Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
womöglich Raketentechnikerin oder so was in der Art?«
Die junge Frau errötete bis an die Wurzeln ihrer schmutzigblonden Haare. »Verzeihung. Ich wollte damit nicht sagen, dass du etwas so Tolles wie Raketentechnikerin sein müsstest. Es ist nur … na ja, du siehst so super aus und alles …« Sie deutete auf die Hunde. »Ich meine nur – ist das alles, was du in deinem Leben machen willst: fremde Kinder oder Hunde hüten und an den Wochenenden Drinks ausschenken?«
Camry packte Max und machte sich daran, ihm den Sand von den Beinen zu bürsten. »Raketenforschung ist längst nicht so toll, wie man meint«, murmelte sie. »Willst du hier den ganzen Nachmittag frösteln, oder hilfst du mir, diese Köter sauber zu kriegen?«
Die nächsten zwei Tage brachte Camry damit zu, Fiona zu einem Anruf bei ihren Eltern zu überreden, wobei sie ständig bemüht war, nicht wie eine besorgte Glucke zu klingen, denn sie hatte Angst, das Mädchen würde sich sonst aus dem Staub machen. Ihre Bemühungen brachten ihr allerdings nur eine Mitbewohnerin ein, die es plötzlich gar nicht mehr eilig hatte mit ihren Plänen.
Camry war am ersten Abend schier sprachlos gewesen, als Fiona in den Sachen, die sie ihr geborgt hatte, aus der Dusche gekommen war. Das Mädchen
war atemberaubend schön! Ihr gelocktes, taillenlanges Haar war eigentlich rotblond, ihr Teint makellos, und mit ihrer Figur hätte sie in Cams Sachen einen Toten zum Leben erwecken können.
Tja, an Stelle von Fionas Daddy hätte sie keine Zeit mit Gardinenpredigten verplempert, sondern das Mädchen bis zu ihrem dreißigsten Lebensjahr in ihrem Zimmer eingesperrt.
Am ersten Abend hatte Camry es sich gut überlegt, ob sie Fiona in den Go Back Grill überhaupt mitnehmen sollte. Da sie aber nur drei Eier und bereits verfallene Mayonnaise im Kühlschrank hatte, war sie praktisch gezwungen gewesen, das Mädchen mit zur Arbeit zu nehmen. Sie hatte Fiona ans Ende der Bar gesetzt, um sie im Auge zu behalten, und sie dann mit nahrhaften Dickmachern vollgestopft.
Am zweiten Abend hatte Camry den Lokalbesitzer Dave Bean dann überredet, Fiona an ein paar Tischen bedienen zu lassen – als Gegenleistung für nahrhafte Dickmacher, die sie verputzte, als hätte sie ein Loch im Bauch.
Es war Sonntagnachmittag, und Camry fühlte sich eher wie eine besorgte Mutter und nicht wie eine Mitbewohnerin, als Fiona sich für die Arbeit fertig machte. Deshalb telefonierte sie mit Dave und schimpfte mit ihm, weil er das Mädchen fest angestellt hatte.
»Dave, man kann eine Sechzehnjährige nicht in einer Bar arbeiten lassen!« Cam machte ihrem Ärger per Handy Luft. »Eine Minderjährige einzustellen verstößt gegen die Jugendschutzbestimmungen.«
»Gestern haben Sie völlig anders geredet; da haben Sie netterweise betont, es wäre völlig in Ordnung, wenn sie an den Tischen bedient«, grollte Dave zurück. »Sie müssen sich entscheiden, Cam.«
»Es ist nur legal, wenn ich auch dort arbeite. He, Moment, welchen Namen hat sie bei der Einstellung eigentlich angegeben?«
»Fiona Smith.«
Camry schnaubte. »Es ist Pflicht, auch eine Sozialversicherungsnummer anzugeben. Wie lautet sie?«
»Hören Sie, Cam, Sie wissen doch, dass ich diese Nummer nicht herausgeben darf.«
Camry schaute sich um, denn sie wollte sichergehen, dass Fiona noch immer im Gästezimmer war, um sich anzuziehen. Dann drehte sie sich wieder um und senkte die Stimme. »Sie ist eine Ausreißerin, Dave! Am Freitag habe ich bei der Polizei angerufen, aber dort ist kein Teenager vermisst gemeldet, auf den ihre Beschreibung passt. Ich brauche die Nummer, damit ich herauskriegen kann, wer sie wirklich ist. Dann kann ich auch ihre Eltern anrufen.«
Ein schweres Seufzen drang durch das Handy. »Ich weiß. Aber Sie bringen mich hier in Teufels Küche.
Ich verspreche, dass ich gleich morgen in der Früh meinem Buchhalter Fionas Einstellungsformular geben werde, damit er es sich ansieht. Die Nummer ist vermutlich ohnehin falsch, und der Name Smith auch.«
»Sie haben sie trotzdem eingestellt.«
»Weil ich verzweifelt Personal suche! Heutzutage wollen Jugendliche selbst für einen anständigen Lohn nicht arbeiten; sie holen sich das Geld lieber bei ihren Eltern ab. Und außerdem«, er senkte die Stimme, »habe ich nicht gewagt abzulehnen, als sie mich um einen Job gebeten hat, weil ich wie Sie möchte, dass sie so lange bleibt, bis wir ihre Eltern gefunden haben.«
Cam gab sich mit einem Seufzer geschlagen. »Wenigstens
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