Lockruf der Highlands: Roman (German Edition)
Daddy ist. Weil ich nämlich dich wählen würde, wenn ich mich zwischen dir und meiner Arbeit entscheiden müsste.«
»Ach, mein Liebling«, sagte Luke und drückte sie an sich. »Grace hat sich nie entscheiden müssen, weil sie wusste, dass sie alles haben kann.« Er lehnte sich zurück und lächelte sie an. »Ich habe nur ein paar Tage mit deinen Eltern verbracht, doch die waren ausreichend, um zu erkennen, dass dein Vater nicht Wissenschaftler sein muss, um die Leidenschaft deiner Mutter für ihre Arbeit zu verstehen. Er scheint ihr größter Fan zu sein und unterstützt sie hundertzehnprozentig. Hat er ihr nicht dieses wunderbare Labor eingerichtet?«
»Ja.«
»Er hat deiner Mutter nichts weggenommen, Cam, er hat ihr den Rücken gestärkt. Und ich wette, er hat euch Mädchen ebenfalls ermutigt, euren Weg zu gehen.«
»Manchmal bis zu dem Punkt, dass wir am liebsten gebrüllt hätten.«
»Und hat deine Mutter nicht immer hinter der Leidenschaft deines Vaters gestanden? TarStone Mountain hätte nicht von allein zu einem so hochkarätigen Wintersportgebiet avancieren können.«
Sie sah ihn lächelnd an. »Das ist wieder ein Aspekt,
den wir noch zu unserer Definition von Liebe hinzufügen können: die Fähigkeit, exponentiell zu wachsen. Liebe ist nicht einengend, sondern grenzüberschreitend.«
Er küsste sie mit einem glücklichen Lachen auf die Nasenspitze. »Wären Sie gewillt, Ihrer immer längeren Liste eine zusätzliche Leidenschaft hinzuzufügen, Mrs. Renoir? Sagen wir einmal etwas, das mit gemeinsamer Nacktheit zu tun hat?«
Sie spielte mit dem Reißverschluss seiner Jacke. »Bei der ersten Fahrt mit dem Riesenrad kann einem ganz schön mulmig werden, heißt es.«
Er küsste sie aufs Haar, dann nahm er ihre Hand und führte sie zum Zelt. »Nein, nur dem Zaghaften wird mulmig. Deine Hochlandgene sind die beste Gewähr, dass eher deinem Gefährten mulmig zu Mute wird.«
Camry, die gerade die Zeltklappe öffnen wollte, hielt inne und schaute auf.
Luke hatte Angst?
Verdammt. Sie hatte sich so auf ihre eigenen Ängste konzentriert, auf ihre Bedenken, bis zum Letzten zu gehen, dass sie an seine Gefühle gar keinen Gedanken verschwendet hatte. Puh, welcher Mann möchte schon die Verantwortung auf sich nehmen, eine Jungfrau von zweiunddreißig Jahren in die Liebe einzuführen?
Sie zog am Zelt den Reißverschluss auf und kroch hinein. Dann steckte sie den Kopf heraus, um ihn daran zu hindern, ihr zu folgen. »Genehmigst du mir ein paar Minuten für mich allein?«, fragte sie. »Ich schalte die Heizung ein und wärme das Zelt.«
»Aber sicher. Verzeih. Natürlich«, sagte er und trat beiseite. Er steckte die Hände in die Taschen. »Lass dir Zeit, solange du willst.«
Mitten auf der Forststraße starrte Luke in den nächtlichen Himmel hinauf und befingerte den perfekt sitzenden Ring an seiner Linken, während er die Ereignisse dieses Nachmittags Revue passieren ließ.
Oder hatte alles schon viel früher begonnen? Dass er auf diesem Berg hier stand, mit der Frau seiner Träume verheiratet – ob dies schon vor über einem Jahr seinen Anfang genommen hatte, als er die Taste an seinem Computer gedrückt hat, die den Kontakt mit dem Podly herstellte? Damals hatte er angenommen, seine großartige Tat hätte bewirkt, dass ein Funken seinen Arm hinaufjagte und ihn mitten ins Herz traf. Jetzt aber war er sich nicht mehr sicher, ob sein heftiges Herzklopfen auf ein Schuldgefühl zurückzuführen gewesen war; er hatte vielmehr das deutliche Gefühl, dass eine winzige unsichtbare Hand seinen zögerlichen Finger auf die Taste hatte tippen lassen.
War es denn möglich, dass ein kleiner Fratz mit
durchdringenden blauen Augen und einem ansteckenden Lächeln schon damals seine Zauberkraft hatte spielen lassen?
In dieser kalten dunklen Nacht schaute Luke zu dem beleuchteten Zelt hinüber, dessen Lampe im Inneren die Bewegungen einer nur schwach sichtbaren, aber eindeutig femininen Silhouette erkennen ließ. Nach dem heutigen Tag musste er wohl zur Kenntnis nehmen, dass buchstäblich alles möglich war. Die Tatsache, dass er die bemerkenswerteste, aufregendste und verführerischste Frau geheiratet hatte, der er je begegnet war, war der unstrittige Beweis dafür.
Was ihn betraf, so bestand das eigentliche Wunder jedoch darin, dass Camry ihn liebte.
»Luke, du musst schon halb erfroren sein. Komm und lass dich von mir wärmen.«
»Gleich«, rief er ihr zu.
Luke sog mit einem tiefen Atemzug die kalte Luft ein
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