Lockruf Der Nacht
sehr warm. Mein ganzer Körper brennt. Ich schlage die Decke zur Seite, ziehe mein Nachthemd über den Kopf und fange an ihn zu entkleiden. Seine Haut ist erfrischend kühl. Er legt seine Hand in meinen Nacken und küsst mich. Wie immer ist er behutsam und sanft und doch spüre ich, wie es ihn Beherrschung kostet, nicht wild über mich herzufallen. Aber das ist genau das, was ich heute von ihm will. Sein heißer Atem streift meine Wange, mein Kinn, die Kuhle an meinem Hals.
»Mo!« Wenn ich seinen Namen ausspreche, fühle ich mich ihm noch näher. Ich sehe, wie er in der Dunkelheit lächelt und dann packt er meine Hüften, schiebt sie leicht nach oben und nimmt mich. Ja, er hat meine Gedanken erraten, wie immer. Meine Glieder werden weich, mein Atem verwandelt sich in ein Keuchen, als er mich mit seiner maskulinen Kraft verwöhnt.
25.
Aus dem Badezimmer kommen Geräusche. Ich stehe auf und höre Lilith unter der Dusche vor sich hinsummen. Sie hatte eine schöne Nacht. Und ich auch. Ich blicke auf das zerwühlte Bett und suche zwischen den Laken den Beweis, dass ich nicht nur geträumt habe, dass er wirklich bei mir war, aber ich kann nichts finden.
»Was machst du denn da?« Lilith steht mit einem Turban auf dem Kopf und in ein Handtuch gewickelt vor mir.
»Ach, ich …«
»War dir kalt gestern Nacht?«
Was für eine Frage. Es war sogar sehr warm. Sehr warm! »Nein. Warum?« Ich ziehe das Laken glatt, in der Hoffnung wenigstens ein Haar von ihm zu finden, während Lilith mit einem Schürhaken im Kamin herumstochert. »Hattest du Besuch?«
»Wie kommst du darauf?«
»Im Kamin ist noch glühende Kohle.«
Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Als ich nicht antworte, setzt sie sich zu mir aufs Bett. »Los, rück raus mit der Sprache. Du siehst aus, als hättest du eine wilde Nacht gehabt.« Lilith rubbelt sich ihre Haare trocken und sieht mich erwartungsvoll an.
»Erzähl du zuerst. Wie war´s?«
»Er ist ein Gott. Es war als wäre er ein anderer Mensch. Er ist so anders, wie verwandelt.«
Lilith erzählt von ihrer berauschenden Nacht, seinem Körper, seinen großartigen Liebeskünsten und seinem hypnotisierenden Blick und ich frage mich, wie das alles zusammenpasst. Payton eins und Payton zwei passen nicht zusammen. Ein ungutes Gefühl beschleicht mich, aber ich lasse mir nichts anmerken. Wie sollte ich Lilith das auch alles erklären? Es würde sich alles zu fantastisch, zu unbegreiflich anhören, vor allem für jemanden wie sie, die scheinbar ihre Albträume schon wieder vergessen hat. »Konntest du etwas über Mo in Erfahrung bringen?«
»Ja, das war eigenartig. Als ich ihn nach Mo fragte, wurde er gleich ganz komisch, irgendwie abweisend. Er meinte nur, dass du die Finger von ihm lassen sollst.«
»Was?« Für einen Moment bin ich sprachlos.
Lilith zuckt mit den Schultern. »Ich gebe nur wieder, was er gesagt hat. Mehr nicht. Aber bisher hast du ja auch nur von ihm geträumt … und wie du gesehen hast, ist er verheiratet.« Sie geht ins Bad und föhnt sich die Haare.
Ich muss mir erst einmal im Klaren darüber werden, was der Satz zu bedeuten hat. Woher weiß Payton von Mo und mir? Ich gehe rüber zum Kamin und überzeuge mich selbst davon, dass er an gewesen ist. Tatsächlich liegen auf dem Gitter noch glühende Kohlestückchen. Ich habe also ganz klar nicht geträumt. Ich könnte einen Freudentanz machen. Und als ich einen Blick in den Spiegel werfe, der neben der Tür hängt, entdecke ich noch einen anderen Beweis dafür, dass ich wach und nicht einer Halluzination erlegen war. Eine kleine Wunde an meinem Hals und Blutstropfen auf meinem Nachthemd. Ich lege schnell mein Haar darüber, um Lilith keine Erklärung darüber abgeben zu müssen.
»Also? Wer hat dich gestern Nacht beglückt?« Lilith steht an den Türrahmen gelehnt und wartet auf eine Antwort von mir. Wenn ich jetzt Mo sage, kommt Verwirrung auf, wenn ich Yven sage, wird sie zufrieden sein. Da Lilith nicht sehr tiefsinnig ist und nie viel hinterfragt, hätte ich damit Ruhe. »Yven.«
Wie nicht anders erwartet, ist Lilith mit der Antwort zufrieden. »Hab ich´s doch gewusst, dass es zwischen euch noch funkt.«
Ich lasse sie in dem Glauben.
Nach dem Brunch werden diverse Aktivitäten geboten: Billard spielen, Bogenschießen, Badminton, Krocket und Polo. Vor meinen Augen jagen sechs Spieler auf Pferden einem Ball hinterher und zerstören die schöne Rasenfläche mit ihren langen Stöcken. Ich verstehe nichts von Polo und komme
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