ein Zelt zur Verfügung habe, muss ich damit warten, bis es völlig dunkel ist.“
Professor Sanders freute sich, einen Gast zu haben. Er übergab Lisa der Obhut zweier Teammitglieder und erbot sich, Karim durch die Ausgrabungsstätte zu führen und ihm die bisherigen Funde zu zeigen.
Lisa blickte Karim nach, wie er mit dem Professor davonging und aufmerksam seinen Erläuterungen folgte.
„Ein heißer Typ“, schwärmte Jamie Farris, eine junge Studentin.
Lisa nickte. Damit hatte sie absolut recht.
„Brauchst du Hilfe?“, fragte Paul und begann den Rollstuhl in Richtung der Zelte zu schieben.
„Er wird sich im Sand nicht leicht manövrieren lassen“, warnte Lisa.
„Wenn er erst einmal in Fahrt gekommen ist, geht es schon. Übrigens, der Jeep ist gestern zurückgebracht worden. Er läuft jetzt besser als zuvor.“
„In den letzten zwei Tagen wurden eine Menge Sachen gefunden“, warf Jamie ein. „Ich habe sie schon katalogisiert und dir zum Fotografieren zurechtgelegt.“ Sie sah zu Karim hinüber, der mit Professor Sanders ins Gespräch vertieft war. „Meinst du, er bleibt ein bisschen hier?“
„Keine Ahnung.“ Lisa musste sich zwingen, nicht ebenfalls hinüberzuschauen. Ob Karim sich von ihr verabschieden würde? Wahrscheinlich war er froh, seinen ungebetenen Gast loszuwerden.
Im Camp schien sich nichts verändert zu haben. „Ist der Sandsturm etwa spurlos an euch vorübergegangen?“, fragte sie.
Paul schüttelte den Kopf. „Hier hat sich kein einziges Lüftchen bewegt.“
„Was uns aber gutgetan hätte“, setzte Jamie hinzu. „Gestern herrschten hier mindestens fünfzig Grad.“
Lisa erwähnte nichts von ihrem erfrischenden Bad im Swimmingpool. Sie wunderte sich nur, wie die Ausgrabungsstätte von dem Sandsturm hatte verschont bleiben können.
Paul brachte sie in das große Zelt, in dem die Kunstschätze und anderen Funde
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