Lodernde Träume
gemeinere Trick, als er sie, während sie im Halbschlaf vor sich hin dämmerte, in diese Kirche gezerrt und einfach geheiratet hatte.
Heute früh hatte er in dem Gasthaus zwei Zimmer verlangt, hatte sie bis zu ihrer Tür begleitet und ihr höflich eine gute Nacht gewünscht. Dann hatte er sie noch daran erinnert, ja die Tür gut zu verschließen, aber sie war zu erschöpft gewesen, um daran irgend etwas merkwürdig zu finden. Jetzt wurde es ihr klar. Es war überhaupt nichts merkwürdig daran, im Gegenteil. Er meinte es also tatsächlich ernst - es war wirklich nur eine Ehe auf dem Papier.
Hast du denn gemeint, dass er nur Spaß macht?
Ja.
Also ich kann es ihm nicht einmal übelnehmen. Du lässt ihn ja wirklich niemals in Ruhe.
Der Mann verdient es einfach nicht, dass man ihn in Ruhe lässt .
Und warum bist du dann so gekränkt, dass er dich abweist?
Das bin ich doch gar nicht!
Bist du schon!
Miststück!
Sprichst du von dir?
Megan drehte sich um und schlug wütend auf ihr Kopfkissen ein.
Hewlett-Packard
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Megan war so übermüdet gewesen, dass sie es nicht einmal mehr geschafft hatte, sich ganz auszuziehen, bevor sie auf dem Bett eingeschlafen war. Aber nicht nur deshalb waren ihre Kleider zerknittert; nach dem langen Ritt von gestern war ihre gesamte Garderobe in einem wirklich beklagenswerten Zustand. Sie hatte keine Ahnung, wann sie endlich dazu kommen würde, die Wäsche zu wechseln. Es war nicht einmal sicher, ob die Kutsche, in der sich ihr Koffer befand, noch immer im Straßengraben lag, oder ob es der Kutscher inzwischen geschafft hatte, das Gefährt wieder flottzumachen. Zumindest hoffte sie, dass er im Verlauf des Tages irgendwann aufkreuzen würde.
Erst jetzt, wo sie ganz wach war, fiel ihr auf, wie elegant ihr Zimmer ausgestattet war. Schottlands Gasthäuser schienen wirklich um einige Kategorien besser zu sein als die englischen, von denen sie in der letzten Woche ja genug kennengelernt hatte. Oder hatte Devlin extra so eine teure Unterkunft gewählt, weil es schließlich ihre Hochzeitsnacht war? Aber er hatte sie ja nicht einmal mit ihr verbracht! Oder gab es in dieser Stadt keine andere Übernachtungsmöglichkeit? Wahrscheinlich war das die Erklärung. Aber es war ihr schon öfter aufgefallen, dass er auch bei anderen Gelegenheiten das Geld mit vollen Händen ausgab. Woher hatte er bloß so viel Geld? Merkwürdig.
Auf dem Frisiertisch standen jede Menge Parfümfläschchen und Kosmetika bereit, dazu auch alles Nötige, um ihr Haar wieder in Ordnung zu bringen. Doch Megan war überhaupt nicht in der Stimmung, jetzt große Toilette zu machen, denn ihre Kleider sahen wirklich verheerend aus. Überhaupt fühlte sie sich in diesem luxuriösen Zimmer ein biss chen fehl am Platze, denn sie wusste , dass nur sehr reiche Leute sich so eine elegante Unterkunft leisten konnten.
Ihre Stimmung wurde auch keine Spur besser, als sie auf dem Flur stand und keine Ahnung hatte, hinter welcher der vielen Türen in dem langen Korridor Devlin untergebracht sein mochte. Sie konnte doch jetzt nicht einfach der Reihe nach an jeder Tür klopfen, bis sie ihn zufällig erwischen würde. Die übrigen Gäste wären davon sicher nicht eben begeistert.
Sie musste also jemanden auftreiben, der ihr Devlins Zimmer zeigen konnte. Als sie in dem ausladenden Treppenhaus nach unten ging, blieb sie, von Bewunderung überwältigt, auf halbem Wege stehen: Was für ein Prunk! Das konnte doch kein einfaches Gasthaus sein, das war ganz sicher ein Hotel! Bei ihrer Ankunft im frühen Morgengrauen hatte sie gar nicht bemerkt, wie riesengroß es war, sicher deshalb, weil der untere Teil des Foyers noch im Dunkeln lag und oben auch nur eine einzige Lampe gebrannt hatte.
Megan wurde immer unsicherer, als sie ihre Umgebung genauer betrachtete. Es sah eigentlich nicht einmal aus wie in einem Hotel, sondern eher wie in einem Privathaus. Tatsächlich, der Portier, der sie hereingebeten hatte, hätte auch gut ein Butler sein können. Eigenartig.
»Guten Tag, Euer Gnaden. Darf ich Ihnen das Esszimmer zeigen?«
Es war der gleiche Mann, der sie heute früh hereingelassen hatte. Jetzt aber war er korrekt gekleidet und benahm sich eindeutig wie ein Butler. Euer Gnaden? Megan unterdrückte ein Stöhnen. Bestimmt hatte Devlin wieder gelogen, als er sich vorstellte.
»Seien Sie so nett und bringen Sie mich zu meinem Gatten«, antwortete sie.
»Sehr gern. Wenn Sie mir bitte folgen würden?«
Sie rechnete damit,
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