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Lösegeld am Henkersberg

Lösegeld am Henkersberg

Titel: Lösegeld am Henkersberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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wie
morgen mittag die Geldübergabe vonstatten gehen sollte.
    Frau Theisen setzte sich neben Tim. „Bitte,
nimm auch Alice’ Tropfen mit, ja? Sie braucht das. Die Kur sollte nicht
unterbrochen werden.“
    „Selbstverständlich“, nickte Tim. „Ich
mache das den Gangstern klar. Aber vielleicht ist es gar nicht mehr nötig. Denn
wir können damit rechnen, daß morgen abend alle Geiseln frei sind. Ist doch
richtig, Herr Glockner?“
    „Davon bin ich überzeugt“, sagte er.

18. Leos Pech
     
    Ritschi Gernreich, der blondierte
Ganove mit der kieksenden Schrillstimme, war zufrieden.
    Er und sein hünenhafter Komplice Knut
Winzig hatten die Nachrichten verfolgt: im TV und über Hörfunk.
    „Enrico hält sich an seinen Plan“,
meinte Ritschi, „geht offenbar genau danach vor. Jedenfalls ist das Kidnapping
so gelaufen wie vorgesehen. Daß ich dazwischenfunken könnte, kommt diesem
Spaghetti-Fresser nicht in den Sinn.“
    Winzig leckte sich die Lippen. Sie
saßen in der Pizzeria RANDOLFO — unweit vom Gemüsemarkt.
    Winzig hatte drei große Pizzen
verschlungen und nachgespült mit viel Wein. Ritschi stocherte in seiner
Spaghetti-Portion. Er war zu nervös, um ordentlich zu kauen, hatte
Magendrücken.
    „Enrico hat also seinen Bruder Carlo
zur Verstärkung geholt“, stellte Winzig fest und leckte sich eine Scheibe
Salami aus dem Mundwinkel.
    „Exakt. Ich kenne diesen Mistbolzen
zwar nicht, aber die Ähnlichkeit — wie wir gestern abend vor dem Lido-Palace
sahen die Ähnlichkeit mit Enrico springt einem förmlich in die Augen. Carlo
sollte sowieso mitmachen. Indes — er saß noch im Knast, hahah. Er war der Boss
einer Diebesbande. In den Express-Zügen haben die Typen ihre Fischzüge gemacht.
Vornehmlich nachts in den Schlafwaggons. Carlo leitete Betäubungsgas in die
Abteile, und dann wurden die Reisenden ausgeplündert. Aber man hat ihn
erwischt.“

    Winzig leerte sein Weinglas. „Hoffentlich
halten sie sich auch morgen an den Plan.“
    „Ich denke schon. Vorgesehen ist, daß
der Geldbote um 14 Uhr zu der anrufbaren Telefonzelle vor dem Hauptbahnhof
kommt. Vielleicht ändert Enrico die Zeit. Soll er — wir sind auf dem Posten.“
    Das waren sie tatsächlich. Jedenfalls
ab nachher.
    Ritschi und Winzig hatten bereits am
Vorabend — als Tim die beiden bemerkte - im Hotel JAHRESZEITEN, also direkt am
Bahnhofsplatz, ein Zimmer gemietet: im zweiten Stock, vornliegend, mit Blick
zum Hbf.
    Nachher würde Ritschi dort einziehen.
Ab morgen früh wollte er die anrufbare Telefonzelle nicht mehr aus den Augen
lassen.
    Gedankenschwer meinte er jetzt: „Sobald
ein Schüler, nicht älter als 16, dort auftaucht — ein Schüler mit Rucksack — ,
wissen wir, was die Glocke geschlagen hat. Hähähäh! Dann bin ich am Rohr. Der
Junge parkt sein Rad — und schon wähle ich die Telefonzellen-Rufnummer. Ich
lasse es läuten, bin Enrico zuvorgekommen. Der hört nur: besetzt. Aber denken
wird er sich nichts. Tja, und dann habe ich den Bengel am Rohr und sage ihm,
wohin er die Kohle bringen soll. Nämlich zu uns, hahah. Zu uns! Drei Millionen.
Die kleinen Scheine können wir bald ausgeben, und die großen legen wir für
unsere alten Tage zurück.“
    „Hoffen wir, daß es so läuft.“
    „Wenn nicht, machen wir Enrico einen
Besuch. Wir halten ihm den Ballermann unter die Nase — und schon haben wir das
Geld.“
    „Ja, diese Möglichkeit bleibt uns immer
noch. Aber die andere ist eleganter.“
    „Die Bullen“, Ritschi grinste, „behalten
ihren Geldboten natürlich im Auge. Vielleicht wollen sie zugreifen im Moment
der Geldübergabe. Weiß man nie! Einfach phantastisch, Knut, was dir da
eingefallen ist.“
    „Kein Kunststück, wenn man die
richtigen Leute kennt. Ich weiß auch: Auf Fallmeier können wir uns verlassen.
Aber 100 000 müssen wir ihm geben.“
    „Das soll’s uns wert sein.“
    Alois Fallmeier, von dem jetzt die Rede
war, arbeitete als Hubschrauberpilot bei einer Firma für Luftbild-Fotografie.
Kleine Helikopter wurden dafür eingesetzt. Ihr Platz reichte nur für zwei Mann,
den Fotografen und den Piloten. Diese Firma hatte ihren Sitz in der Stadt. Die
Helikopter standen in einem Hangar ( Flugzeughalle ) am Flughafen.
    Unter anderen — nämlich normalen — Umständen
hätte sich Fallmeier vermutlich nicht auf Winzigs Vorschlag eingelassen. Aber
Fallmeier hatte den Arbeitsvertrag mit seiner Firma gekündigt und würde in
wenigen Tagen ausscheiden. Er war ein skrupelloser, innerlich unsteter Typ. Und
nur an

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