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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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und empfinde das Laufen bald als erholsam. Ich pumpe im Rhythmus meiner Schritte mit den Armen, und als ich mein Ziel erreiche, habe ich das Gefühl, sämtliche Giftstoffe aus meinem Körper gelaufen zu haben. Ich fühle mich stark und wach und bin sehr, sehr wütend.
    Und wie es der Zufall will, entdecke ich, geparkt vor dem Polizeihauptquartier, kein anderes Auto als den Fairlane. Ich spähe hinein, doch wie ich vermutet hatte, hat Bradley meine Handtasche entweder irgendwo aus dem Fenster geworfen oder in den Kofferraum gepackt. Da ich einen überwältigenden Drang zur Gewalttätigkeit verspüre, beschließe ich, gleich im Kofferraum nachzusehen. Ich packe den Rand mit beiden Händen und schäle das Metall förmlich hoch, bis die eine Hälfte des Kofferraumdeckels auf die andere geklappt ist. Am liebsten hätte ich das Ding einfach herausgerissen, aber es könnte mich ja jemand beobachten.
    Meine Handtasche ist tatsächlich da drin, in einer Ecke, zweifellos aufbewahrt, um zum passenden Zeitpunkt an einem verdächtigen Ort plaziert zu werden. Ich schnappe sie mir und frage mich, ob ich Williams vorwarnen sollte, dass ich auf dem Weg nach oben bin, oder lieber einfach auftauchen und zusehen, wie Bradley sich windet.
    Du kannst da nicht raufgehen, Anna.
    Ich wirbele herum. Casper?
    Du musst sofort zu Ryan. Bradley vermutet ihn im Strandhaus. Er ist gerade auf dem Weg dorthin, mit zwei von Darryls Freunden.
    Caspers Stimme klingt irgendwie anders. Es liegt eine Dringlichkeit darin, die ich noch nie bei ihm gehört habe. Ich weiß nicht, wie ich dorthin kommen soll.
    An der Straßenecke gegenüber wird ein Motor angelassen. Ich drehe mich nach dem Geräusch um.
    Anna, denk daran, was ich dir gesagt habe. Du stehst an einer Wegkreuzung. Der Pfad, den du jetzt wählst, entscheidet darüber, was du sein wirst.
    Einen flüchtigen Augenblick lang werden meine Sorgen von Aufregung ausgeblendet.
    Ich werde endlich Casper kennenlernen. Das muss er sein.
    Ich warte darauf, dass der Wagen vom Straßenrand losfährt.
    Das tut er nicht.
    Ungeduld flammt in mir auf. Verdammt noch mal, Casper. Komm schon.
    Ich bekomme keine Antwort, und der Wagen rührt sich immer noch nicht vom Fleck. Wütend stapfe ich über die Straße und reiße die Fahrertür auf.
    Der Motor läuft, Schlüssel baumeln vom Zündschloss. Der Fahrersitz ist leer.
    Scheiße. Warum machst du das jedes Mal?
    Aber ich weiß schon, dass ich keine Antwort erhalten werde. Und meine Wut an niemandem auslassen kann. Ich springe auf den Sitz und fahre mit quietschenden Reifen los. Ich hoffe, dass das sein Auto ist. Und dass ich gerade jeden Zentimeter Gummi an den verdammten Reifen verbrenne.
    Der Wagen ist ein kleiner Miata, schnell und wendig. Ich flitze durch den morgendlichen Pendelverkehr in Richtung Mission Beach. Als ich mein Häuschen erreiche, fahre ich es über die Hintergasse an, um erst mal nach dem Rechten zu sehen. Vor meiner Garage parkt ein Auto, ein schwarzer Chevy Suburban mit getönten Scheiben. Ich stelle mich dahinter und blockiere so den Fluchtweg.
    Dann überprüfe ich die Hintertür. Sie ist abgeschlossen. Durch die Fenster kann ich nicht viel sehen, nur die Küche und ein Stück Flur dahinter. Ich höre auch keine Stimmen. Ich will gerade ums Haus herum nach vorne gehen, als mich eine Hand auf meinem Arm zusammenzucken lässt.
    Ich habe beide Hände an seiner Kehle, bevor mein Gehirn registriert, dass er keine Bedrohung darstellt, und die Vernunft sich wieder einschaltet. »Himmel, Ryan.« Ich drücke ihn aus Erleichterung an mich, und um mich bei ihm zu entschuldigen. »Was tust du hier?«
    Er legt den Zeigefinger an die Lippen und deutet aufs Haus. »Dieser Mann vom FBI ist da«, flüstert er. »Er hat noch andere dabei. Er hat gesagt, ich sollte mit ihnen gehen, aber ich traue ihm nicht. Ich habe ihm gesagt, ich müsse schnell meine Sachen holen, und bin dann hinten rausgeschlichen. Seitdem verstecke ich mich in der Garage und warte auf Sie.«
    Ein beinahe mütterlicher Impuls, ihn zu tadeln, weil ich ihn doch ermahnt hatte, niemanden hereinzulassen, flackert in mir auf. Doch ebenso rasch ist er wieder verflogen. Dies ist keine Zeit für Strafpredigten. Stattdessen drehe ich ihn bei den Schultern herum und schiebe ihn zum Gartentor. »Dein Instinkt ist gut. Sehen wir zu, dass wir hier wegkommen.«
    Wir schleichen uns um die Tür herum und haben beinahe das Auto erreicht, als ein Ruf von oben unsere Köpfe zu dem Balkon vor meinem Schlafzimmer

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