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Lockruf des Blutes

Lockruf des Blutes

Titel: Lockruf des Blutes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne C. Stein
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finden und zu Fuß das Labor zu erreichen. Ich fülle die erforderlichen Formulare aus, übergebe die Bürste und die Socke und stelle einen Scheck für »Expressservice« aus. Sie sagen mir, dass ich das Ergebnis in 48 Stunden abholen kann.
    48 Stunden. Das werden zwei lange Tage.
    Zurück im Auto, merke ich erst, wie angespannt ich bin, als ich auf die Uhr schaue, feststelle, dass erst Mittag ist, und frustriert seufze. Frey kann ich erst um drei Uhr abholen. Ich bin so nervös und rastlos, dass meine Haut kribbelt. Bis zum Büro wäre es nicht weit, aber nach dem alles andere als angenehmen Gespräch mit David heute Morgen will ich da eigentlich nicht hin. Und falls durch einen unglückseligen Zufall Gloria bei ihm sein sollte, könnte der Drang, sie zu beißen – sie so richtig zuzurichten  – sich als unwiderstehlich erweisen.
    Ich sinke auf dem Fahrersitz zusammen. Zum ersten Mal an diesem Tag frage ich mich, wie ich Trish die Nachricht vom Tod ihrer Mutter beibringen soll. So widerlich sie auch war, Carolyn war Trishs Mutter. Wie wird Trish reagieren, wenn ich es ihr sage? Wird sie den Leichnam sehen wollen? Wird sie in Zukunft bei ihren Großeltern leben wollen?
    Noch mehr Fragen, auf die ich keine Antwort finden kann, zumindest noch nicht.
    Ein weiterer Blick auf die Uhr bestätigt mir, dass es jetzt zwei Minuten nach zwölf ist. Wenn ich noch ein Mensch wäre, könnte ich irgendwo nett Mittagessen gehen, um die Zeit totzuschlagen. Oder ins Fitnessstudio. Beides musste ich widerstrebend aufgeben. Das Essen aus offensichtlichen Gründen. Das Training im Studio, weil ich einmal vergessen habe, nachzusehen, wie viel Gewicht gerade aufgelegt war – Davids Gesicht, als ich mühelos dieselben dreihundert Pfund stemmte, mit denen er sich gerade noch abgeplagt hatte, werde ich niemals vergessen. Ich musste die Stange auf mich herabkrachen lassen und so tun, als hätte ich mich damit beinahe umgebracht.
    Einmal ist es mir also gelungen, mich herauszuwinden. Ich bezweifle, dass ich beim nächsten Mal ebenso viel Glück hätte.
    Mir fällt nichts weiter ein, als in die Stadt zu fahren und die Lieferung meiner neuen Möbel zu vereinbaren. Wenn das Möbelgeschäft schnell genug ist, könnte ich schon Ende der Woche wieder in mein Haus einziehen. Ich kann es kaum erwarten, endlich wieder zu Hause zu sein. Und vielleicht wäre Trish damit einverstanden, vorerst bei mir einzuziehen, während wir überlegen, wie es weitergehen soll. Es überrascht mich, wie sehr ich mir das wünsche.
    Ich biege gerade vom Parkplatz ab, als ich sie entdecke. Die Blues Brothers von Freys Wohnung sitzen in einem beigefarbenen Fairlane, geparkt auf der anderen Straßenseite. Sie sehen mich direkt an, wenden aber gleichzeitig wie Zeichentrickfiguren die Köpfe ab, als sie mich bemerken. Ich lasse den Blick einfach weiterschweifen und reihe mich in den Verkehr ein. Es überrascht mich nicht, dass sie ebenfalls losfahren und sich etwa zwei Wagenlängen hinter mir festsetzen.
    Es fällt mir schwer, mich auf den Verkehr zu konzentrieren. Seit wann verfolgen sie mich? Haben sie bei Frey auf mich gewartet, um mir schon von dort aus zu folgen? Oder bei Carolyn? Ich war so damit beschäftigt, mich von Trishs Großmutter verprügeln zu lassen, dass ich sie nicht bemerkt habe. Verdammt. Sie sind mir zum Haus meiner Eltern gefolgt. Es kann gar nicht anders sein. Carolyns zerschnittenes Gesicht steht mir vor Augen. Ich muss diese Kerle kriegen, bevor sie auf die Idee kommen, meinen Eltern einen Besuch abzustatten.
    Ich hole mein Handy aus der Handtasche und stecke es in die Halterung am Armaturenbrett. So ungern ich das tue, es gibt nur einen Menschen, der mir jetzt helfen kann. Ich wähle Chief Williams’ Privatnummer. Die habe ich vor ein paar Monaten von Avery bekommen, und obwohl ich sie seither nur einmal gebraucht habe, fällt es mir leicht, mich daran zu erinnern. Fotografisches Gedächtnis, ein weiteres vampirisches Talent.
    Williams’ Begrüßung ist kurz. »Hier Warren Williams.«
    »Ich bin’s, Anna.«
    Eine Pause, nur so lang wie ein Herzschlag. »Welch eine Überraschung. Bist du jetzt bereit, mit mir zu reden?«
    »Ich bin bereit, dich um einen Gefallen zu bitten. Reicht das fürs Erste?«
    Diesmal zögert er nicht. »Was brauchst du?«
    Das Auto unmittelbar hinter mir ist rechts abgebogen, so dass ich jetzt freie Sicht auf das Nummernschild der Blues Brothers habe. Ich lese es Williams vor. »Ich möchte, dass du dieses Auto

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