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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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Nebenräume und stellten ihre Kostüme zur Schau. Ein paar Harlekins in grellbunten Farben trieben ausgelassen ihre Possen, zusammen mit einem Pulchinello in einer grotesken Vollmaske und mit Narrenkappe. Julianna drängte sich auf der Suche nach einer vertrauten Gestalt durch die Menge. Dort! Das musste er sein! In einem weißen bodenlangen Gewand und mit dem Lorbeerkranz gekrönt – der edle Cäsar. Was für eine passende Verkleidung. Sie näherte sich dem berühmten Römer und grüßte ihn angemessen.
    „Heil dir, mächtiger Cäsar! Möchte der Herrscher Roms nicht einen Tanz mit der Königin der Elfen wagen?“
    Der so Angesprochene verneigte sich ehrfürchtig, reichte Julianna den Arm und erwiderte: „Es ist mir eine große Ehre, Majestät.“ Bei diesen Worten sank Julianna der Mut. Der Fremde sprach mit einer dünnen Tenorstimme und war zudem noch eine Handbreit kleiner als Edmund. Während sie mechanisch mit ihm die vorgeschriebenen Schritte des Menuetts ausführte, ließ sie ihren Blick von einem der Tänzer zum anderen wandern. Enttäuscht stellte sie fest, dass die meisten Männer für diesen Abend auf ihre Perücken verzichtet hatten. Ein kleiner dicklicher Mönch, der kein anderer als Langston Carew sein konnte, protzte sogar mit einer echten Tonsur.
    Als der Tanz zu Ende war, vertrieb sich Julianna die Zeit damit festzustellen, unter wie vielen fantasievollen Bedeckungen der Kopf stecken konnte, den sie suchte. Da gab es den juwelengeschmückten Turban eines indischen Maharadschas, den Federputz eines Indianerhäuptlings, die nachtschwarze Mönchskapuze … des wahnsinnigen Abts von Marlwood! Darunter konnte nur einer stecken, und zwar Laurence Bayard. Zum Glück hatte er sich für ihre Augen so auffällig verkleidet. Auf diese Weise konnte sie ihm leicht aus dem Wege gehen.
    Nach einigen weiteren Tänzen mit Männern, die allesamt nicht Edmund waren, legte sie schließlich eine Pause ein, um sich mit einem Glas Wein zu stärken. Niedergeschlagen und ärgerlich machte sie sich Vorhaltungen, weil sie nicht versucht hatte, Edmunds Kostüm auszuspionieren. Als ihr Blick dann auf einige Paare fiel, die ganz ungeniert miteinander kokettierten, kam ihr ein weiterer äußerst unerfreulicher Gedanke. Vielleicht flüsterte Edmund gerade jetzt zärtliche Worte in ein anderes Ohr, hielt eine andere Hand, küsste andere Lippen? Wie konnte sie nur so kurzsichtig, so naiv gewesen sein! Mit einem misstönenden Klirren stellte sie das Weinglas auf den Tisch zurück.

    Edmund hatte am Rande des Saales eine günstige Stellung gefunden, von wo aus er von Anfang an den Eingang überblicken konnte. Seit er ihn ins Auge gefasst hatte, waren drei weitere Ritter eingetroffen, aber merkwürdigerweise war keiner von ihnen schwarz gekleidet.
    Seine eigene Rüstung bestand aus einem mit Silberbronze angemalten wollenen Hemd, das einem Kettenhemd täuschend ähnlich sah, aber im Gegensatz zu einem echten Panzer federleicht war. Dank des guten Einfalles seines Schneiders war es mit schwarzem Samt unterlegt. Ein Wappenrock aus ebensolchem schwarzen Samt reichte ihm bis zum Knie. Zu Ehren der Kreuzfahrer unter seinen Vorfahren hatte er als Emblem darauf das Malteserkreuz gewählt. Und was mochte sich wohl Laurence ausgesucht haben? Hoffentlich hatte er Julianna sein Wappen nicht zu genau beschrieben. Julianna …
    Ärgerlich stellte Edmund fest, dass er bisher den Damen nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Wenn nun Julianna schon angekommen war, ohne dass er sie bemerkt hatte? Angestrengt musterte er die weiblichen Gäste – und da stand sie wahrhaftig schon. Ein Laut kam über seine Lippen, halb Seufzer, halb Stöhnen, und der Ballsaal löste sich im Handumdrehen vor seinen Augen auf in einen leuchtenden Hintergrund für Titania, die Elfenkönigin, eingehüllt in grünes Laub und gekrönt mit Rosen. Es war unvorstellbar, dass Julianna diese Verkleidung für ein unerlaubtes Stelldichein mit Laurence Bayard gewählt haben sollte. Nein, kühn und freimütig gab sie damit zu verstehen: „Ich bin für dich hier, Edmund.“
    Er musste zu ihr gehen. Mehr als alles auf der Welt wünschte er sich jetzt, in ihrer Nähe zu sein. Aber seine Beine versagten ihm den Dienst, hielten ihn wie angewurzelt an seinem Standort fest. Atemlos beobachtete er, wie Julianna einen als Römer verkleideten Mann ansprach – einen Mann, den sie ohne Weiteres auf den ersten Blick mit ihm verwechseln konnte. Nun brauchte er keinen weiteren Beweis

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