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Loge der Lust

Loge der Lust

Titel: Loge der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henke Sandra
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Becher zu füllen. „Ich mache dir auch eine Tasse.“
    „Danke. Ich trinke nur deshalb Kaffee, weil das hier alle tun. Daheim bevorzuge ich Tee.“
    Teena war erstaunt. Sie hatte vermutet, dass Monica immer ihren Kopf durchsetzte. Dass sie sich tatsächlich auch einmal den Gegebenheiten beugte, machte sie sympathischer, irgendwie menschlicher. Die schroffe Fassade bröckelte immer mehr.
    Monica kam zu ihr und lehnte sich gegen einen Aktenschrank. Eine Weile schaute sie Teena dabei zu, wie sie das Porzellan-Ei füllte und es danach an einer Kette ins Wasser gleiten ließ. Dann räusperte sie sich. „Ich werde morgen ein zweites Ei mitbringen. Hat … hat Sly denn vielleicht etwas zu dir gesagt?“
    Teena hob die Augenbrauen. „Nein. Wie war eure Verabredung?“
    „Nett, ich meine, nun, nett klingt so belanglos, es war wirklich schön“, druckste Monica herum. Dann atmete sie tief durch und gab zu: „Der Abend war eine Katastrophe.“
    „So schlimm?“
    „Nein, ich war ja mit Sly zusammen. Das ist alles, was zählt.“
    „Wenn man jemanden gern hat“, formulierte Teena es behutsam, „braucht man nur zusammen auf einem Hügel zu sitzen und in den Nachthimmel zu schauen, um glücklich zu sein.“
    Monica nickte und lächelte verträumt.
    Teenas Neugier war geweckt, und so hakte sie nach, während sie das Tee-Ei leerte, erneut mit Gunpowder füllte und in die zweite Tasse hängte. „Ging es Sly wieder besser? Eine Sommergrippe ist wirklich etwas Fieses.“
    „Das war ja das Problem.“ Monica seufzte. „Ihm ging es wirklich schlecht. Warum er das Date nicht abgesagt hat, ist mir schleierhaft.“
    „Er wollte dich unbedingt wiedersehen. Das liegt doch auf der Hand.“
    Verschämt wich Monica Teenas Blicken aus. „Er meinte, Hühnersuppe würde ihm helfen. Sly schwört auf natürliche Heilmittel. Also haben wir ein Restaurant gesucht, das Hühnersuppe anbietet, im Sommer kein leichtes Unterfangen, da das Gericht nur im Herbst und Winter auf den Speisekarten steht. Außerdem wollte Sly nur hausgemachte Suppe, keine aus der Tüte, denn nur Suppe, die von einem frischen Huhn gekocht wird, hilft bei Grippe.“
    „Ich verstehe“, sagte Teena mitfühlend. „Männer sind nicht einfach, wenn sie krank sind.“
    Monica lachte und flüsterte: „Wie quengelnde Kinder, nörgelig und kaum zufriedenzustellen. Jedenfalls haben wir nach über einer Stunde tatsächlich ein Restaurant gefunden, das hausgemachte Hühnersuppe auf der Speisekarte hatte, aber als Sly den dampfenden Teller vor sich stehen hatte, war ihm übel, weil er zu lange nichts gegessen hatte. Die Hälfte würgte er hinunter, dann war ihm noch schlechter, und ich fuhr ihn nach Hause.“
    Teena lag die Frage auf der Zunge, ob Monica Sly ernsthaft wiedertreffen wollte, wenn er solch ein schwieriger Mann war, aber sie verkniff sie sich. Wer war schon perfekt? „Habt ihr ein neues Treffen vereinbart, vielleicht in ein, zwei Wochen, wenn es Sly besser geht?“
    Monica schüttelte den Kopf. „Er konnte kaum sprechen, weil seine Nase verstopft war und er schwer Luft bekam. Außerdem hatte er starke Halsschmerzen. Er hätte ins Bett gehört. Stattdessen quälte er sich mit mir durch Newcastle.“
    „Und wie geht es jetzt weiter mit euch?“ Teena nahm das Tee-Ei aus dem Becher und legte es auf eine Untertasse.
    Sie zuckte mit den Achseln.
    „Ruf ihn doch an“, schlug Teena vor und reichte ihr den Becher.
    Monica nahm den Tee, schaufelte zwei Löffel Zucker hinein und rührte gedankenversunken. „Es gibt keinen Anlass dafür.“
    Teena konnte das „Leider“ hören, obwohl Monica es nicht ausgesprochen hatte. „Es braucht doch gar keinen Grund. Frag ihn einfach, ob er wieder gesund ist.“
    „Und dann?“
    „Biete ihm an, ein Huhn zu kaufen, zu ihm zu kommen und ihm seine geliebte Hühnersuppe zu kochen.“
    „Bei ihm zu Hause?“ Monica trank einen Schluck, verbrühte sich die Lippen und verzog schmerzlich das Gesicht.
    „Das würde seiner Erkältung entgegenwirken. Er kann sogar im Bett liegen bleiben.“
    „Christeena!“, entrüstete sich Monica und ließ sich auf ihren Stuhl fallen.
    Lachend warf Teena den Kopf in den Nacken und ging zu ihrem Büro. Sie blieb kurz auf dem Gang stehen, spähte zu Joshuas Büro und überlegte, ob sie bei ihm vorbeischauen sollte. Einen Grund musste es nicht geben, das hatte sie gerade erst zu Monica gesagt. Ihr würde schon irgendetwas einfallen. Wenn nicht, würden sie eben über das Wetter reden. Aber Joshs

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