Loderne Glut
aus Büchern. Wenn wir verheiratet sind, hat die Frau gewisse Pflichten ihrem Ehemann gegenüber. Pflichten, die du sicherlich mit der Zeit mit einem gewissen Vergnügen erfüllen wirst, weil das, was zwischen einer Frau und einem Mann vor sich geht, nicht unbedingt die Bezeichnung Pflicht verdient.«
Amanda saß sehr gerade auf seinem Schoß und erinnerte sich an Hank. »Ich glaube, ich könnte das lernen«, sagte sie.
»Dann entspanne dich, Amanda«, riet er ihr im Ton von Taylor, dem Lehrer.
Dem Reflex jahrelangen Gehorsams folgend, sank sie gegen ihn und legte den Kopf an seine Schulter.
Er besserte noch ein wenig nach, bis sie sich an ihn zu schmiegen schien, und war dann offensichtlich mit dem Ergebnis zufrieden, während Amanda die absurde Vorstellung hatte, daß sie nicht zusammenpaßten. Sie glaubte, zu schwer für Taylors mageren Körper zu sein, und sie spürte auch -obwohl er sie aufgefordert hatte, sich zu entspannen -, daß er jetzt entsetzt wäre, wenn sie den Kopf höbe und mit der Zungenspitze sein Ohrläppchen liebkoste. Sie konnte nicht umhin, an Hank zu denken: Sie schien so leicht gewesen zu sein wie eine Feder, als er sie über die Zäune und aus seinem Wagen hob, und nichts schien ihn zu schockieren.
»Bist du bereit, mir die Chance zu geben, statt deines Lehrers dein Liebhaber zu sein?« fragte Taylor.
»Natürlich«, entgegnete Amanda. »Wenn wir getraut werden sollten . . .«
»Wenn!«
»Sobald wir verheiratet sind, werden wir auch ein Liebespaar sein.«
Taylor lachte leise. »Meine scheue kleine Blume. Ich werde dich in die Liebe einführen. Ich möchte ja nicht prahlen; aber ich besitze auf diesem Gebiet einige Erfahrung.«
Ich auch, wollte sie erwidern, aber sie war sicher, daß das nicht sonderlich gut ankommen würde.
Er hielt sie mit beiden Armen von sich, um sie zu betrachten. »Wir werden heute abend damit beginnen. Ich werde dich in deiner Gewerkschaftszentrale abholen - ich sollte doch mindestens sehen, wo du deinen kleinen Job verrichtest -, und dann fahren wir zum Jahrmarkt in Terrill City.«
»Zum Jahrmarkt?« keuchte sie. »Aber . ..«
»Was ist denn verkehrt an einem Jahrmarktsbesuch? Vielleicht möchtest du lieber woanders hingehen? Vielleicht zu einer Tanzveranstaltung? Oder ins Kino? Wir könnten auch einfach im Mondlicht Spazierengehen. Vielleicht ein Picknick bei Mondlicht? Das wäre doch nett. Wir könnten eine Schokoladentorte mitnehmen. Ich weiß ja, wie gern du Schokolade ißt.«
Amanda konnte das nicht länger ertragen. Sie glitt von seinem Schoß herunter. »Ich finde die Idee mit dem Jahrmarkt wunderbar. Aber ich muß jetzt wirklich gehen -« sie zögerte, ehe sie weitersprach — »zu meinem kleinen Job. Wir sehen uns dann abends.«
»Keinen Kuß zum Abschied?«
Sie beugte sich zu ihm hinunter, um ihm einen Kuß zu geben, und er umfaßte mit der einen Hand ihren Kopf und drehte ihn so, daß er ihr einen deftigen Kuß mit offenen Lippen geben konnte, während seine andere Hand an ihrem Arm hinunterglitt und sie seitlich an der Brust faßte.
Sie zuckte sofort zurück.
Er lachte wieder leise. »Siehst du - ich kann noch mehr sein als nur dein Lehrer. Nun darfst du gehen. Wir sehen uns dann am Abend wieder.«
Steifbeinig verließ sie das Eßzimmer. Sekunden später saß sie im Fond der Limousine und war unterwegs zum Gewerkschaftshaus. Nun hatte sie alles, was sie sich vom Leben gewünscht hatte: Taylor liebte sie; er behandelte sie nicht mehr als Schülerin, sondern wie eine Erwachsene; und heute abend ging sie mit einem Mann, den sie von Kindheit an geliebt hatte, zum Jahrmarkt. Sie war die glücklichste, vom Schicksal am reichsten beschenkte Frau von der Welt.
Warum hatte sie also das Gefühl, daß ihr Leben zu Ende sei? Warum wäre sie am liebsten in ihr Zimmer verschwunden und hätte es nie mehr verlassen mögen?
Als sie im Gewerkschaftshaus anlangte, waren ihr Körper und ihr Gesicht starr von den Tränen, die sie nicht vergossen hatte. Die erste Person, die sie dort antraf, war Hank, und einen Moment kreuzten sich ihre Blicke, und seine Augen fingen Feuer. Sie sah zur Seite.
Er kam an ihren Schreibtisch und beugte sich über sie. »Sie sind heute aber unpünktlich«, flüsterte er. »Sind Sie etwa gestern nacht zu spät nach Hause gekommen?«
Allein sein Atem genügte, um ihr salvenweise Schauer über den Körper zu jagen. »Sie können die Zeit, die ich versäumt habe, ja von meinem Lohn abziehen«, empfahl sie kühl und ging auf die
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