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Lockende Kuesse

Lockende Kuesse

Titel: Lockende Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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ohne Rücksicht auf seine Wunde im Kreis herum. Sie wurde knallrot, als sie Terry erblickte, der mühsam das Gepäck hereinhievte. Mit leiser, drängender Stimme flüsterte sie: »Patrick, du erlaubst mir doch, bei der Feier dabei zu sein, oder? Und bitte, bitte, bring Vater dazu, uns einen Tanzlehrer zu besorgen. Ich muss vor der Hochzeit unbedingt das Tanzen lernen.«
    Alles, was er tun musste, war da zu sein, und auf wundersame Weise löste sich das Chaos auf. Seine Augen wanderten die Treppe hinauf, bis er die sah, die er suchte. Er stellte Barbara wieder auf den Boden und blickte zu Kitty hinauf, die scheu zwischen den Streben des Treppengeländers herunterlugte. Sie hatte einen sehnsüchtigen Ausdruck auf dem Gesicht, als wünschte sie, auch herumgewirbelt zu werden. Er dachte: »Sie hat so viel entbehren müssen. Mein Gott, ich werde es genießen, sie mit Luxus zu überschütten. Sobald wir diese verdammte Verlobung hinter uns haben, werde ich sie nach Strich und Faden verwöhnen.«
    Kitty, die sich schämte, ertappt worden zu sein, wie sie einen Blick auf ihn zu erhaschen versuchte, reckte das Kinn und kam langsam die Treppe hinunter. Sie hielt den Blick dabei sorgfältig gesenkt und machte dann Anstalten, Terry mit dem Gepäck zu helfen. Patrick war entsetzt und winkte mit einer herrischen Bewegung die beiden Lakaien heran. In kaltem Ton sagte er: »Seht zu, dass dieses Kind keine schweren Lasten mehr trägt.«
    Auf halbem Weg die Treppe hinauf sagte ein Lakai zu dem anderen: »Verflucht, ich wollte mich in nächster Zeit mal zu ihr ins Zimmer raufschleichen, aber es sieht so aus, als wär sie Privatbesitz!«
    Der andere erwiderte schulterzuckend: »Wenn die Dienstmägde hübscher sind als die Töchter des Hauses, dann wärmen sie dem Herrn höchstwahrscheinlich das Bett, das weißt du doch.«
     
    Später beim Abendessen war die Familie ganz unter sich. Julia, noch lebhafter als gewöhnlich, tat alles, um Unruhe zu stiften.
    »Patrick, ich kann dir sagen, ich sterbe, ja ich sterbe einfach, wenn Vater morgen Abend wieder damit prahlt, dass er sich alles mit den eigenen Händen erarbeitet oder sich an den eigenen Haaren aus der Gosse gezogen hat.«
    Barbara warf einen ängstlichen Blick auf ihren Vater, dessen Wangen purpurrot anliefen und der sichtlich schnaufte; doch bevor er etwas sagen konnte, bemerkte Patrick in kühlem Ton: »Julia, ich weiß, dass wir unwürdig sind, weil wir unsere Hände mit Arbeit beschmutzen, aber manchmal habe ich das Gefühl, du solltest mehr auf deine eigenen Manieren achten, anstatt die von Vater zu kritisieren. Du übersiehst dabei nämlich, wie spendabel er sich dir gegenüber gezeigt hat. Ich fürchte, du bist ein verwöhntes Gör, und das ist meine Schuld. Ich denke, ich werde mal ein Wörtchen mit Jeffrey wechseln.«
    Danach hätte sie am liebsten die Tischdecke vom Tisch gerissen und das ganze Geschirr zerdeppert, ihm den Inhalt der Suppenterrine über den dummen Schädel geschüttet oder sich auf ihn gestürzt und ihm die Augen ausgekratzt, aber sie war nicht so töricht, sich mit Patrick anzulegen, wenn er in dieser kalten, schneidenden Stimmung war. Barbara war das Abendessen nun, da Vater und Bruder zornig waren, vollkommen vergällt und sie versuchte, ihr Schluchzen mit ihrer Serviette zu unterdrücken. Ohne sie anzublicken sagte Patrick: »Solche Geräusche sind bei Tisch nicht akzeptabel. Du darfst auf dein Zimmer gehen.« Barbara floh; Julia folgte ihr.
    Jonathan O'Reilly blickte seinen Sohn unbehaglich über den Tisch hinweg an.
    »Was ist los, Junge? Plagt dich deine Wunde?«
    Er schüttelte den Kopf und erwiderte: »Bin wohl ein wenig müde. Es ist nur, diese Weibsbilder - sie sind alle gleich, immer wollen sie irgendetwas.«
    »Wir haben sie beide verwöhnt, weil sie keine Mutter mehr haben, aber wer verwöhnt uns eigentlich, hm, Junge? Nun ja, was soll's, wie steht's mit den Webereien? Wem hast du die Aufsicht übertragen?«
    »Ich weiß, du vertraust Tom Connors, also habe ich ihm die Aufsicht über alle drei Webereien übertragen. Wenn's gut läuft, solltest du meiner Meinung nach überlegen, ihn zu einer Art Geschäftsführer zu machen, damit nicht mehr die ganze Last auf deinen Schultern ruht. Ich selbst stecke mein Geld jedenfalls in dieses Exportunternehmen mit Isaac Bolt, dem Reeder, ich habe dir ja davon erzählt. Und ich überlege ernsthaft, die eine oder andere Überfahrt in die Neue Welt mitzumachen.«
    »Vielleicht sollte ich die Webereien einfach

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