Lodernde Begierde
damit aus, eine Rolle zu spielen.
Fortescue schaute sie gelassen an. Seinem glatten Gesicht war nichts anzusehen, aber tief im Grund seiner Augen entdeckte sie … Mitgefühl? »Fortescue … was soll ich jetzt nur tun?«
Seine Lider senkten sich kaum merklich, verschlossen das Glimmen der Empathie. »Ich bin gewiss der letzte Mensch auf dieser Welt, den Ihr fragen solltet, Euer Gnaden.«
Sollte sie nach Eden House gehen und so tun, als wäre sie die Hausherrin? Sollte sie bis ans Ende ihrer Tage in hasserfülltem Schweigen neben Graham herleben?
Nun, es war nicht sehr wahrscheinlich, dass er mit ihr leben wollte. Vielleicht gab es irgendwo auf dem Anwesen ein leeres Haus, ein kleines Cottage, in dem sie leben konnte. Eine Herzogin im Exil.
Am Ende doch noch eine Prinzessin im Turm.
Der erste Schritt musste sein, hinaufzugehen und zu packen. Über den nächsten Schritt würde sie nachdenken, wenn sie diese Aufgabe erledigt hatte. Wenn sie immer nur einen Fuß vor den nächsten setzte, würde sie es doch irgendwie durch diese ganze Sache schaffen.
Oh, Graham. Warum hast du das getan? Warum hast du mich zu deiner Herzogin gemacht? Jetzt trage ich auch noch Edencourt auf meinem Gewissen.
Sehr zu ihrem Entsetzen sah Sadie Phoebe und Deirdre in diesem Moment am anderen Ende der Eingangshalle auftauchen. Sie warf einen panischen Blick auf die noch geöffnete Eingangstür.
Der Türklopfer hing wieder an Ort und Stelle.
»Ihre Ladyschaften sind auf meine Nachricht hin sofort hierher aufgebrochen«, informierte Fortescue sie mit gedämpfter Stimme. »Sie haben sich große Sorgen um Euch gemacht.«
Jetzt sahen sie nicht besorgt aus. Phoebe, die ein nettes Gesicht hatte und so freundlich wie hübsch war, blinzelte sie an, als habe sie sie nie zuvor gesehen.
Deirdre, die umwerfende, goldhaarige Schönheit, schaute sie mit verschränkten Armen und zusammengekniffenen Augen offenkundig böse an.
Sadie zog in Erwägung, um ihr Leben zu rennen, doch da sie keinen Ort hatte, wohin sie fliehen konnte, zwang sie sich dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis sie ihnen gegenüberstand.
Phoebe, die man trotz ihrer Freundlichkeit niemals für ein Dummerchen halten sollte, sah sie stirnrunzelnd an. »Sophie ist tot, stimmt das?«
Sadie gab sich nicht einmal die Mühe, nicht bitter aufzulachen. »Ich habe sie nicht umgebracht, wenn es das ist, worauf du hinauswillst. Ich bin fast ein Jahr, nachdem das Fieber zugeschlagen hatte, nach Acton gebracht worden. Ich habe sie nie getroffen.« Sie neigte den Kopf. »Aber ihr. Als ihr so ungefähr fünf Jahre alt wart. Mrs Blake hat mir davon erzählt. Erinnert ihr euch an Sophie?«
Phoebe schüttelte bedauernd den Kopf. »Nein, ich nicht.«
Sadie zuckte die Achseln. »Nach allem, was man so hört, war sie ein nettes Mädchen. Alle redeten immer davon, wie schweigsam sie war, so wie ich Mrs Blake kenne, könnte das daran gelegen haben, dass sie ohnehin nie dazu kam, etwas zu sagen.«
Deirdre stieß einen höhnischen Laut aus. »Redest du so über deine Wohltäterin?«
Sadie schaute die Frau an, von der sie so viel gelernt hatte. Deirdre hatte sich Tessas gemeiner Unterdrückung lange Jahre widersetzt und war am Ende siegreich aus den ständigen Auseinandersetzungen hervorgegangen. »Sie war nie meine Mutter, Dee. Sie war meine Wärterin.«
Bedächtiges Mitleid flammte in den saphirblauen Augen auf, aber die dickköpfige Deirdre gab nicht so schnell klein bei. »Du hast uns angelogen«, warf sie ihr vor. »Du hast Meggie angelogen!«
Sadie traf dieser Stich genau ins Herz, so wie sie es verdiente. »Ich weiß. Und das tut mir leid. Ich wollte Meggie niemals wehtun.«
»Das hast du aber bereits getan!«
»Da ich anfangs nicht wusste, dass sie bei dem Ganzen überhaupt eine Rolle spielen würde, habe ich die Möglichkeit verpasst, das zu verhindern.«
Phoebe beugte sich zu Deirdre. »Da hat sie nicht ganz unrecht.«
Deirdre schüttelte den Kopf. »Sie verdient es nicht, dass du ihr verzeihst.«
Sadie seufzte. »Dee, Phoebe, es tut mir leid. Was kann ich tun, außer mich zu entschuldigen?«
Phoebe legte den Kopf schief. »Ich denke, ich würde gern die ganze Geschichte erfahren. Dee, sag doch bitte deinem wunderbaren Butler, er möchte uns etwas Tee und Kuchen servieren. Ich sterbe vor Hunger und S … die Herzogin sieht aus, als würde sie jeden Moment in Ohnmacht fallen.«
Deirdre zog eine Grimasse. »So sieht sie doch immer aus.« Aber trotzdem winkte sie Fortescue
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