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Lockruf Der Nacht

Lockruf Der Nacht

Titel: Lockruf Der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
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Liebe und des Krieges.
    Danach rufe ich Yven an. Schade, dass er nicht derjenige ist, für den ich mir ein Bein ausreißen, mich vors Auto schmeißen oder vom Dach springen würde. Es ist doch immer derselbe Mist. Nach dem zweiten Klingeln springt seine Mailbox an. Auch gut. Ich gehe in die Küche, presse mir frischen Zitronensaft aus, schäle Ingwer und mache mir einen Tee daraus. Gerade bin ich wieder auf dem Weg in mein Bett, als er zurückruft. Er sagt kein Wort darüber, dass er sich Sorgen gemacht, noch, dass er vor meiner Tür gestanden hat. Das Einzige was er sagt ist: »Ich hab´s mir anders überlegt. Ich verkaufe das Apartment doch nicht. Tut mir leid, wenn ich dir Umstände bereitet habe, ich vergüte dir auch gerne die Zeit, die du investiert hast.«
    Damit habe ich nicht gerechnet. Ich stelle meine Tasse Tee ab und setze mich auf die Treppe. »Und weshalb, wenn ich fragen darf?«
    »Weil es ein Apartment mit Mystik und Magie ist.« Ich kann ihn Lächeln hören. Er hat sich also meine Worte gemerkt. »Leia?«
    »Ja, ich bin hier. Ich denke es ist eine gute Entscheidung.«
    »Ich muss für eine Woche weg, vielleicht sehen wir uns, wenn ich wieder da bin.«
    »Ja. Natürlich.« Ich habe mir mit einem Satz ein Projekt und eine Provision versaut, mit der ich ein Jahr auf größerem Fuß hätte leben können. Auf der anderen Seite habe ich es auch ehrlich gemeint und aus meinem Herzen gesprochen.
    Nun habe ich den Anruf an Detective Bradley lange genug hinausgezögert. Ich atme tief durch und drücke auf Rückruf. Er ist nach dem zweiten Klingeln am Apparat. »Bradley.«
    »Ja, hallo, hier spricht Leia Walsh … Sie hatten mich angerufen?«
    »Ah ja, Ms. Walsh.« Es raschelt im Hintergrund, als würde er Papiere hin-und herschieben. »Kennen Sie einen Joseph Sarris?«
    Ich überlege, ob mir der Name geläufig ist. »Nein.«
    »Sie sind aber in seinem Telefon gespeichert.«
    »Joseph Sar... ach, Sie meinen sicherlich Joe.« Ich wusste nicht einmal seinen Nachnamen. Manchmal bin ich wirklich eine lebende Katastrophe.
    »In was für einem Verhältnis stehen sie zu ihm?«
    Jetzt wird es noch peinlicher. »Darf ich fragen, warum Sie das wissen wollen?« Gegenfragen stellen ist immer gut und man gewinnt Zeit.
    »Beantworten Sie bitte meine Frage.«
    Unfreundlicher Bulle. »Er … wir … also wie soll ich sagen? Wir hatten ein kurzes Techtelmechtel.«
    »Wann?«
    »Bis vor etwas über einer Woche. Ja, das kommt hin.«
    »Sie wissen also nicht zufällig, wo er vor drei Tagen war?«
    Ich rechne schnell in meinem Kopf zurück. Zwei Tage krank … Er meint doch nicht etwa die Nacht, als er mit seinen Freunden hier bei mir war? Jetzt wird´s brenzlig. Kommt man nicht auch ins Gefängnis, wenn man die Polizei anlügt? »Nein, keine Ahnung.«
    »Sie vermissen nicht zufällig einen Schlüssel?«
    Scheiße, woher weiß der, dass Joe noch einen Schlüssel von mir hat? »Jein. Also Joe hat noch einen Schlüssel von mir. Das stimmt. Er sollte ihn mir vorbeibringen.«
    »Sie können ihn bei mir abholen. Er hatte ihn in seiner Tasche, als er vom Tower stürzte. Wenn es denn Ihrer ist.«
    Die Worte kommen nur langsam in meinem Gehirn an und auch nur langsam bilden sie eine Einheit. Tower, Stürzen … Die Schlagzeile in der New York Times. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass sich Joe vom New York Times Gebäude gestürzt hat?«
    »Leider ja. Die Frage ist nur, warum er ihren Schlüssel in der Tasche hatte.«
    »Gute Frage. Vielleicht wollte er ihn mir an dem Tag vorbeibringen und hat es sich anders überlegt.«
    Ich höre ein Brummen am anderen Ende der Leitung. »Ja, vielleicht … Wissen Sie, ich bringe Ihnen morgen den Schlüssel vorbei. Dann können wir auch gleich sehen, ob er passt.«
    Als das Gespräch beendet ist, fange ich plötzlich an zu zittern. Was ist in der Nacht passiert? Wie kam Joe auf den Tower?
     
    Als das Zittern nachlässt, gehe ich hoch, zurück in mein Bett und schalte meinen Computer ein.
    Beim Durchforsten von Berichten über das New York Times Gebäude finde ich einige Berichte über den Vorfall: mysteriöser Tod eines jungen Mannes … er war schon tot, bevor er unten aufkam … Man hatte ihm die Gedärme herausgerissen … Ausgeschlachtet …
    Das reicht. Mehr will ich nicht darüber lesen. Haben seine beiden Freunde ihn umgebracht? Das würde so gar keinen Sinn machen. Oder doch? Aber wie kommt eine Leiche auf den Tower? Ich verbanne die Geschichte aus meinem Kopf und schließe meine Kamera

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