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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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größte Bauerndorf von Kyme. Eine riesige Rauchglocke hing über der Siedlung. Im Osten drängten sich die Behausungen gegen die Festungsanlage des »Turms«, im Westen erhoben sich die Zinnen von Baynard’s Castle und Montfitchet Castle.
    London war in Ediths Augen nur ein ausgedehntes Dorf und roch auch so: nach Herdrauch, Jauche, dem fauligen Dunst der Gerbereien und nach menschlichen Exkrementen, die in Gassen, Abortgruben und am Flussufer darauf warteten, dass der nächste Regen sie fortschwemmte. Weit außerhalb der Stadt, im Südwesten, markiert durch eine kleinere Rauchwolke, lagen, umgeben von Pächterhütten und Dienerhäusern, die Abtei von Westminster und die Krönungshalle. Hier war einst auch Guilhem der Eroberer, der Urahn König Richards, gekrönt worden.
    Robert zeigte sich tief beeindruckt von der Baustelle der Brücke. Sie führte vom sumpfigen Gelände um die Erlöserkathedrale von Southwark in das Herz Londons hinein und war der einzige Übergang über die Themse. Noch der alte König Henri hatte den Auftrag erteilt, die hölzerne Brücke durch einen Steinbau zu ersetzen. Das war vor knapp fünfzehn Jahren gewesen. Die Bauarbeiten waren weit fortgeschritten. Großartig muteten die Pfeiler an – mit Steinen aufgefüllte Ovale aus Baumstämmen, die man in den Flussboden getrieben hatte. Sie waren umgeben von steinernen Wellenbrechern. Ebenso atemberaubend wie die Architektur war auch der Brückenzoll. Er wurde bereits erhoben, obwohl die Brücke nur bis zur Hälfte begehbar war und man über breite Holztreppen zu Fähren hinuntersteigen musste, um den letzten Teil der Strecke bis zum Nordtor zu bewältigen.
    »Wieso heißt es ›Nordtor‹, wenn es doch im Süden der Stadt liegt?«, fragte Robert.
    »Weil es von der Brücke aus gesehen im Norden liegt«, erwiderte Brion. »Die Brücke ist beinahe ein Stadtteil für sich und schafft ihre eigenen Richtungen.« Er hatte den Brückenzoll für alle drei ohne Murren gezahlt und zerrte nun Ediths Pferd und sein eigenes die flachen Treppenstufen hinunter. Robert hatte darauf bestanden, sein Pferd selbst zu führen, was ihm einige Mühe bereitete. Die verängstigten Tiere ließen eine Spur aus dampfenden Pferdeäpfeln zurück, und die Nachkommenden fluchten, als sie hineintraten.
    Im Zugang zur Stadt drängten sich die Menschen. Alle wollten an den Krönungsfeierlichkeiten teilnehmen, und sei es auch nur, um später sagen zu können: Ich bin dabei gewesen! ; auch wenn die meisten die Zeit weitab von der Zeremonie in irgendeiner Londoner Schenke zubringen würden.
    Zu Ediths Empörung stellte sich heraus, dass der Brückenzoll den Preis für die Fähre nicht beinhaltete. Diesmal schien jedoch auch Brions Geduld aufgebraucht. Er nahm den Fährmann beiseite, und Edith sah, wie der Templer kurz den Ärmel seiner Kutte hochschob und dem Mann etwas zuflüsterte. Der war danach wie verwandelt und die Höflichkeit selbst. Von einer Bezahlung war keine Rede mehr. Brion zwinkerte Edith zu.
    »Ich bin beeindruckt, welchen Ruf die Tempelritter hier offenbar genießen«, flüsterte Edith, um nicht die Aufmerksamkeit der anderen Fährgäste zu erregen.
    Brion musterte sie. »Der Tempelmeister von London ist einer der mächtigsten Barone des Königreichs und die Ordensfiliale hier zählt zu den reichsten des Ordens.« Dann schob er den Ärmel seiner Kutte wie vorhin zurück und drehte seinen Unterarm. Edith sah, dass er dem Fährmann nicht das Templerkreuz gezeigt hatte, sondern eine andere Tätowierung: ein dreiblättriges Kleeblatt. »Aber dieses Zeichen hier war viel mächtiger als das Templerkreuz. Es ist das Shamrock, ein Symbol des heiligen Patrick. Als der Fährmann den Mund aufmachte, habe ich sofort gehört, dass er Ire ist wie ich. Wo kämen wir da hin, wenn ein Ire in der Fremde einem anderen Geld abknöpfen würde?«
    »So sehr haltet ihr es mit der Brüderlichkeit unter Landsleuten?«, fragte Edith, die nun wirklich beeindruckt war.
    »Vielleicht half auch der Hinweis auf das Schwert unter meiner Kutte, mit dem ich ihn, seinen Gehilfen und die Hälfte seiner klapprigen Fähre zugleich aufspießen könnte.«
    Das Gefährt wurde mithilfe von Seilen über den Fluss bewegt. Das Wasser der Themse war braungrün und roch brackig. Abfall schwamm darin.
    »In London werdet ihr bei einem guten Freund wohnen«, erklärte Brion. »In den Tempelbezirk darf ich euch nicht mitnehmen. Dort gibt es zwar Wohnungen, aber die sind nur für Mitglieder des Ordens da.«
    »Wer

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