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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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können. Teena hatte nicht einmal eine Ahnung, ob sich noch andere Frauen mit Rosalins Shampoo die Haare gewaschen hatten, Frauen, die ebenfalls braunes Haar besaßen. Der Gedanke, Roz könnte weitere Gespielinnen haben, machte sie eifersüchtig. Aber Teena war sich bewusst, dass ihre Freundin ein freiheitsliebender Geist und sexuell experimentierfreudig war. Teena würde Roz nicht zähmen können, und eigentlich sah sie ihre Zukunft ohnehin an der Seite eines Mannes.
    Die undefinierte Beziehung zu Rosalin Sawkenshaw verwirrte sie.
    Als Teena sich verabschiedete, war sie viel zu müde, um noch länger darüber nachzudenken. Sie fiel ins Bett und schlief augenblicklich ein. Am nächsten Morgen quälte sie sich eine Stunde früher als notwendig aus den Kissen und fuhr noch schlaftrunken nach Newcastle. Sie konnte kaum die Augen aufhalten und schreckte hoch, als ein Krankenwagen hinter ihr hupte, weil die Ampel auf Grün gesprungen war, während Teena noch immer dachte, sie stünde auf Rot. Sogar das rhythmische Aufleuchten ihrer Blinkeranzeige lullte sie ein. Gähnend bog sie von der Zufahrtsstraße ab und suchte einen Parkplatz in der Nähe des Forensiklabors.
    „Ich bin ein Vorzeigemodell von einer Polizistin, ein richtiges Vorbild, so wie es jeder Polizist sein sollte“, murmelte sie und rangierte eine geschlagene Minute lang, um den klobigen Discovery in die Parklücke zu bugsieren. Mit verstellter Stimme rügte sie sich: „Wer so müde ist, darf gefälligst nicht Auto fahren. Sie sind eine Gefahr für Newcastle, Miss McLight.“
    Alles fiel ihr schwer: sich ins Gebäude zu schleppen, den Fahrstuhlknopf zu drücken und das in zwei Plastiktüten, eine durchsichtige und eine blickdichte vom Gardenrye Groceries, eingepackte Shampoo auf die Theke des Empfangs zu stellen, denn dazu musste sie ja den Arm heben.
    „Das ist für Sly Court“, brachte sie mühsam heraus und schob die Tüte ein Stück zu der Asiatin hin. „Er wartet darauf.“
    Die Frau rümpfte die Nase und betrachtete die unprofessionelle Verpackung herablassend. „Und was ist ‚es'?“
    „Er weiß Bescheid.“
    „Das kann jeder behaupten …“
    Genervt unterbrach Teena sie. Sie lehnte sich über den Tresen und blaffte: „Denken Sie im Ernst, in dieser Tüte könnte eine Zeitbombe sein oder ein Behälter mit Ebolaviren?“
    Die Asiatin zögerte. Dann antwortete sie leise: „Nein, aber …“
    Teena schlug auf den Tresen. „Nichts aber! Sie behindern polizeiliche Ermittlungen, Misses …“, sie nahm das Namensschild in die Hand, das hinter einem Blumentopf mit Plastikveilchen gestanden hatte, und las: „… Ueyama-Skinner! Entweder Sie händigen Mister Court den Inhalt unverzüglich aus, oder ich verlange, auf der Stelle Ihren Vorgesetzten zu sprechen. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“ Wütend kniff sie die Augen zusammen und versuchte so böse und selbstsicher auszusehen wie nur möglich. In Wahrheit schalt sie sich einen Narren, weil sie sich leichtfertig aufs Glatteis begeben hatte. Sollte Misses Ueyama-Skinner tatsächlich ihren Chef bemühen, wäre nicht nur Teena in Bedrängnis, sondern auch Sly. Eine brenzlige Situation.
    Die Empfangsdame nahm die Tüte der Gardenrye Groceries jedoch an sich und lächelte gequält. „Ich werde ‚es‘ Mister Court übergeben, sobald er das Labor betritt.“
    Teena fand, dass die Asiatin das Wörtchen ‚es‘ unnötigerweise betont hatte, und ihr Sarkasmus war ihr nicht verborgen geblieben, aber sie schwieg und eilte aus dem Gebäude, weil sie einfach zu müde für weitere Auseinandersetzungen war. Verärgert, aber schon viel wacher als zuvor, machte sie sich auf den Rückweg nach Gardenrye. Am Stadtrand von Newcastle entdeckte sie einen Teeladen, der glücklicherweise bereits geöffnet hatte, kaufte sich einen Wasserkocher, losen Gunpowder in einer mit Lotusblüten bemalten Dose und ein Tee-Ei aus Porzellan und fuhr zur Bezirksdienststelle. Sollte Matthew, der Kaffeefanatiker, ruhig die Nase rümpfen, aber Teena brauchte an diesem Morgen unbedingt einen starken grünen Tee.
    „Guten Morgen“, grüßte sie Monica, die am Empfang saß und die Augen aufriss, als sie Teena erblickte. Dann erhob sie sich hektisch, drehte sich um und begann in ihrer Korbtasche zu kramen, wobei sie ein „Morgen“ murmelte.
    War sie errötet, oder hatte sich Teena das nur eingebildet? Möglicherweise lag es daran, dass sie von Monicas Verabredung mit Sly wusste. Der wunde Punkt der Kratzbürste.
    Ha! Ich

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