Lockend klingt das Lied der Wueste
hoffe, dass der Scheich aufgrund dieser neuen Entdeckung unseren Termin verschiebt. Für den Fall, dass er es nicht tut, wird hier jede Hand gebraucht, damit wir noch so viel wie möglich ausgraben können. Sie müssen an meiner Stelle in die Stadt fahren.“
„Ich? Aber ich kann unmöglich mit dem Kulturminister sprechen! Er erwartet einen Archäologen, keine Fotografin.“
„Sie sind ein Mitglied unseres Teams, das muss reichen. Schnell, beeilen Sie sich und suchen Sie zusammen, was Sie brauchen. Sie haben ja Ihre Notizbücher und die Fotos. Schreiben Sie die Fragen auf, die Sie nicht beantworten können, dann befasse ich mich später damit.“
Lisa zögerte nicht lange. Sie war die Einzige, die nicht unbedingt gebraucht wurde. Eilig lief sie in ihr Zelt und packte ihre Reisetasche. Auch ihre Fotoausrüstung nahm sie mit.
„Aber wer wird das Fotografieren der Funde übernehmen?“, fragte sie den Professor, als sie wieder zurück war.
„Oh, daran hatte ich gar nicht gedacht! Einer der Studenten vielleicht. Welche Kamera muss dazu benutzt werden?“
Es dauerte fast eine halbe Stunde, bis Lisa der Studentin, die sie in den nächsten zwei Tagen vertreten würde, alles Nötige erklärt hatte. Entwickeln musste sie die Filme nach ihrer Rückkehr selbst.
Endlich kletterte sie in den ersten der Lastwagen, in dem es trotz der offenen Fenster entsetzlich heiß war. Sie hoffte, dass das Fahrzeug eine Klimaanlage besaß.
Professor Sanders gab ihr letzte Instruktionen. „Ich war mit Karim vor dem Museum verabredet. Bitten Sie ihn, alles zu übernehmen, wozu Sie nicht in der Lage sind“, sagte er, bevor der Fahrer die Tür zuwarf und den Motor anließ.
Lisa hatte nicht erwartet, Karim noch einmal zu sehen. Offenbar war ihr Abschied nicht endgültig gewesen. Die Fahrt in die Stadt erwies sich als mehr als unbequem.
Die Lastwagen rumpelten so heftig über die schlaglochübersäte Piste, dass Lisa sich schon besorgt fragte, ob alle Sachen gut genug verpackt waren, damit sie nicht beschädigt würden. Flüchtig dachte sie daran, unterwegs ein paar Aufnahmen zu machen, ließ es dann aber bleiben. Bei dem Geholper wären die Fotos alle unscharf geworden.
Endlich erreichten sie eine geteerte Straße. Als der Fahrer ihr sagte, dass sie nur noch eine halbe Stunde bis zum Museum hatten, war Lisa erleichtert. Ihre Vorfreude, Karim zu sehen, wuchs mit jedem Kilometer.
8. KAPITEL
Lisa hatte Herzklopfen, als sie vor dem großen rotbraunen Gebäude hielten, in dem das Nationalmuseum untergebracht war. In wenigen Minuten würde sie Karim wiedersehen. Sie hatte geglaubt, es wäre ein Abschied für immer gewesen, doch nun schien das Schicksal ihr noch ein paar Stunden mit ihm gewähren zu wollen.
Beim Liefereingang im Hof des Museums warteten bereits einige Männer in dunklen Anzügen auf sie. Einer von ihnen hatte einen Notizblock in der Hand und trat zu dem ersten LKW, um das Entladen der Kisten zu überwachen.
Auch Karim war da. Sein überraschter Ausdruck sagte ihr, dass er nicht mit ihr gerechnet hatte. Stand nicht sogar eine gewisse Missbilligung in seinem Blick?
„Wo ist Professor Sanders?“, fragte er, nachdem sie ausgestiegen war.
Lisa kämpfte gegen die Gefühle an, die das Wiedersehen mit ihm in ihr hervorrief. Das hier ist eine rein geschäftliche Angelegenheit, sagte sie sich energisch. Trotzdem hämmerte ihr Herz wie verrückt. „Er konnte nicht kommen, deshalb hat er mich an seiner Stelle geschickt“, erklärte sie.
Der Mann neben Karim ignorierte sie völlig. „Wir haben den Professor erwartet“, erklärte er verdrossen. „Ich wollte mit ihm die Fundstücke durchgehen und seinen Arbeitsplan mit ihm besprechen, um sicherzugehen, dass die Grabungen rechtzeitig beendet werden, wie Seine Hoheit angeordnet hat.“ Er war sichtlich verstimmt.
Karim warf einen kurzen Blick auf Lisa. „Ich fürchte, Sie werden mit Miss Sullinger vorlieb nehmen müssen. Sie ist die offizielle Repräsentantin der Expedition. Ich habe nur den Transport arrangiert. Lisa, das hier ist Mohammad bin Algariq, unser Kulturminister.“
Lisa hörte, wie der Mann scharf die Luft einzog. Beinahe hätte sie über den frustrierten Ausdruck auf seinem Gesicht gelacht. Sichtlich widerstrebend wandte er sich ihr zu.
„Nun gut, dann kommen Sie mit.“ Ohne ein weiteres Wort ging er davon.
„Was für ein überaus freundlicher Mensch“, murmelte Lisa, bevor sie seiner Aufforderung nachkam.
Karim folgte ihr. „Ich werde den Dolmetscher
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