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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Pfeilen, eine Axt, ein Haumesser für Robert und einen Dolch für Edith zurück. Die flehentlichen Bitten der normannischen Soldaten, man möge sie losbinden, ignorierten die drei.
    Lediglich Sire Guy blieb stumm. Doch seine Augen glommen düster. Edith sah, wie seine Halsmuskeln arbeiteten. Er mühte sich mit allen Kräften, die Lederriemen zu zerreißen. Sie schickte innerlich ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihm dies erst in ein paar Stunden gelingen möge.
    Dann führte Bruder Brion Edith und Robert über den Fluss und am anderen Ufer zu einer Stelle, wo die Pferde von Sire Guys Männern angebunden waren. Sie nahmen sich drei; auch jetzt ließen sie das prächtigste – Sire Guys Hengst – zurück, um nicht aufzufallen.
    Eine gute Stunde später verließen sie schon den Barnsdale Forest und erreichten eine südwärts führende Straße.
    Bruder Brion zügelte seinen Gaul und lenkte ihn beiseite.
    »Also gut – Zeit für die Beichte«, sagte er und grinste fröhlich.

17
    R obert seufzte. »Wir sind aus Kyme geflohen, weil wir …«
    »Ich meinte meine Beichte, nicht Eure«, unterbrach ihn Brion.
    »Oh«, machte Robert, der offensichtlich von Brions wundersamen Wandlungen überfordert war. »Was habt Ihr denn zu gestehen?«
    »Dass er gar kein Mönch ist«, sagte Edith. »Vielleicht ist er nicht mal Ire.«
    »Ha!«, rief Brion. »Irisches Blut durch und durch, Mylady!« Er neigte den Kopf. »Ansonsten: Brion O’Heney, zu Euren Diensten.« Er zwinkerte ihnen zu. »Es wird Euch nicht viel bedeuten, aber mein großer Bruder ist der Erzbischof von Cashel drüben in Irland … Nur damit Ihr wisst, dass ich kein räudiger Strauchdieb bin.«
    »Was, Ihr seid kein Mönch?«, stieß Robert hervor. »Aber …«
    Brion sah Edith in die Augen. »Verzeiht, dass ich Euch getäuscht habe. Es war nötig.«
    »Ihr habt alle auf Kyme getäuscht!«
    »Ja, aber nur bei Lord Robert und Euch tut’s mir leid.«
    »Wer seid Ihr wirklich, Brion O’Heney? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Euer großer Bruder, der Erzbischof von Cashel, Euch zu uns geschickt hat.«
    »Nein«, sagte Brion schlicht. »Euer Vater war’s.«
    Robert gaffte ihn an. Edith bekam feuchte Augen.
    Brion hob die Hände, wie um ihre Reaktionen abzuwehren. »Die Krönung Richards ist für den dritten September in Westminster Abbey angesetzt. Richard hat es eilig, die Rechtmäßigkeit seines Königtums muss über jeden Zweifel erhaben sein, wenn er auf den Kreuzzug geht. Ihr müsst Euch beeilen, wollt Ihr seinen Schutz suchen. Das ist tatsächlich die einzige Möglichkeit, den Machenschaften Eurer Mutter zu entrinnen. Also unterbrecht mich gefälligst nicht. Verstanden?«
    Edith und Robert nickten.
    »Euer Vater«, sagte Brion, »war für den alten König Henri in einer geheimen Mission unterwegs ins Heilige Land.«
    Edith und Robert wechselten einen überraschten Blick.
    »Vor zwei Jahren gab es bei einem Ort namens Hattin im Heiligen Land eine große Schlacht – die Muslime unter Sultan Saladin kämpften gegen König Guy von Jerusalem. König Guy wurde unterstützt von den Tempelrittern, den Rittern vom Orden des heiligen Johannes, den Rittern vom Orden des heiligen Lazarus und von den großen italienischen Handelsstädten Genua und Venedig. Die Christen verloren diese Schlacht, und nicht lange danach fiel Jerusalem selbst, das Königreich der Himmel, in die Hände Sultan Saladins, des obersten Herrn der Sarazenen. Es heißt, dass Papst Urban  III . vor Kummer starb, als er davon hörte. Sein Nachfolger, Papst Gregor  VIII ., rief sofort nach seiner Wahl zu einem Kreuzzug gegen Saladin auf, dem alle christlichen Herrscher, also auch der alte König Henri, folgen sollten, um Jerusalem wieder zu befreien.«
    »Was hat das mit unserem Vater zu tun?«
    »Vor der Schlacht von Hattin hatte König Guy von Jerusalem den alten König Henri gebeten, ihm Ritter und Soldaten zu stellen, am besten unter Henris eigenem Kommando. Doch Henri fühlte sich zu alt dafür, in einem fremden Land um ein fremdes Königreich zu kämpfen, und sandte stattdessen Geld. Als in den letzten beiden Jahren die Rufe nach einem dritten Kreuzzug immer lauter wurden, ahnte Henri, dass er sich nicht noch einmal würde heraushalten können. Immerhin war sein Königreich das größte und mächtigste der gesamten Christenheit. Also versuchte er alles, damit der Kreuzzug gar nicht erst stattfand. Er hatte gehört, dass Sultan Saladin ein anständiger Mann sei, und schickte insgeheim eine Gruppe

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