Lockvögel
Wohnung ab.«
»Was hatten Sie vor?«
»Wir fuhren hierher zum Flughafen, um Miss Deshler abzuholen.«
»Wie war das mit dem Einbruch im Büro von Mr. Holgate?«
»Es sah dort ziemlich wüst aus, als ob es einen Kampf gegeben hätte.«
»Ist das der Polizei gemeldet worden?«
»Meines Wissens nicht.«
»Warum nicht?«
»Seine Sekretärin glaubte, es sei besser, erst einmal abzuwarten.«
»Was abzuwarten?«
»Was heute geschehen würde.«
»Nun, heute ist ja wirklich etwas geschehen«, sagte der Beamte. »Und jetzt müssen wir an die Arbeit gehen. Wir haben allerhand zu überprüfen. Und Sie setzen sich inzwischen hier an diesen Tisch und schreiben schön säuberlich alles auf, was Sie mir gerade erzählt haben. Notieren Sie alles, was Sie über den Fall wissen.«
Ich sagte: »Hören Sie bitte, kennen Sie Inspektor Frank Sellers?«
»Natürlich kennen wir ihn.«
»Dann verbinden Sie mich mit ihm, damit ich ihn sprechen kann. Vorher schreibe ich keine einzige Zeile.«
»Was sagten Sie?«
»Daß ich vorher keine einzige Zeile schreibe.«
»Sie wissen, was das bedeutet, Mann? Sie nehmen sich eine Menge heraus.«
»Das ist meine Sache. Entweder spreche ich mit Sellers, oder ich bringe keine einzige Zeile zu Papier.«
»Also gut. Wir rufen Sellers an. Wahrscheinlich werden wir Sie ohnehin ins Präsidium mitnehmen.«
Ein Beamter ging zum Telefon und sprach eine Weile mit leiser Stimme. Ich konnte nicht hören, was er sagte. Dann wurde ich etwa Ranzig Minuten allein gelassen.
Als die Tür aufging, kamen die beiden Beamten mit Doris Ashley Und Vivian Deshler herein.
»Sie setzen sich bitte dorthin«, bedeutete der eine Beamte den Mädchen.
Doris warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu. Vivian Deshler sah mich nachdenklich an.
»Also, Lam«, begann der eine Beamte, »Sie haben am dreizehnten August in Colinda einen Autounfall gesehen?«
»Was soll das hier?«
»Beschreiben Sie uns den Unfall.«
»Es war nur ein einfacher Blechschaden. Jemand fuhr von hinten auf einen anderen Wagen auf.«
»Wer war dieser jemand?«
»Carter Holgate.«
»Und wer war in dem vorderen Wagen?«
»Diese Miss Deshler hier.«
»Sind Sie sicher?«
»Natürlich. Damals habe ich sie noch nicht gekannt. Aber nachdem ich sie jetzt gesehen habe, weiß ich, daß sie es war.«
»Nun gut. Beschreiben Sie den Unfall.«
»Da ist nicht viel zu beschreiben.«
»Ich möchte genau wissen, wie es sich zugetragen hat.«
»Also schön. Es fuhren mehrere Wagen hintereinander. Vor dem Wagen von Miss Deshler mögen zwei andere gefahren sein. Hinter ihr fuhr Mr. Holgate.«
»Dann waren das also insgesamt vier Wagen.«
»Richtig.«
»Und was passierte dann?«
»Die Wagen näherten sich der Kreuzung.«
»Welcher Kreuzung?«
»Siebente Straße und Hauptstraße in Colinda.«
»Wo befanden Sie sich?«
»Ich ging auf der westlichen Seite der Hauptstraße.«
»Wie weit war das noch von der Kreuzung entfernt?«
»Vermutlich siebzig bis achtzig Meter.«
»Und was geschah?«
»Ich denke, Holgate hatte so viel Tempo draufgelegt, daß er die vor ihm befindlichen Fahrzeuge überholen wollte. Als er sah, daß er es nicht mehr schaffte, versuchte er, wieder in die Schlange einzuscheren.«
»Wie kam denn nun der eigentliche Unfall zustande?«
»Der Wagen, der der Kreuzung am nächsten war, hätte sie noch bei gelbem Licht überqueren können. Er bremste aber. Deswegen mußte der dicht auffolgende Wagen plötzlich stoppen. Miss Deshler fuhr einen leichteren Wagen. Sie brachte ihn rechtzeitig zum Halten. Holgate hatte offensichtlich nicht gemerkt, daß sie schon hielt, und bremste seinen Wagen in letzter Sekunde ab. Knapp zweieinhalb Meter vor ihrem Wagen trat er hart auf die Bremse, doch erreichte er nur, daß die Geschwindigkeit seines Fahrzeugs bedeutend vermindert wurde. Er gab dem kleineren Wagen einen ziemlichen Stoß, und ich konnte sehen, daß der Kopf von Miss Deshler zurückschnellte.«
Der Beamte sah sie an.
Vivian Deshler maß mich nachdenklich von Kopf bis Fuß und sagte verächtlich: »Er ist ein Lügner.«
»Dann ist der Unfall überhaupt nicht passiert?« fragte der Mann zurück.
»Doch, doch«, antwortete sie, »nur waren es zwei Reihen Autos, die sich nebeneinander der Kreuzung näherten. Ich fuhr in der linken Reihe. Mr. Holgate befand sich in der rechten, in der vier bis fünf Wagen aufeinanderfolgten. In der linken Reihe war nur ein Wagen vor mir. Mr. Holgate versuchte, in die linke Bahn überzuwechseln, um auf diese
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