Lockruf Des Mondes
Emily das Schwimmen beizubringen, gewann seine sinnliche Begierde die Oberhand über seine Vernunft. Das Raubtier in ihm wollte ihren verführerischen nackten Körper berühren und ihn kosten ...
»Lachlan!«
Der Wolf würde ebenso warten müssen wie seine menschlichen Bedürfnisse. Aber Lachlan nutzte die Schnelligkeit des Tiers in sich, um Emily ans Seeufer zurückzutragen, wo er ihr sein Plaid wie eine Decke überwarf. Der Soldat näherte sich mit schnellen Schritten und würde in ein paar Sekunden aus dem Wäldchen heraustreten. Emily zog an den Ecken des Plaids, bis es sie einigermaßen gut bedeckte. Es war ein Plaid, wie es Männer trugen, und obwohl Lachlan erheblich größer war als sie, schauten ihre nackten Beine trotzdem noch ein gutes Stück darunter hervor.
Lachlan warf ihr ihr Unterkleid und ihre Tunika zu. »Geh da hinüber und zieh dich an.« Er zeigte auf ein dichtes Gestrüpp, das sie selbst vor dem Blick eines Werwolfs verbergen würde, obwohl der Mann, der sich näherte, nur menschlich war.
Lachlan musste nicht in Wolfsgestalt sein, um Ulfs Geruch aus dieser Entfernung wahrzunehmen. Seine Sinne funktionierten auch in seinem menschlichen Körper ganz hervorragend, wenn auch nicht ganz so gut, wie wenn er sich veränderte.
Emily hatte ihre Kleider genommen und war hinter dem Gebüsch verschwunden. »Willst du deinem Soldaten nackt gegenübertreten?«, rief sie.
»Er ist mein Bruder.«
Sein Plaid flog über das Gebüsch und landete ein paar Schritte von seinen Füßen. »Zieh dich an.«
»Eine Gefangene erteilt einem Laird keine Befehle«, sagte er.
»Diese schon.«
Fast hätte er über ihre Dreistigkeit gelacht. Er kannte keine andere Frau wie sie ... weder wölfischer noch menschlicher Natur. Er hatte das Plaid gerade aufgehoben, als Ulf auf die Lichtung hinaustrat.
Er machte ein finsteres Gesicht, aber das war ja nichts Neues bei seinem Bruder, der sogar noch seltener lächelte als er selbst, doch der anklagende Blick seines Bruders irritierte Lachlan. Ulf glaubte, seine Stellung in der Familie gäbe ihm das Recht, seinen Laird zu kritisieren, was Lachlan ihm sogar oft durchgehen ließ. Sein Bruder konnte ja nichts dafür, dass er nicht als Werwolf auf die Welt gekommen war.
Lachlan hatte seinen älteren Bruder immer bedauert seit dem Jahr, in dem Ulfs erste Verwandlung hätte erfolgen müssen und nichts geschehen war. Ihr Vater war enttäuscht gewesen, ihre Mutter dagegen erleichtert, und Ulf hatte erfahren, dass er doch nicht eines Tages die Balmorals regieren würde, wie er seit seiner Kindheit angenommen hatte. Es hatte schon immer Anzeichen dafür gegeben, dass sein Bruder völlig menschlich war, aber ihr Vater hatte vorgezogen, sie zu ignorieren, und darauf beharrt, dass seine Söhne beide Wölfe waren.
Er hatte sich jedoch geirrt. Nur einer von ihnen war mit der Fähigkeit geboren worden, sich zu verwandeln, und das war Lachlan. Nach seinem ersten Vollmond als Werwolf war er dazu ausgebildet worden, eines Tages die Clan-Führung zu übernehmen. Ulf hatte nie dagegen protestiert, aber es hätte ihm auch nichts genützt. Ein bloßer Mensch konnte eine Kampfansage durch einen Werwolf nicht überleben, und Lachlan hätte Ulfs Vorherrschaft angefochten, wenn er versucht hätte, sie durchzusetzen. Im Interesse seines Clans.
Sein ganzes Leben war diesem höheren Ziel verschrieben gewesen, und er hatte nicht die Absicht, seine Verpflichtungen jetzt plötzlich zu vergessen.
»Wo ist sie?«, fuhr Ulf ihn statt einer Begrüßung an.
Lachlan konnte hören, wie Emily im Ankleiden innehielt. Sie hielt sogar den Atem an, als wollte sie Lachlans Antwort hören.
Er nickte zu dem Gebüsch hinüber, während er sein Plaid anlegte.
Ulfs Gesichtsausdruck wurde sogar noch finsterer. »Was tut sie da drüben? Du bist nass und warst nackt, als ich kam. Vernaschst du jetzt auch schon das abgelegte Liebchen deines Feindes im Wasser? Ich dachte, so was triebest du nur mit Wölfinnen.«
Lachlan stieß seinen Bruder mit einem harten Schubs zu Boden. »Hüte deine Zunge, Ulf!«
Der ältere Bruder besaß immerhin den Anstand, bestürzt dreinzuschauen, als ihm bewusst wurde, was er gesagt hatte. Emily wusste ebenso wenig wie die meisten anderen Menschen in den Highlands von der Wolfsnatur in einigen der Clan-Mitglieder. Ulf kannte die Strafe für den Verrat der Geheimnisse der Chrechten an solche, die nichts davon erfahren durften.
Es war die Todesstrafe, und die Tatsache, der Bruder des Lairds zu
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