Lockend klingt das Lied der Wueste
spielen.“
Die nächsten zwei Stunden verliefen nicht sehr angenehm für Lisa. Der Kulturminister ließ sie deutlich spüren, dass er sie nur gezwungenermaßen akzeptierte. Auch hatte er eine Menge Fragen an sie, auf die sie keine Auskunft geben konnte. Mit jeder unbeantworteten Frage wurde er ungeduldiger, dabei tat Lisa ihr Bestes, um ihn zufriedenzustellen. Einige Male warf Karim etwas in Arabisch ein, was ihn wieder für eine Weile besänftigte, doch dann zeigte er aufs Neue seinen Unmut.
Als der Kulturminister sie später zum Ausgang brachte, fühlte Lisa sich regelrecht erschöpft.
„Siehst du, du hast es überlebt“, bemerkte Karim, als er mit ihr zu einer Limousine ging, die vor dem Museum wartete.
„Mit Mühe und Not“, erwiderte Lisa mit einem schiefen Lächeln. „Ich glaube, der Kulturminister war ziemlich verschnupft darüber, dass Professor Sanders nicht persönlich erschienen ist und er sich mit meiner Wenigkeit abgeben musste.“
„Er wird darüber hinwegkommen“, tröstete Karim sie. „Jedenfalls war er von euren Funden sehr angetan.“ Der Chauffeur öffnete den Schlag und ließ sie einsteigen.
„Wohin fahren wir?“, fragte Lisa. Sie wusste nicht einmal, wo sie übernachten würde. Hatte Professor Sanders etwas in dieser Richtung arrangiert?
„Professor Sanders bat uns, ein Hotelzimmer zu reservieren“, erwiderte Karim. „Wenn du möchtest, kannst du auch gern im Apartment meiner Mutter wohnen. Leider ist sie für ein paar Tage nach Paris zu meinem Vater geflogen. Aber das Personal ist da.“
„Ich kann mich doch dort nicht einfach breitmachen“, wehrte Lisa ab.
„Meine Mutter würde sich darüber sehr freuen. Außerdem halte ich das Apartment für eine bessere Lösung als ein Hotel“, gab Karim in einem Tonfall zurück, der keinen Widerspruch zuließ.
„Also gut, dann bedanke ich mich für die Einladung.“ Natürlich freute Lisa sich darüber, in Yasmins schickem Apartment übernachten zu dürfen.
„Möchtest du mit mir essen gehen?“, fragte Karim.
Sie würden also noch weitere Stunden miteinander ver bringen.
„Sehr gern“, erwiderte Lisa.
„Und was schwebt dir vor?“
Lisa dachte an die wenigen Kleidungsstücke, die sie mitgebracht hatte. Nichts davon war für den Besuch in einem eleganten Restaurant geeignet.
„Weißt du, was mir jetzt am besten schmecken würde? Ein Hamburger mit allem Drum und Dran.“ Sie warf Karim einen kurzen Seitenblick zu, um seine Reaktion auf ihren ausgefallenen Wunsch zu testen. „Gibt es hier Restaurants, die so etwas auf ihrer Speisekarte haben?“
„Und woraus besteht dieses Drum und Dran?“
„Aus einem Brötchen mit Salatblättern, Zwiebelringen, Tomatenscheiben, Senf und Mayonnaise. Dazu Pommes frites.“
Er verzog leicht das Gesicht. „Und diese Kombination soll schmecken?“
„Hast du denn noch nie einen Hamburger gegessen?“, fragte sie übertrieben ungläubig. „Ich dachte, du bist viel auf Reisen.“
Karim schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass es bei uns so etwas gibt.“
„Dann besorgen wir die Zutaten, und ich mache dir den besten Hamburger, den du jemals essen wirst. Das heißt, falls ich die Küche deiner Mutter benutzen darf.“
„Du kochst selbst?“, fragte er verwundert.
„Natürlich, warum nicht?“ Lisa lachte. „Willst du etwa sagen, dass du das nicht tust?“
„Weshalb sollte ich, wenn ich mehrere ausgezeichnete Köche und Köchinnen beschäftige?“
„Hat deine Frau nie gekocht, und du hast ihr dabei geholfen?“
„Nein. Mag sein, dass Nura sich als junges Mädchen ab und zu in die Küche gestellt hat, aber nach unserer Hochzeit war das nicht mehr nötig.“
„Oh.“ Einen Moment lang kamen Lisa Zweifel an ihrer Idee, doch dann schob sie sie zur Seite. Sie hatte riesigen Appetit auf einen Hamburger, und vielleicht gelang es ihr sogar, Karim davon zu überzeugen, wie viel Spaß es machte, gemeinsam zu kochen. „Dann werde ich dir zeigen, wie man Hamburger macht, und du kannst mir dabei helfen.“
„Das könnte interessant werden“, murmelte Karim in seinen Bart.
Karim amüsierte sich über die Begeisterung, mit der Lisa sich an die Vorbereitungen für das Abendessen machte. Sie hatte ihn gefragt, ob es einen Supermarkt gäbe, der auch westliche Lebensmittel führte, und sein Chauffeur war zu einem in der Nähe der Amerikanischen Botschaft gefahren. Dort hatte Lisa alles gefunden, was sie brauchte. Natürlich wusste Karim, was Hamburger waren. Er hätte nur nicht
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