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Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Löwenherz. Im Auftrag des Königs

Titel: Löwenherz. Im Auftrag des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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machen. Im selben Augenblick erkannte sie die Gestalt: ein verletztes Pferd, das sich vergeblich mühte, auf die Beine zu kommen. Ihr wurde kalt. Ein verletztes Pferd bedeutete fast immer …
    »Einen von den Rittern hat’s erwischt«, sagte Robert mit schwankender Stimme.
    Das Wiehern war bis hierher zu hören. Das Tier kam auf die Vorderbeine, dann fiel es wieder um.
    »Oh mein Gott!«, sagte Edith. »Der arme Gaul!«
    Robert räusperte sich. »Zwei Fingerbreit links davon.«
    Edith sah ihn im selben Augenblick. Der Mann lag reglos auf der Seite. Sein Kettenpanzer schimmerte in der Sonne, die bunten Farben seines Waffenrocks wirkten fast fröhlich. Sie atmete tief ein und wieder aus. Edith und ihr Bruder hatten schon einige Tote gesehen, das war nicht ungewöhnlich. Aber die beiden waren mehr oder weniger behütet aufgewachsen. Die Toten, die sie gesehen hatten, waren einem Unfall oder irgendeiner Krankheit zum Opfer gefallen: alte Knechte und Mägde oder zuweilen ein Kleinkind aus einer Pächterfamilie. Weder Krieg noch sonst eine gewaltsame Auseinandersetzung hatten jemals den Weg nach Kyme gefunden.
    Das Pferd ließ den Kopf sinken. Sein Wiehern klang so, als rufe es seinen Herrn zu Hilfe. Doch sein Herr würde nicht kommen.
    »Wenn der Gaul so weitermacht, werden noch die Soldaten auf ihn aufmerksam«, sagte sie.
    Robert nickte. »Und wenn sie das Pferd finden, entdecken sie auch uns.«
    Sie sahen einander erneut an.
    »Los, komm!«, sagte Edith. »Laufen wir hinüber und sehen wir nach, wie wir dem armen Geschöpf helfen können, bevor Sultan Saladins Männer wirklich noch hier auftauchen.«
    Zwei Pfeilschäfte steckten in der Hinterhand; die Pfeile mussten abgebrochen sein, als das Pferd gestürzt war, der Aufprall hatte die Spitzen tief ins Fleisch getrieben. Das war nichts, was ein geschickter Bader nicht in kürzester Zeit hätte heilen können. Und da dies ein gut ausgebildetes Streitross war, lohnte sich der Rettungsversuch allemal. Streitrösser, auch wenn sie eher klein und zäh waren statt groß und stattlich und elegant, besaßen hohen Wert.
    Edith versuchte, nicht zu dem toten Ritter hinzusehen. Neben ihm lag ein einfacher Topfhelm mit Nasenspange, den er im Fallen verloren hatte. Er sah fast aus, als ob er schliefe. Seine Augen waren geschlossen, eine Hand umklammerte noch den Pfeil, der in seinem Leib steckte. Das Geschoss musste die Ringe des Panzerhemds durchschlagen haben. Offenbar hatten ein paar von Saladins Soldaten versucht, die fliehenden Ritter aufzuhalten. Da gefallene Feinde normalerweise ausgeplündert wurden, nahm Edith an, dass der Ritter sich noch eine Weile auf dem Pferd hatte halten können, bis dieses aufgrund seiner eigenen Verletzungen ins Stolpern geraten und gestürzt war. Immerhin war der Ritter so weit gekommen, dass die Sarazenen ihm nicht nachgesetzt hatten. Genützt hatte es ihm nichts.
    Edith zog am Zügel des Pferds, während Robert versuchte es anzuschieben, damit es sich aufrichtete. Nervös blickten sie immer wieder zu dem vielleicht fünfhundert Mannslängen entfernten Sarazenenheer hinüber, doch dort nahm niemand von ihnen Notiz. Die Staubglocke, die über dem Heerlager hing, war wie ein Nebel – die Soldaten konnten sie vermutlich gar nicht sehen. Die beiden schoben und zogen, schwitzend und hektisch. Und tatsächlich: Auf einmal rappelte sich das Pferd auf, knickte beim Aufstehen noch einmal ein und stand dann tatsächlich, das verletzte Bein angewinkelt. Mit seinen weichen Nüstern fuhr es über Ediths Gesicht, als wollte es sich bedanken.
    Edith lächelte und streichelte seine Stirn.
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Robert.
    »Wir lassen es laufen. Mehr können wir nicht tun.«
    Sie wandte sich ab und ihr Blick fiel erneut auf den toten Ritter. Christenpflicht wäre gewesen, ihn anständig zu begraben, statt ihn hier liegen zu lassen. Sie hob die Hand, um das Kreuzzeichen zu machen. Dann tat ihr Herz einen Sprung: Die Augen des Mannes waren offen und voller Entsetzen erwiderte er ihren Blick.

7
    D en Mann unter den Achseln zu packen und ihn in die Deckung des Wadis zu schleifen, war die Tat eines Augenblicks. Sie hatten sich dazu nicht einmal verständigen müssen. Nun lagen sie gegen die Böschung gedrückt, keuchend und schwitzend. Der Ritter stierte sie an. Noch immer umklammerte er den Pfeil, der in seinem Leib steckte.
    »Könnt Ihr mich verstehen?«, fragte Edith nach einer Weile auf Normannisch.
    Der Ritter nickte erst, als sie schon Atem holte,

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