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Lohn des Todes

Titel: Lohn des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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sie etwas am Computer eintippen.
     Dann räusperte sie sich.
    »Woher haben Sie das Aktenzeichen?«
    »Ich bin Kinder- und Jugendpsychiaterin in Aachen. Ich fand eine Notiz mit dem Aktenzeichen, Ihrer Telefonnummer und dem Namen
     Kessing in der Akte einer meiner Patientinnen.«
    »Ich kann Ihnen leider keine weitere Auskunft dazu geben. Das ist ein Altfall aus den achtziger Jahren. Die Akte ist sicher
     schon lange im Archiv. Außerdem bin ich auch nicht befugt, telefonische Auskunft zu geben. Ihre Patientin kann persönlich
     die Anfrage stellen. Oder schriftlich.«
    »Leider geht das nicht mehr, sie ist ermordet worden. Der Täter ist noch nicht gefasst, und wir suchen nach jedem möglichen
     Hinweis, um die Tat aufzuklären.«
    »Sie sind von der Polizei? Ich dachte, Sie seien Psychologin?«
    »Ich arbeite in diesem Fall mit der Polizei zusammen.«
    »Bei begründetem Interesse kann die zuständige Behörde eine schriftliche Anfrage stellen. Haben Sie unsere Postadresse?«
    |227| »Ich weiß noch nicht mal, ob sich das lohnt. Ob das Aktenzeichen mit meiner Patientin zu tun hat oder ob einfach jemand schlampig
     abgeheftet hat.«
    »Wie gesagt, ich kann Ihnen leider gar nicht helfen. Sie müssen schon schriftlich anfragen oder jemanden von der Polizei vorbeischicken,
     der sich ausweisen kann. Vermutlich ist sogar ein richterlicher Beschluss notwendig, wenn die betroffene Person verstorben
     ist.«
    Ich bedankte mich und legte auf. Für einen Moment überlegte ich, ob ein schriftlicher Antrag tatsächlich Sinn machte. Mir
     fiel nichts ein, was das Jugendamt in Bonn als fallrelevante Information haben könnte. Das Klingeln meines Handys riss mich
     aus den Grübeleien.
    »Conny? Wo bist du?« Robert lachte leise. »Seltsam, dass man diese Frage in Zeiten des mobilen Telefons immer stellen muss.«
    »Hallo, Robert. Ich bin in Aachen an meinem Schreibtisch.«
    »Störe ich dich bei der Arbeit?«
    »Nicht wirklich.« Ich erzählte ihm von der Aktennotiz. »Irgendetwas in den achtziger Jahren. Das kann eigentlich nichts mit
     Sonja zu tun haben, sie wurde sechsundachtzig geboren.«
    »Komisch ist das schon. Ich schicke jemanden vorbei, schaden kann es nicht, und weiter kommen wir im Moment auch nicht. Kluge
     hat gestern Geld abgehoben. In Antweiler. Die Bilder der Überwachungskamera der Bank werden noch ausgewertet.«
    »Dann ist er also noch im Lande?«
    »Falls ihm die Scheckkarte nicht gestohlen wurde, schon.«
    »Das wäre doch ziemlich unwahrscheinlich.« Ich lachte.
    »In diesem Fall würde mich nichts mehr überraschen. Alle Spuren laufen ins Leere.«
    Wir verabredeten, später am Tag noch mal zu telefonieren.

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    |228| Kapitel 25
    Der Computer war noch angeschaltet. Ich starrte auf die Seite, öffnete ein neues Fenster, gab noch ein paar Begriffe bei Google
     ein. Ich wusste gar nicht, wonach ich suchen sollte. Mein Kopf tat weh, und mir war kalt.
    Verdammt, dachte ich, du wirst dich erkältet haben, Conny. Eine Stunde durch den Regen zu laufen war nicht wirklich gesund.
     Ich schaltete den Computer aus und verschloss meine Praxis. In der Kinderarztpraxis nebenan war es ungewöhnlich ruhig für
     einen Montag. Ich nickte Claudia, der Sprechstundenhilfe, zu und ging.
    Zu Hause kochte ich mir eine Kanne Tee und kuschelte mich mit Charlie auf das Sofa. Schon bald schlief ich ein. Ich träumte
     unruhig. Immer wieder sah ich ein Mädchen weglaufen, durch einen Wald. Sie floh vor einer Bedrohung, die ich nicht sah.
    Als ich aufwachte, stand die Sonne schon tief am Himmel. Obwohl ich so lebhaft geträumt hatte, fühlte ich mich doch besser.
     Ich ging eine Runde mit dem Hund, die frische Luft tat mir gut. Dann beschloss ich, eine Hühnersuppe zu kochen und früh zu
     Bett zu gehen. Auf meinem Handy waren vier Anrufe in Abwesenheit, zwei von Robert und zwei von Martin. Ich hatte das Telefon
     auf lautlos gestellt und die Anrufe verpasst. Keiner von ihnen hatte eine Nachricht hinterlassen. Ich rief Martin an, sein
     Handy war ausgeschaltet. Auch bei Robert erreichte ich nur die Mailbox. Beide bat ich um Rückruf, doch sie meldeten sich an
     diesem Abend nicht mehr.
    Obwohl ich am Nachmittag einige Stunden geschlafen hatte, schlief ich schnell ein. Diesmal träumte ich nichts, erwachte jedoch
     verschwitzt. Die Hals- und Gliederschmerzen waren verschwunden. Nach einem ausgiebigen Frühstück gingen Charlie und ich in
     die Praxis.
    Ich rief die beiden Scheidungsfälle an, vereinbarte Termine. Es tat gut,

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