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Lockende Versuchung

Lockende Versuchung

Titel: Lockende Versuchung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale
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für ihre Absicht. Doch noch immer brachte er es nicht über sich, seine Schritte in ihre Richtung zu lenken. Überlege es dir gut , warnte ihn eine innere Stimme. Du bist im Begriff, Verrat und Ehrlosigkeit auf dich zu laden. Die Unbill, die du heute anrichtest, wird nie wieder ungeschehen zu machen sein .
    Bis jetzt hatte er aus Angst vor einer Zurückweisung den Abstand gewahrt. Nun dieses Hindernis beseitigt schien, stand er vor einer schweren Entscheidung. Konnte er Crispin noch in die Augen sehen, wenn er ihm die Braut wegnahm? Bei diesem Gedanken quälte ihn sein strenges Moralempfinden so heftig, dass er dem Saal den Rücken kehrte und auf die Terrasse hinaustrat in der vergeblichen Hoffnung, dass die kalte Winterluft sein heißes Verlangen lindern würde.
    Schließlich fand er seine Fassung wieder. Er wusste, was er zu tun hatte – um Juliannas und um Crispins willen. Er musste den Ball verlassen, augenblicklich, und morgen abreisen – irgendwohin – nach Frankreich, nach Italien, und so lange fortbleiben, bis Brock ihm die Heimkehr von Crispin mitteilte. Voll neuer Entschlossenheit, die ihn zuvor in jenem Moment verlassen hatte, da er Julianna im Kostüm Titanias erblickte, wandte er sich um und ging in den Saal zurück. In seiner Hast stieß er eine der Damen an.
    „Ich bitte um Verzeihung“, murmelte er geistesabwesend und ohne aufzublicken.
    „Oh, ich müsste Euch um Verzeihung bitten, Herr Ritter“, erwiderte eine klangvolle, fröhliche Stimme. „Ich hätte besser aufpassen müssen, wohin ich gehe.“ Julianna machte einen tiefen Knicks, und jede ihrer Locken schien nach Edmunds zärtlichen Fingern zu rufen.
    Nur ein einziger Tanz – was wäre schon dabei? fragte sich Edmund verzweifelt.
    Wortlos bot er Julianna die Hand.
    Das strenge Schwarz-Weiß der Kleidung des hochgewachsenen Ritters stand in scharfem Gegensatz zu den farbenprächtigen Kostümen der anderen Gäste. Eine eng anliegende Sturmhaube verbarg sein Haar gänzlich, sodass es unmöglich war, dessen Farbe zu erkennen. Vergeblich durchforschte Julianna das Äußere ihres schweigsamen Partners, während sie die anmutigen Schritte einer Bourrée ausführten.
    Als der Tanz beendet war, wollte sich der fremde Ritter mit einer höflichen Verneigung verabschieden, doch Julianna hielt ihn zurück.
    „Euer heraldisches Kennzeichen, edler Ritter, stellt doch ein Malteserkreuz dar, nicht wahr?“
    „So ist es, Majestät.“
    War das nun Edmunds Stimme, fragte sich Julianna ratlos. Den ganzen Abend hatte sie auf den vertrauten Klang gelauscht, und nun war sie auf einmal nicht mehr sicher, dass sie ihnwiedererkennen würde.
    „Das Kreuz ist doch das Kennzeichen der …“
    „Der Ritter des Ordens vom heiligen Johannes zu Jerusalem.“
    „Auch bekannt als Johanniter?“
    „Genau.“ Wieder machte der Fremde Anstalten, Julianna zu verlassen, und wieder hinderte sie ihn daran.
    „Ihr habt mich mit Majestät angeredet. Wisst Ihr denn, wer ich bin?“, erkundigte sie sich erwartungsvoll. Keiner ihrer bisherigen Tänzer war auf den Gedanken gekommen, dass sie Shakespeares Elfenkönigin darstellte. Allein Edmund würde es auf den ersten Blick begreifen.
    Einen Herzschlag lang zögerte der Kreuzritter, bevor er erwiderte: „Habt Ihr Euch zum Tanze unter die Sterblichen gemischt, meine schöne Elfenkönigin, um unter der Maske unerkannt zu bleiben, so bürge ich mit meinem Leben dafür, dass Euer Geheimnis bewahrt bleibt.“
    „Mein Herr, Ihr seid wahrhaft höflich und wohlberedt“, erklärte Julianna anerkennend. „Aber da Ihr mich erkannt habt, muss ich Euch warnen. Hütet Eure Zunge, oder ich nehme Euch beim Wort und entführe Euch in mein Königreich. Ein so stattlicher Kämpe wäre eine willkommene Bereicherung meines Hofstaates.“
    Der Ritter neigte sich zu ihr hinab und flüsterte ihr seine Antwort ins Ohr. „Wenn Ihr Euer Geheimnis wirklich gehütet sehen wollt, dürft Ihr mir nicht mit einem so begehrenswerten Schicksal drohen.“
    „Was seid Ihr für ein Schmeichler, Herr Rittersmann!“ Julianna begann, Gefallen an der Tändelei zu finden. „Dafür verurteile ich Euch zu meinen Diensten für den heutigen Abend. Ihr müsst mir die ganze Nacht Gehorsam leisten.“
    Wortlos verneigte sich der Ritter tief und ehrfürchtig, küsste ihre Hand und murmelte: „Ich harre Eurer Befehle, Frau Königin.“
    Es musste Edmund sein! Wer anders als er könnte diese poetische Zwiesprache mit einer solchen Leichtigkeit führen, fragte sich

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