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Lodernde Begierde

Lodernde Begierde

Titel: Lodernde Begierde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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machen. Schlichte Mädchen sollten für das Wenige dankbar sein, was sie hatten.
    Jetzt schien es, als hätte mangelnde Schönheit nichts damit zu tun – schließlich stand sie auch jetzt noch mit leeren Händen und gedemütigt da. Vielleicht war es nicht ihr Äußeres, was hässlich war. Vielleicht war es ihr Inneres. Vielleicht verlief ihr Leben deshalb so, weil sie es nicht anders verdiente – weil sie eine Lügnerin, eine Betrügerin, eine Hochstaplerin war.
    Sie hatte geglaubt, schön zu sein, würde das Leben perfekt machen, doch es hatte ihr nichts weiter eingebracht, als in diesem riesigen, verdammt kalten, leeren Haus eingesperrt zu sein.
    Sie trat fest gegen die Tür. Der Tür schien es nichts auszumachen, doch ihr nackter Fuß protestierte heftig. Humpelnd, zitternd und Schimpfwörter ausstoßend, von denen sie nicht gewusst hatte, dass sie sie kannte, machte sie sich zurück auf den Weg in »ihr« Zimmer, indem sie ihren eigenen Fußspuren im Staub folgte.
    Dort fand sie das Tablett. Sie blickte es stirnrunzelnd an. Hatte es schon dort gestanden, als sie das Zimmer verlassen hatte? Es war ihr nicht aufgefallen, vielleicht war sie zu wütend gewesen, es zu bemerken.
    Oder versteckte sich Graham irgendwo, beobachtete sie und schlich sich ins Zimmer, wenn sie ihm den Rücken zukehrte. Sie schaute sich misstrauisch um. Dann schüttelte sie den Kopf. »Der Hunger macht dich verrückt, mein Kind«, beruhigte sie sich selbst.
    Der Tee war kalt, deshalb stellte sie die Kanne in die Nähe des Kaminfeuers, um ihn aufzuwärmen, und machte sich in der Zwischenzeit über den Schinken und die Birnen her. Sie aß rasch und gesittet, trank den Tee, wusch sich noch einmal die Füße in dem kalten Badewasser und arrangierte ihre staubige Toga dergestalt, dass sie darin laufen konnte. Dann wickelte sie den Schinken, den sie nicht aufgegessen hatte, ordentlich in eine Serviette und steckte ihn in eine Falte ihrer Robe.
    Schließlich machte sie sich daran, das Haus methodisch zu durchsuchen, Raum für Raum. Falls Graham erwartete, dass sie die schwache, hilflose Prinzessin in einem Turm spielte, hatte er sich die Falsche für diese Rolle ausgesucht.

    Graham schlief nicht. Nach seinem schändlichen voyeuristischen Akt hatte er einen langen Spaziergang über die Felder Edencourts unternommen, bei dem er versuchte, sich zu beruhigen und irgendeinen Plan zu ersinnen. Was er während des Spaziergangs sah, überzeugte ihn davon, dass er Sophie unmöglich heiraten konnte. Inzwischen würde er allerdings auch Lilah nicht zurückbekommen, aber vielleicht reichte diese hohlköpfige Erbin im Milchmädchenkleid ja auch aus. Wenigstens würde sie ihn nicht umbringen, wenn er schlief.
    Hoffentlich.
    Sophie wollte das wahrscheinlich gerade jetzt tun. Wie es schien, trieb er die Frauen geradezu dazu. Er war nicht länger Graham, der Charmeur. Vorbei das heitere Lachen und die albernen, oberflächlichen Spielchen.
    Er passierte eine kleine Gruppe von Cottages, die einst ziemlich stabil und gemütlich waren und von Menschen bewohnt wurden, die zumindest zufrieden, wenn nicht tatsächlich glücklich waren. Jetzt waren die Häuschen nur noch bessere Ruinen und wahrscheinlich verlassen, dem Verfall preisgegeben wie der Rest des Anwesens.
    Als er noch ein Kind gewesen war, war Edencourt ein etwas schäbiger, aber doch vornehmer Besitz gewesen. Als junger Mann war es ihm so vorgekommen, als würde der Besitz verarmen, aber er hatte diesen Eindruck seinem eigenen wachsenden Anspruchsdenken zugeschrieben und nicht dem tatsächlichen Verfall. Jetzt sah es schlimmer als je zuvor aus, und es ließ sich nicht mehr leugnen, dass sein Vater dem Anwesen den Todesstoß versetzt hatte.
    Ich glaube, ich hasse dich wirklich, sagte Graham in Gedanken zu dem lauten, ungestümen Mann, den er kaum gekannt hatte. Nein, ich weiß, dass ich es tue, genauso sehr, wie ich jeden Tropfen deines Blutes hasse, der durch meine Adern rinnt. Er hatte geglaubt, er sei so ganz anders als seine männlichen Verwandten. Er hatte geglaubt, er sei ihnen hinsichtlich Verstand, Intellekt und Höflichkeit überlegen, aber er war einfach nur eine aufpolierte Version seines Vaters. Er hatte genauso herzlos seine Leute für seine eigenen Vergnügungen ausbluten lassen und sich nie Gedanken über Verantwortung oder Selbstbeherrschung gemacht.
    Nun, dafür bezahlte er jetzt. Sich Sophie zu versagen, würde ihn für den Rest seines Lebens ins Elend stürzen. Oder war er eventuell zu

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