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Lockruf Der Leidenschaft

Lockruf Der Leidenschaft

Titel: Lockruf Der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
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schließt. Genau so. Macht das mehrere Male hintereinander, jedes Mal etwas schneller als zuvor.«
    Killigrew hatte Recht. Wie wollte er Polly davon abhalten? Bedauernd schüttelte Nick den Kopf. Natürlich konnte er sie nicht von ihrem Auftritt abhalten, es sei denn, er schloss sie in ihrem Zimmer ein. Nein, die Aufführung musste stattfinden. Bestimmt würde es einige Zuschauer im Publikum geben, die sehr wohl erkannten, was sie vor sich hatten. Richard De Winter, Sir Peter und Major Conway würden kommen und genauso gespannt auf ihren Auftritt warten wie er selbst. Erst dann würden sie wirklich beurteilen können, ob ihr Plan funktionieren konnte. Nicholas wusste, dass die Chancen gut standen. Aber er wusste auch, dass er inzwischen gar nicht mehr wollte, dass er funktionierte. Was er allerdings nicht wusste, war, wie er diese beiden Tatsachen mit dem Versprechen, das er seinen Freunden gegeben hatte, in Einklang bringen sollte - ein Versprechen, das zu erfüllen er sich mit seiner Ehre verbürgt hatte.
    Jedenfalls hatte er in den nächsten vierundzwanzig Stunden keine Zeit, über dieses Problem nachzugrübeln. Pollys Stimmung schlug ständig und ohne jede Vorwarnung um, während die Stunde ihrer Bewährung unaufhaltsam näher rückte. Sie durchlebte sämtliche Stadien des Lampenfiebers, von schnippischer Reizbarkeit über ungezügelte Temperamentsausbrüche bis hin zum vollkommenen Rückzug in sich selbst. Nick gab sich die größte Mühe, ruhig zu bleiben, selbst als er sich zu wundern begann, wie sich mit seiner sonst so gut gelaunten, ausgeglichenen und spitzbübischen Mätresse eine solche Veränderung hatte vollziehen können. Sie zeigte sich für seine Liebkosungen ebenso unempfänglich wie für seine Verärgerung. Erst als er erschöpft und am Ende seiner Geduld zur Tür ihres Salons marschierte und erklärte, er verlasse sie nun, damit sie ihre üble Laune mit sich selbst ausmachen könne, kam Polly wieder zur Besinnung.
    »Nein, bitte lass mich nicht allein, Nick!« Sie lief ihm nach und legte die Finger um seinen Arm. »Ich bitte dich um Entschuldigung, dass ich so grässlich zu dir gewesen bin, aber ich habe so entsetzliche Angst! Ich bin mir sicher, ich vergesse, was ich zu sagen habe, oder ich stolpere über meinen Rock oder setze mich auf den Boden statt auf den Stuhl! Und dann werden sie alle lachen und mich mit Orangen bewerfen!«
    »Keiner wird dich mit Orangen bewerfen«, entgegnete Nicholas wahrheitsgemäß. In Moorfields bevorzugten die Zuschauer faule Tomaten, doch das sagte er ihr nicht. »Abgesehen davon hast du auch Freunde im Publikum sitzen. Du weißt, dass De Winter zugesagt hat, und Sir Peter und der Major ebenfalls. Und ich werde da sein -« Er unterbrach sich und runzelte die Stirn, als er das Hämmern des Türklopfers von unten hörte. »Zum Teufel, wer kann das zu dieser Stunde noch sein?«
    Polly lief zum Fenster und blickte auf die dunkle, verregnete Straße hinab. Ein Bursche mit einer Laterne hielt ein Pferd, das sie als Richards erkannte. »Oh, Lord De Winter ist gekommen.«
    »Es ist schon ziemlich spät, ich weiß«, entgegnete Richard in diesem Moment und schüttelte die Regentröpfchen von seinem Reitumhang aus rostbraunem Fries. »Aber ich habe Neuigkeiten, die ich für interessant genug hielt, um mein spätes Eindringen zu entschuldigen.«
    »Komm zum Kamin, Richard, und nimm einen Schluck Wein. Außerdem kann man deine Besuche wohl kaum als Eindringen bezeichnen.« Nicholas machte eine einladende Geste, während Polly ihrem Gast Umhang und Hut abnahm.
    Richard lächelte dankbar und warf einen prüfenden Blick auf seine Gastgeberin, ehe er fragend eine Augenbraue hob und Nicholas ansah, dessen viel sagende Miene jede Erklärung überflüssig machte. »Du siehst nicht besonders gut aus, Polly«, bemerkte Richard mit seiner üblichen Direktheit. »Machst du dir Sorgen wegen morgen?« Polly wandte sich von dem Tisch ab, wo sie Richard gerade ein Glas Portwein eingeschenkt hatte. »Würde Euch das sonderlich wundern, wenn ich mir Sorgen machte, Mylord?« Sie verstand sich gut mit De Winter, den sie mit ungekünstelter Wärme und Vertrauen als Nicks engsten Freund akzeptiert hatte.
    Richard nahm das Glas entgegen und schüttelte den Kopf. »Ganz im Gegenteil. Aber was ich dir jetzt zu sagen habe, könnte dir deine Beklommenheit vielleicht nehmen.« Er hielt einen Augenblick inne. »Andererseits aber könnte sie sie auch noch verschlimmern. Aber das sollst du selbst

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